«Die Explosion ist so stark, dass die Seismographen im fernen Zürich ein Erdbeben registrieren.» So berichtete die «Neue Zürcher Zeitung» über das Unglück im Dorf Mitholz im Berner Oberland.
In der Nacht auf den 20. Dezember 1947 kommt es im militärischen Munitionslager im Kandertal zu mehreren Explosionen. Im Lager sind rund 7000 Bruttotonnen Kriegsmaterial eingelagert: Patronen, Geschosse, Tretminen, Splitterbomben, Fliegerbomben.
Das Tal sei schon kurz vor der ersten grossen Explosion von einer grau-grünen Gasflamme taghell erleuchtet worden, erzählt ein Augenzeuge. Die erste grosse Explosion um 23.30 Uhr löst eine Kettenreaktion aus. Bis zu 30 Meter hohe Stichflammen schiessen aus den Zugängen zum Munitionslager. Das BLS-Stationsgebäude von Blausee-Mitholz wird dem Erdboden gleich gemacht.
Fünf Minuten später kommt es zu einer zweiten, stärkeren Detonation. Zehn Minuten nach Mitternacht erfolgt die grösste Explosion. 35 Tonnen schwere Felsbrocken werden 150 Meter weit durch die Luft geschleudert. Auf hundert Metern Länge stürzt die Fluh ein, in der sich das Munitionslager befindet. Eine Fliegerbombe legt eine Strecke von zwei Kilometern zurück.
Etwa die Hälfte des eingelagerten Materials wird in den nächsten 24 Stunden explodieren. Noch Tage später werden kleinere Explosionen registiriert. Und mitten drin die Bewohner von Mitholz. Neun Menschen sterben, darunter vier Kinder. Viele werden zum Teil schwer verletzt. Überlebende berichten von der Flucht durch den Schnee, teils barfuss und im Nachthemd.
Alle Gebäude in Mitholz werden zerstört oder beschädigt. Die Aufräumarbeiten gestalten sich schwierig, weil im ganzen Tal scharfe Munition verstreut liegt und von Schnee bedeckt wird.
Geklärt ist die Ursache bis heute nicht. Es wird angenommen, dass eine chemische Reaktion in einem Zünder zu einer Selbstauslösung führte.
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