«Oh läck du mir am Tschöpli», «Jetzt mues de Buuch weg», – es gibt Liedzeilen, die sind tief in den Gehörgängen verankert. Besonders bei Menschen, die das Trio Eugster zu ihrer Blütezeit erlebt haben. In den 70er- und 80er-Jahren landet das Trio einen Hit nach dem anderen und verkauft zwei Millionen Tonträger. Mit «Iistige bitte!» haben die Brüder sogar eine eigene Fernsehshow im Schweizer Fernsehen. Doch die Anfänge sind bescheiden. Alles beginnt in einer musikalischen, aber wenig begüterten Familie im zürcherischen Dübendorf.
Alex Eugster empfängt uns am Bahnhof. Der 85-Jährige führt uns durch seine Heimatstadt. Sein Bruder Viktor ist krankheitshalber nicht dabei. Bruder Guido ist im April 2021 verstorben. Auf dem Spaziergang erinnert sich Alex Eugster an alte Zeiten.
Während des Kriegs zum Beispiel heulen öfters die Alarmsirenen. Anstatt in den Keller zu gehen, klettern die Kinder Eugster jeweils aufs Dach ihres Elternhauses. «Es war das grösste Haus im Dorf, wir wollten sehen, was passiert.» Unterdessen hat sich Dübendorf stark verändert. An Stelle des Elternhauses steht heute das grosse, moderne Stadthaus.
Wir sind mausarm aufgewachsen.
Die achtköpfige Familie muss mit wenig Geld auskommen. «Wir sind mausarm aufgewachsen. Wir waren sechs Kinder und es war Krieg.» Gespürt habe er das aber nicht sehr. «Die Familie war gut.» Auch das gemeinsame Singen und Musizieren schweisst zusammen. Alle Kinder dürfen ein Instrument erlernen.
Fast sein ganzes Leben verbringt Alex Eugster in Dübendorf, geht dort in die Schule, in die Jugendmusik. Sein Studio befindet sich ebenfalls in Dübendorf. «Käfelet haben wir auch immer da». Er fühlt sich Dübendorf sehr verbunden, auch jetzt, wo er in Fällanden wohnt. Das beruht auf Gegenseitigkeit. Als der Erfolg kommt, sind die Dübendorfer stolz auf die Eugsters. «Das war spürbar. Und wir wurden auch vom Stadtrat geehrt.»
Bis zum Erfolg ist es zunächst aber noch ein weiter Weg. In diesem Haus an der Dübendorfer Bahnhofstrasse macht Alex Eugster seine ersten Gehversuche als selbständiger Geschäftsmann. Mit gerade 23 Jahren eröffnet der gelernte Klavierstimmer eine Klavierwerkstatt. «Es war ein wenig ein Hungerberuf.» Die Idee, eine Band zu gründen, hat er schon als Kind. Sie lässt ihn nicht mehr los. Schliesslich wagen es die Brüder.
Der grosse Durchbruch kommt nach 10 Jahren. Bei einer Ampel mitten in Dübendorf stossen die Eugsters auf eine Song-Idee. «Läck du mir, scho wieder rot», entfährt es den Brüdern, als sie im Auto warten müssen «Läck du mir – das wäre doch ein Aufhänger für ein Lied?» So spinnen sie die Idee weiter und es entsteht einer ihrer grössten Hits.
Posieren mit dem Einhorn, dem Dübendorfer Wappentier: Im Restaurant Bahnhof dahinter üben Alex Eugster und seine Brüder die Choreografie für ihre Bühnen-Shows ein. Ein englischer Choreograf verpasst ihnen den letzten Schliff. «Drei Wochen lang übten wir, von morgens bis abends. Bis wir es beieinander hatten.» Der Rest ist Geschichte. Die Eugsters schlagen ein. Ihre Musik wird landauf, landab gespielt und gekauft.
Trio Eugster – das Musical
In diesen Tagen kann man die Evergreens des Trio Eugsters wieder auf der Bühne sehen. Im «Oh läck du mir»-Musical. Alex Eugster ist beeindruckt. «Es ist für mich so unverhofft und gewaltig, es macht mir manchmal fast etwas Angst.» Er ist an der Premiere dabei, wenn die Hits von damals im neuen Gewand auferstehen. Hits, die er vor 50 Jahren geschrieben hat.