Lärm, Stau, Abgase: Seit Jahren drängen Autos und Lastwagen in der Region Biel/Nidau durch die Stadt. Mit ein Grund: Hier ist eine der wenigen Lücken im schweizerischen Autobahnnetz. Es fehlt die Verbindung der A5 zwischen Neuenburg und Solothurn.
Gegen die geplante Westumfahrung gab es einen regelrechten Volksaufstand, nach jahrelanger Planung wurde das Projekt kurz vor dem Start vom Protest der Bevölkerung gebodigt.
Nun haben die betroffenen Gemeinden und Behörden informiert, wie sie den Verkehr in der Region Biel bändigen und das Gebiet aufwerten wollen. Sie haben sich unter der Projektorganisation «Espace Biel/Bienne. Nidau» (EBBN) zusammengeschlossen.
Das sind die wichtigsten Ergebnisse:
- Auf die Planung neuer Tunnelumfahrungen soll bis mindestens 2040 verzichtet werden.
- Der geplante Port-Tunnel wird definitiv gekippt. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimme nicht, hiess es.
- «Rue de Caractères»-Projekt: Die Achse Bernstrasse–Ländtestrasse soll mit Grünflächen, Mehrzweckstreifen und neuen Querungen zu den Quartieren deutlich aufgewertet werden.
- Der motorisierte Individualverkehr soll im Gebiet nicht weiter zunehmen, der Anteil am Gesamtverkehr sinken. Um dies zu kontrollieren, ist ein umfassendes Verkehrsmonitoring vorgesehen.
Stefan Nobs betont denn auch, dass ein Grossteil des Verkehrs in der Region «hausgemacht» sei: «Der Transitverkehr macht auf der Nationalstrasse nur 7 Prozent aus», so der EBBN-Präsident. Den Rest des Verkehrsaufkommens verursachen also Leute, die in der Region wohnen.
Der Verkehr wird sich nicht in Luft auflösen: Warum kippen die Verantwortlichen eine Tunnellösung? Solche Tunnelumfahrungen würden eine gewisse Entlastung bringen, lösten aber die eigentlichen Verkehrsprobleme der Agglomeration nicht, hiess es weiter am Medienanlass.
Westast-Projekt hat über 50 Jahre lang die Entwicklung des Stadtraums blockiert.
Wer an der Präsentation am Sitz der Bieler Stadtpräsidentin konkrete Pläne gegen das Verkehrschaos erwartete, guckte in die Röhre. Die Nidauer Stadtpräsidentin Sandra Hess ist dennoch froh, dass es nun endlich vorwärtsgeht: «Das Westast-Projekt hat über 50 Jahre lang die Entwicklung des Stadtraums blockiert.» Jetzt müsse man dringend schauen, wie man die Quartiere über die Bernstrasse – wo der meiste Verkehr rollt – verknüpfen könne.
Verkehrsrevolution bleibt aus
Wie geht es nun weiter? Der Berner Regierungsrat Christoph Neuhaus sagt, das Projekt werde jetzt über die normalen Planungsprozesse in den Gemeinden vorangetrieben. Reicht das? «Lieber eine Evolution, statt keine Revolution. Wir müssen akzeptieren, dass die Leute keinen grossen Wurf wollen», so der SVP-Politiker.
Und was ist die wichtigste Erkenntnis für die Bieler Stadtpräsidentin Glenda Gonzales Bassi? «Das Projekt braucht einfach viel Zeit. Wir müssen moderne, kreative Lösungen für die Verkehrsprobleme finden.»