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Nach Corona Kleinere Kantone wie Solothurn müssen Pandemien besser üben

Eine externe Evaluation des Covid-19-Krisenmanagements im Kanton Solothurn hat Verbesserungsvorschläge.

Der Kanton Solothurn hat die Covid-Pandemie gut bewältigt. Zu diesem Schluss kommt eine externe Untersuchung zum Krisenmanagement des Kantons durch die Beratungsfirma Interface AG. Allerdings zeigt sich, dass gerade kleinere Kantone nicht genug vorbereitet waren, auch Solothurn nicht. Die Studie empfiehlt kantonale Übungen, bessere Kommunikation und einen sorgfältigen Pandemieplan.

Studie mit 400 Antworten

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Für die Studie der Beratungsfirma Interface AG wurden 52 ausgewählte Personen in der kantonalen Verwaltung und von Verbänden befragt. Gemeindepräsidenten, Schulleiterinnen, Akteure des Gesundheitswesens sowie Personen, die Härtefallgesuche gestellt hatten, konnten ihre Meinung online abgeben. Von 1600 angeschriebenen Personen machten rund 400 mit.

Die gute Nachricht: Den Verantwortlichen sei es gelungen, die Solothurner Bevölkerung wirksam zu schützen. Es sei im kantonalen Vergleich keine Übersterblichkeit festzustellen, hält die Studie fest.

Impfen
Legende: Impfzentren aufbauen, das hat der Solothurner Zivilschutz geübt. Aber eine Pandemie bewältigen, das habe der Kanton nicht gezielt geübt, sagt eine Studie. Keystone/Salvatore di Nolfi

Aber die Viruserkrankung habe viel Leid in der Bevölkerung verursacht: Bis Ende November 2022 gab es im Kanton Solothurn 381 Todesfälle mit einer laborbestätigten SARS-CoV-2-Infektion. Die Impfquote lag Ende November 2022 im schweizerischen Durchschnitt.

Fehlende Vorbereitung

«Der Kanton Solothurn war nicht genügend auf das Szenario einer Pandemie vorbereitet. Dies betrifft die rechtlichen Grundlagen, Krisenkonzepte und den Umgang mit Krisenübungen», schreiben die Studienautorinnen und -autoren.

Ein Kritikpunkt: Es gab zwar einen Pandemieplan, dieser sei aber nur wenigen Personen bekannt gewesen. Zudem sei er auf eine Influenza-Pandemie ausgerichtet gewesen. Auch ein Konfliktmanagement oder Qualitätsmanagement hätten dort gefehlt.

Weitere Evaluationen der Kantone

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Auch andere Kantone liessen untersuchen, wie sie die Pandemie gemeistert haben, die Ergebnisse sind ähnliche, gerade in kleineren Kantonen. Hier eine Auswahl:

  • Im Kanton Bern war das Krisenmanagement bis auf einzelne Ausnahmen gut vorbereitet, zweckmässig umgesetzt und wirkungsvoll, sagte eine Evaluation im Herbst 2022. Aber auch hier wurden Übungen empfohlen, verbindliche Angaben zu Materialien in einer Pandemie oder eine bessere Koordination unter den Kantonen.
  • Im Kanton Appenzell Ausserrhoden kam eine Studie im Juli 2023 zum Schluss, dass auch er ungenügend und nicht pandemiespezifisch vorbereitet war. Die Bekämpfung der Pandemie war trotzdem effektiv, sagt die Studie der Interface Politikstudien Forschung Beratung AG. Auch dieser Kanton soll einen konkreteren Pandemieplan erarbeiten, so die Empfehlung.
  • Die gleiche Firma untersuchte die Pandemie-Bewältigung im Kanton Glarus . Die Empfehlungen sind ähnlich, auch regelmässige Schulungen und das Bewahren von Know-How wird empfohlen.
  • Im Kanton Graubünden sind es gar 52 Empfehlungen, die eine Studie erarbeitet hat. Die Krisenkommunikation müsse geschärft werden, steht hier. Auch kantonale Übungen und Weiterbildungen werden in der Studie der ETH Zürich (Center for Security Studies) empfohlen.

Der Kanton Solothurn habe eine Pandemie nicht explizit «beübt». Immerhin habe der Zivilschutz geübt, wie man Massen-Impfstellen errichte, lobt die Evaluation. Das habe im Krisenfall geholfen. Allerdings habe der Kanton generell wenig Personal zur Verfügung gestellt, um die Krise zu bewältigen.

Kantönligeist bei Absprachen

Zu schaffen machte Solothurn, wie wohl vielen Kantonen, auch der Kantönligeist. Zwar haben die Nordwestschweizer Kantone in der Krise zusammengearbeitet. Mit einzelnen Nachbarkantonen konnte man sich jeweils einigen. «Es ist jedoch selten gelungen, dass alle Nordwestschweizer Kantone eine gemeinsame Haltung vertraten», steht in der Studie.

Während der Pandemie ging es darum, die Ausbreitung zu verhindern und die Bevölkerung zu schützen. Das Impfen, Testen und das Contact Tracing seien im Kanton Solothurn angemessen gewesen, sagt die Evaluation.

Auch die Massnahmen in der Schule seien angemessen und zielführend gewesen. Die Maskenpflicht in der Primarschule sei aber wegen der schwierigen Umsetzung kritisiert worden. «Rückblickend war das zu dem Zeitpunkt der Öffnungen nicht mehr passend», gibt Regierungsrat Remo Ankli (FDP) heute zu.

Üben, kommunizieren, planen

Die Evaluation empfiehlt sieben Massnahmen, damit bei einem nächsten Mal alles besser läuft. Der Pandemieplan müsse verbessert werden, die Verwaltung müsse auf solche Krisen vorbereitet sein und es brauche kantonale Übungen.

«Die nächste Krise wird vermutlich anders als erwartet ausfallen. Dennoch empfehlen wir der Regierung des Kantons Solothurn, regelmässig Übungen von Krisensituationen.»

Und jetzt?

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Der Solothurher Regierungsrat wolle diese Empfehlungen nun bestmöglich umsetzen, sagte er am Dienstag vor den Medien.

Die Erkenntnisse könnten nicht nur in einer späteren Pandemie, sondern auch bei anderen Krisen genutzt werden.

Bis Anfang 2024 soll ein neues Konzept zur Krisenbewältigung erarbeitet und damit die erste Empfehlung angegangen werden.

Der Bereich Gesundheit müsse personell stärker aufgestellt sein. Befristetes Personal sei nicht die Lösung, weil Know-How verloren gehe. Zudem brauche es eine noch bessere Kommunikation. Der Kanton Solothurn müsse diese auch höher gewichten.

Der Kanton Solothurn ist nicht der erste Kanton, der die Bewältigung der Pandemie untersuchen lässt. Bei fast allen untersuchten Kantonen haben die Studien Verbesserungspotenzial geortet.

Eine Pandemie kostet

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Während der Pandemie wurden im Kanton Solothurn die Covid-19-Kosten separat erfasst und ausgewiesen. Insgesamt gab der Kanton in den Jahren 2020 bis 2022 netto knapp 145 Millionen Franken für die Bewältigung der Pandemie aus, der Bund steuerte weitere 116 Millionen Franken bei.

Quelle: Schlussbericht Externe Evaluation für den Kanton Solothurn durch Interface Politikstudien Forschung Beratung AG

Regionaljournal Aargau Solothurn, 24.10.2023, 17:30 Uhr ; 

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