Vom Überflieger zur lahmen Ente: Die Grünen hatten sich diesen Zürcher Wahlsonntag anders vorgestellt – 1.5 Prozentpunkte beim Wähleranteil und drei Sitze im Kantonsparlament haben sie verloren.
Die Lehre für den nationalen Wahlkampf ist für Grünen-Präsident Balthasar Glättli klar: «Wir werden jetzt wachgerüttelt – das Resultat zeigt, dass wir mit der Mobilisierung unserer Wählerinnen und Wähler noch nicht dort sind, wo wir im Herbst sein wollen und müssen.»
Mobilisieren und Potenzial ausschöpfen
Besser mobilisieren will auch die FDP. Sie konnte in Zürich nur minim zulegen. Da liege noch ein Potenzial brach, sagt FDP-Präsident Thierry Burkart.
Das Zürcher Resultat sei zwar in Ordnung, man müsse bis Herbst aber noch besser werden. «Wir haben ein grosses Potenzial, das wir ausschöpfen möchten», sagt er.
Das wollen auch die Grünliberalen. Ihr Wähleranteil in Zürich stagniert zwar, aber immerhin haben sie einen Sitz hinzugewonnen.
Man müsse besser kommunizieren gegen aussen. «Damit man uns und unsere Politik spürt – auch bei jenen Themen, bei denen das bislang weniger der Fall war.»
Einigermassen zufrieden sein kann die SVP, die in Zürich einen Sitz im Kantonsrat zulegen konnte. Trotzdem hofft Nationalrat Gregor Rutz auf mehr: «Ich bin sicher, wir haben noch Luft nach oben – die 30 Prozent müssen unser Ziel sein.»
Das Rezept der Parteien für den Herbst ist damit vorgegeben: Klar kommunizieren und voll mobilisieren.
Viele Themen – wenige Verschiebungen
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Die bloss kleinen Verschiebungen in Zürich sind Ausdruck der Tatsache, dass derzeit nicht ein einziges Thema den Wahlkampf dominiert. Zwar beschäftigt das Klima die Wählerinnen und Wähler nach wie vor, doch es wird von anderen problematischen Entwicklungen überlagert – von den hohen Energiekosten, den steigenden Asylzahlen sowie ganz allgemein der Diskussion um die Sicherheit. Davon profitieren verschiedene politische Kräfte. Das lässt erwarten, dass auch bei den Eidgenösssischen Wahlen im Herbst die Verschiebungen nicht so gross sein dürften wie vor vier Jahren.
Konkret: Die Verluste der Grünen in Zürich sind als eine Korrektur zu sehen, nachdem sie vor vier Jahren stark zugelegt hatten. Die SVP wiederum profitiert von den akuten Themen Migration, Energie und Sicherheit, zudem kann sie im ländlichen Gebiet mit ihrem Kampf gegen Genderstern und Wokeness punkten. Für die FDP wiederum wird es – nimmt man die Stagnation in Zürich als Zeichen – im Herbst wohl schwer, ihr Ziel zu erreichen. Bekanntlich will sie beim Wähleranteil die SP überholen und zweitstärkste Partei hinter der SVP werden.
(Rafael von Matt)
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