Um 8 Uhr morgens beginnt die Räumung des Areals, direkt an der Bahnstrecke Bern-Zürich. Seit drei Jahren ist die Halle auf dem Rothrister Strebel-Areal nach einem Grossbrand eine Ruine. Nun hat die Gemeinde genug. Lange habe man versucht, mit dem Besitzer eine Lösung zu finden, erzählt der zuständige Gemeinderat Hans-Ruedi Sägesser. «Seine Kooperationsbereitschaft war aber leider nicht vorhanden. Jetzt mussten wir durchgreifen.»
Durchgreifen heisst: Zuerst werden die noch intakten Nebengebäude geräumt. Private Mieter haben darin Garagen eingerichtet – widerrechtlich, wie Gemeinderat Sägesser erklärt. Gemunkelt wurde auch über dubiose Giftmüll-Entsorger oder ein Lager für Banküberfall-Fahrzeuge.
Die Mieter wurden von der Gemeinde angewiesen, ihre Räume zu leeren und die vielen abgestellten Autos abzutransportieren. Weil sie dieser Aufforderung nicht nachgekommen sind, wird das Areal nun gerichtlich verfügt geräumt. Dazu werden Schlösser aufgebohrt und Türen geöffnet.
Was auf dem Strebel-Areal in Rothrist alles gelagert wird, zeigt der Blick in einen Keller. «Zulässig wären hier 200 Pneus», sagt einer der Polizisten, welche die Räumung begleiten. Im Kellerraum gelagert sind aber bergeweise alte Reifen – tausende Pneus.
«Dem Gemeinderat war diese Industriebrache schon lange ein Dorn im Auge. Seit der Schliessung der Strebel-Werke gab es immer wieder Probleme», so Gemeinderat Hans-Ruedi Sägesser. Das Areal mit der Brandruine gehöre aber weiterhin einem österreichischen Besitzer. Trotz der verlotterten Gebäude mit eingeschlagenen Scheiben könne man nicht viel machen.
Die Gemeinde hat deshalb einen anderen Weg gesucht. «Weil es eine Arbeitszone ist, sind wir angehalten, die Zonenkonformität der ansässigen Betriebe wieder herzustellen. Es hat viele Hobby-Garagen und Gewerbe, das gar nicht angemeldet ist.» Somit handeln diese Mieter laut Sägesser illegal.
Nach der Räumung der «Hobby-Garagen» wird in einem nächsten Schritt die niedergebrannte Fabrikhalle abgerissen. Der Boden sei mit Öl und Lösungsmitteln belastet, mit Rückständen von Batterien und vermutlich mit Asbest. Der Abriss koste die Gemeinde Rothrist über eine halbe Million Franken, die eigentlich der Besitzer bezahlen müsse. Man habe von ihm aber auch dazu nichts gehört, meint Hans-Ruedi Sägesser. Die Sache könnte also einmal mehr zum Gerichtsfall werden.
Das Strebel-Areal wird die Gemeinde Rothrist somit noch länger beschäftigen. «Mit der heutigen Aktion haben wir aber ein Exempel statuiert und gezeigt, dass es uns ernst ist.» Was der Besitzer zur Aktion sagt, das ist nicht bekannt. Der Verwalter des Areals, der beim Auftakt der Räumung dabei war, wollte sich nicht dazu äussern.