Seit April 2024 öffnet die Notschlafstelle in Olten jeden Abend ihre Türen für Bedürftige, die ein Bett zum Schlafen brauchen. Im ersten Betriebsjahr verzeichnete die Notschlafstelle über 2400 Übernachtungen. Trotz der hohen Auslastung bleibt die Notschlafstelle ab November geschlossen.
Sichere Finanzierung fehlte
Die Betroffenheit sei gross, betont Timo Probst, Co-Präsident des Vereins «Schlafguet». «Die Entscheidung fiel uns enorm schwer, aber es ging nicht anders.» Das Problem ist die Finanzierung, die seit Beginn des Pilotprojekts auf wackeligen Beinen stand.
Zwar habe es viele grosszügige Spenden von Kirchen, Stiftungen und Privatpersonen gegeben. Trotzdem fiel es dem Verein schwer, die jährlichen Betriebskosten von rund 400'000 Franken zu decken.
Keine Gelder der öffentlichen Hand
Hoffnungen steckte der Verein in die Politik – in die Stadt Olten, den Kanton Solothurn oder in den Einwohnergemeindeverband. «Inzwischen kamen aber klare Signale, dass die öffentliche Hand in naher Zukunft keinen finanziellen Beitrag leisten wird», so Probst.
Den Bedürftigen fehlt jetzt ein wichtiger Anker in ihrem Leben.
Der Verein habe laufende Kosten wie Miete oder Löhne zu decken. «Darum mussten wir jetzt die Notbremse ziehen.» Für den Verein sei es zwar traurig, dass das Projekt zu Ende geht.
Viel schlimmer sei es aber für die Menschen, die auf ein Bett angewiesen sind, sagt Timo Probst. «Ihnen fehlt jetzt ein wichtiger Anker in ihrem Leben.»
Notschlafstelle in Baden schockiert
Die Schliessung der Notschlafstelle in Olten hat auch Folgen für ähnliche Institutionen in der Region, wie die Notschlafstelle in Baden, die seit sechs Jahren in Betrieb ist. Auch dort sind die Betten gut belegt.
Es ist einfach nur tragisch, dass es am Geld scheitert.
Das Sozialwerk «Hope» betreibt die Notschlafstelle im Auftrag des Vereins «Notschlafstelle Aargau». Die abtretende Leiterin des Sozialwerks, Deborah Schenker, zeigt sich über die Schliessung in Olten schockiert: «Das ist eine Katastrophe für die Bedürftigen.»
Normalerweise seien der passende Standort und die Bewilligung die grössten Hürden bei so einem Projekt, erklärt Schenker. «Dass der Verein in Olten all das geschafft hat und das Ganze jetzt am Geld scheitert, ist einfach nur tragisch.»
Baden rechnet mit mehr Obdachlosen
Die Notschlafstelle in Baden ist finanziell gut aufgestellt. Der Verein arbeitet Hand in Hand mit dem christlichen Sozialwerk «Hope», das seit über 40 Jahren Menschen in schwierigen Situationen unterstützt. Die öffentliche Hand finanziert den Betrieb der Notschlafstelle zu einem grossen Teil mit.
Die Auslastung der Betten ist seit 2022 stetig gestiegen. Das zeigt der letzte Jahresbericht. Im Jahr 2024 hat die Belegung nochmals um 14 Prozent zugenommen. Jetzt, wo Olten als Standort wegfällt, dürften noch mehr Menschen an die Türen der Notschlafstelle Baden klopfen.
Ausbau in Baden nicht möglich
Bisher musste die Notschlafstelle in Baden nur in wenigen Fällen Personen wegschicken, sagt Susanne Muth, Präsidentin des Vereins «Notschlafstelle Aargau». Ob das in diesem Winter nun häufiger der Fall sein wird, sei schwierig abzuschätzen.
Klar ist aber: «Wir können nicht noch mehr Betten aufstellen. Unsere Kapazitätsgrenze ist erreicht.» Auch sie bedauert die Schliessung in Olten. «Sie haben das Projekt extrem professionell aufgezogen. Dass sie den Betrieb jetzt schliessen müssen, ist einfach nur traurig.»