Zum Inhalt springen

Nach Radicant-Desaster Präsident und CEO der BLKB treten früher als geplant zurück

Die Basellandschaftliche Kantonalbank geriet wegen ihrer Online-Tochter Radicant unter starken politischen Druck.

  • Nun also doch: Bei der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) kommt es zu einem Führungswechsel.
  • Sowohl Bankratspräsident Thomas Schneider als auch CEO John Häfelfinger geben ihre Funktionen bereits per Ende Juli 2025 ab. Zuvor waren ihre Rücktritte erst für das kommende Jahr angekündigt gewesen.
  • Die BLKB muss auf ihrer Tochter Radicant über 105 Millionen Franken abschreiben.

Die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) geriet Anfang Juli wegen ihrer Online-Tochter Radicant unter Druck. Wegen hoher Verluste musste die Bank eine deutliche Wertberichtigung vornehmen, Politiker forderten daraufhin eine Aufarbeitung mit einer Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK).

Tochterbank Radicant: Abschreiber von über 100 Millionen Franken

Box aufklappen Box zuklappen

Anfang Juli war bekannt geworden, dass die BLKB mit ihrer Online-Bank Radicant in schwere Turbulenzen geraten war und eine hohe Wertberichtigung auf der Tochtergesellschaft vornehmen muss. Es handelt sich um einen Abschreiber in der Höhe von 105.5 Millionen Franken.

Begründet wurde dies mit Problemen bei der Integration des auf Treuhanddienstleistungen spezialisierten Fintechs Numarics, das 2024 von Radicant übernommen wurde. Eine signifikante Zahl an Numarics-Kunden ging «verloren».

Die Kantonalbank kündigte damals «einschneidende Massnahmen» an, um die Kosten zu senken, und passte ihre Ziele für Radicant an. Damals hiess es, BLKB-CEO Häfelfinger werde das Staatsinstitut per Ende März 2026 verlassen und Bankratspräsident Schneider per Mitte 2026.

Thomas Schneider, seit 2018 im Amt, begründete seinen vorzeitigen Rücktritt mit der öffentlichen Debatte rund um seine Person. Diese habe zunehmend vom sachlichen Diskurs abgelenkt und das Vertrauen in die Bank potenziell gefährdet, erklärte er.

Mann mi Velo vor BLKB-Logo
Legende: Die BLKB ist nach dem Radicant-Abschreiber unter starken politischen Druck geraten. Keystone/Alessandro Della Bella

Auch auf operativer Ebene kommt es zu Veränderungen: CEO John Häfelfinger, der die Bank während fast neun Jahren führte, verlässt die BLKB ebenfalls per Ende Juli. Der Entscheid erfolgte einvernehmlich mit dem Bankrat und in Abstimmung mit der Geschäftsleitung, wie es von der Bank hiess.

Starker politischer Druck

Häfelfinger sagte, dass die zunehmenden politischen Diskussionen in den letzten Wochen eine frühere Übergabe nahegelegt hätten. Die Leitung übernimmt interimistisch sein Stellvertreter Christoph Schär, bis ein Nachfolger gefunden ist.

Die Nachfolge im Bankratspräsidium wird vom Kanton Basel-Landschaft und der BLKB ausgeschrieben. Bis dahin übernehme Nadia Tarolli Schmidt, Vizepräsidentin des Bankrats, das Präsidium ab August interimistisch, hiess es weiter.

Teures Expansions-Abenteuer

Radicant - das schweizweite Expansions-Abenteuer der BLKB - hatte zunehmend für Kritik in der baselbieter Politik gesorgt. 2020 hatte die BLKB ihre Pläne bekanntgegeben, ein schweizweit tätiges Finanzinstitut mit Nachhaltigkeitsfokus zu gründen.

Die in Zürich ansässige Radicant startete dann im Herbst 2023 mit beträchtlicher Verzögerung und nach einigen Turbulenzen in der Führung für ein breites Publikum. Bereits im Jahresabschluss 2023 musste die BLKB eine erste Bewertungskorrektur von 22 Millionen Franken vornehmen. Auch die Erwartungen an das Erreichen der Gewinnschwelle wurden angesichts eines zögerlichen Kundenzustroms immer wieder hinausgeschoben.

Regionaljournal Basel, 25.07.2025, 6:32 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel