Die Firma b.i.g. gehört zu jenen Schweizer Sicherheitsunternehmen, die in den letzten Jahren besonders oft von Gemeinden, Kantonen und Bund – also von der öffentlichen Hand – mit Sicherheitsaufgaben beauftragt wurde. Rund 130 Mitarbeitende sind im ganzen Land für sie tätig.
Zum Dumpingpreis im Einsatz für den Kanton Zürich
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Der verdeckte Einsatz der SRF-Mitarbeiterin fand in der Asylunterkunft «Polizeikaserne» der Stadt Zürich statt, die von der Zürcher Sicherheitsdirektion (DS) betrieben wird. Die Behörde hat den Bewachungsauftrag der Firma b.i.g. Sicherheit und Services AG gegeben, für 41 Franken pro Beschäftigte und Stunde. Gegenüber SRF Investigativ kritisiert der Chef des Branchenverbands Schweizerischer Sicherheitsdienstleistungs-Unternehmer VSSU, Pascal Cattilaz, die tiefe Entschädigung. Er sagt, dass Sicherheitsdienstleistungen, die mit weniger als 50 Franken pro Beschäftigte und Stunde verrechnet werden, eigentlich nicht seriös umsetzbar seien.
Das Paradox: Die Sicherheitsdirektion des Kantons Zürich ist einerseits die Auftraggeberin, aber auch jene Behörde, welche die Arbeit der privaten Sicherheitsfirmen im Kanton Zürich überprüfen und die Qualität ihrer Arbeit sichern muss.
Auf der Liste der Sicherheitsdienstleister mit Bewilligung war die Firma b.i.g. im Oktober 2024 noch zu finden. Inzwischen ist sie nicht mehr auf der Liste der bewilligten Sicherheitsfirmen zu finden. Die DS schreibt gegenüber SRF Investigativ: «Im Kanton Zürich ist die Bewilligung für die b.i.g. inzwischen erloschen, weil der Geschäftsführer, auf den die Bewilligung ausgestellt war, aus dem Unternehmen ausgeschieden ist. Für die Arbeit in der Polizeikaserne konnte das kantonale Sozialamt umgehend eine Anschlusslösung finden mit einer Firma, die über eine Betriebsbewilligung für Sicherheitsdienstleistungen des Kantons Zürich verfügt und ihren Sitz in Zürich hat.»
Doch jetzt stehen die Mitarbeitenden ohne Arbeitgeberin da. Für die Monate März und April stehen die Löhne aus. Security-Mitarbeiter Nico (Name geändert) sagt: «Ich muss meine Familie und Freunde um Geld anbetteln, weil ich seit zwei Monaten keinen Lohn erhalten habe. Die b.i.g. schuldet mir mehr als 9000 Franken.»
Geplatzte Übernahme und Rechtsstreit
SRF Investigativ hat im vergangenen Januar die fragwürdige Geschäftspraxis der Bewachungsfirma aufgedeckt.
SRF-Recherche: Undercover als Security
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Eine Journalistin von SRF Investigativ hat sich verdeckt als Mitarbeiterin bei diversen privaten Sicherheitsfirmen anstellen lassen. Die Recherche zeigte, wie unseriös gewisse Firmen ihr Personal rekrutieren. Sie überprüfen neue Mitarbeitende kaum, bilden diese nicht aus und lassen sie zu tiefen Löhnen und unter teils prekären Bedingungen arbeiten.
Ein Undercover-Einsatz führte die Journalistin in die Firma b.i.g. Sicherheit und Services AG . Im Zürcher Asylzentrum «Polizeikaserne» sollte sie Asylbewerberinnen kontrollieren, das Personal beschützen, Konflikte verhindern. Vorbereitet wurde die Reporterin von der Sicherheitsfirma auf diese Tätigkeit praktisch nicht. Eine Überprüfung von Leumund oder Strafregister – wie dies das Zürcher Polizeigesetz vorschreibt – fand nicht statt. Instruktionen über ihre Kompetenzen oder über Gewalt-Deeskalation gab es keine. Dieses Vorgehen der b.i.g. widerspricht auch den Regeln des Branchenverbandes VSSU, der das Unternehmen inzwischen ausgeschlossen hat.
Seither überschlagen sich die Ereignisse. Mitte März wurde die Firma verkauft und in «Condor Tech & Services AG» umbenannt – es sollte ein Neuanfang werden.
Doch die Übernahme ist geplatzt. Der Käufer ficht das Geschäft wegen «grober Täuschung» an, wie er gegenüber SRF Investigativ sagt. Der vormalige Inhaber hätte unzureichende Angaben gemacht, etwa über Ausstände von Versicherungsbeiträgen bei Pensionskasse und Unfallversicherung.
SRF Investigativ hatte Einsicht in den Betreibungsregister-Auszug, der mehrere Betreibungsverfahren gegen die b.i.g. durch die Pensionskasse belegt. Der einstige Geschäftsführer schreibt SRF Investigativ, dem neuen Käufer seien die Ausstände bekannt gewesen. Beide drohen sich gegenseitig mit rechtlichen Schritten.
Stellungnahmen der Geschäftsleitung
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Die Bewachungsfirma b.i.g. Sicherheit und Services AG wurde Mitte März verkauft und in «Condor Tech & Services AG» umbenannt. Mitte April informierte der Käufer die Mitarbeitenden in einem Schreiben, dass er die Übernahme wegen «grober Täuschung» anfechten werde. Gegenüber SRF Investigativ schreibt er:
«Leider mussten wir schon kurz nach der Unterzeichnung und dem Vollzug des Aktienkaufvertrages feststellen, dass sich zentrale Angaben, die uns der Verkäufer, während der Due Diligence-Abklärungen (Unternehmensprüfung) machte und welche die Grundlage für unseren Kaufentscheid bildeten, als unzutreffend erwiesen.» Erschwerend komme hinzu, dass die tatsächliche wirtschaftliche Lage des Unternehmens «in zentralen Punkten nicht mit den uns vorgelegten Zahlen übereinstimmte».
Der Verkäufer und ehemalige Geschäftsführer der b.i.g. Sicherheit und Services AG schreibt SRF:
«Herr (...) wurde von mir nicht getäuscht. Alle Daten und Ausstände waren der Condor bekannt. Ich habe ebenfalls meinen Anwalt eingeschaltet und die Condor sowie Herrn (...) betrieben. Die AHV und weitere Sozialleistungen wurden a conto bis Oktober 2024 bezahlt, dies war der Condor ebenfalls bekannt.»
Beide Parteien kündigen rechtliche Schritte an.
Durch den Rückzug des Käufers ist die Firma nicht mehr rechtsfähig und steht vor der Abwicklung. Die Mitarbeitenden haben keinen Ansprechpartner mehr, viele von ihnen haben sich bei der Rechtsberatung des Amts für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Basel-Stadt gemeldet.
Vom Branchenverband ausgeschlossen
Der Niedergang der Firma b.i.g. zeichnete sich ab. Der Verband Schweizerischer Sicherheitsdienstleistungs-Unternehmen VSSU schloss das Unternehmen bereits im März aus dem Branchenverband aus.
VSSU-Direktor Pascal Cattilaz sagt gegenüber SRF Investigativ: «Wir hatten schon vor der SRF-Reportage Hinweise darauf, dass es bei der Schweizer Niederlassung der b.i.g. Unregelmässigkeiten gibt. Die Ereignisse, die durch die SRF-Recherche aufgedeckt wurden, haben uns im Bemühen, das Unternehmen auszuschliessen, bestärkt.»
Hochzeitspläne geplatzt
Zurück bleiben Dutzende Mitarbeitende, die seit zwei Monaten auf ihren Lohn warten und um ihre Sozialversicherungsbeiträge bangen. Zumindest für Nico zeichnet sich eine Lösung ab. Er konnte inzwischen einen Arbeitsvertrag bei einer anderen Sicherheitsfirma unterschreiben.
Ob er seine ausstehenden Löhne jemals erhält, weiss er nicht. Zurzeit lebt er auf Kosten seiner Lebenspartnerin. Ihre Hochzeitspläne mussten die beiden wegen dieser Sache verschieben.
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