Darum geht es : Private Sicherheitsfirmen wachsen. Sie haben in der Schweiz in den letzten zwei Jahrzehnten stark an Bedeutung gewonnen . Immer häufiger lagert die öffentliche Hand Aufträge an Private aus – zum Beispiel auch bei heiklen Gefangenentransporten. Setzen sich die Gefangenen zur Wehr, dürften diese Sicherheitsdienste nicht eingreifen. Sie besitzen dafür keine rechtliche Kompetenz. Das ist nicht unproblematisch.
Wie gross ist die private Sicherheitsbranche? Nach Angaben des Verbands Schweizer Sicherheitsdienstleistungs-Unternehmen (VSSU), dem Dachverband der Branche, gibt es aktuell 769 Unternehmen. Die Anzahl hat sich über die Jahre kaum verändert. Sie beschäftigen über 23'000 Angestellte. Die Sicherheitsfirma Vüch zum Beispiel alleine beschäftigt laut ihrem Regionalleiter rund 400 Mitarbeitende. Somit gibt es mehr private Sicherheitskräfte als Polizistinnen und Polizisten, wovon es knapp 20'000 gibt.
Wie gross ist der Umsatz der Branche? Im Gegensatz zu den Personalbeständen ist der Umsatz in der Branche seit 2019 erstmals seit acht Jahren rückläufig. Zuvor war er aber kontinuierlich gestiegen. Haben die privaten Sicherheitsfirmen 2012 rund 900 Millionen Franken eingenommen, waren es im Coronajahr 2020 bereits rund 1.2 Milliarden. Bei der Firma Vüch läuft das Geschäft so gut, dass sie nicht einmal alle Aufträge entgegennehmen können, sagt Regionalleiter Roland Pleithner.
Wer sind die wichtigsten Player auf dem Markt? Private Sicherheitsfirmen gibt es in der Schweiz seit über hundert Jahren. Das erste, 1905 gegründete Unternehmen ist laut humanrights.ch auch gleich das bekannteste und grösste: die Securitas AG. Die Firma umfasst mittlerweile 26 Unternehmungen in der Schweiz und im Ausland, die nebst klassischen Sicherheitsdiensten auch im Bereich von Alarm- und Sicherheitssystemen tätig sind. Das bestätigt auch Securitas-Pressesprecher Urs Stadler. Gleich hinter Securitas folge Protectas AG, und mit «relativ viel Abstand» dann die restlichen Player. Dazu gehören Delta, Daru-Wache, Vüch und viele mehr . Securitas erhält rund ein Fünftel aller Aufträge aus öffentlicher Hand. Bei Vüch sind es gemäss Regionalleiter Roland Pleithner gar 93 Prozent.
Ist es problematisch, wenn die öffentliche Hand vermehrt private Sicherheitsdienste beauftragt? «Ich sehe die Privatisierung von Polizeiaufgaben sehr kritisch», sagt Markus Mohler, Experte für Polizei- und Staatsrecht und ehemaliger Polizeikommandant von Basel-Stadt. Diese Aufgaben erachte er als «sehr schwierig» und man könne nicht einfach beliebig auslagern. «Ganz spezielle Bewachungsaufgaben, ja. Das ist aber sehr limitiert», sagt Mohler.
Für Karin Kayser-Frutschi, Vizedirektorin der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren, ist es zwar ein Faktum, dass Private nicht die gleiche Ausbildung wie Polizeipersonal besitzen. Allerdings werde genau deshalb darauf geschaut, dass Sicherheitsdiensten nur der Ausbildung entsprechende Aufgaben zugeteilt würden, die zum Beispiel keinen körperlichen Zwang beinhalten könnten. Der Gefangenentransport gehöre dazu, weil die Gefangenen von den Sicherheitsdiensten lediglich transportiert würden.
Grundsätzlich aber hätten die Kantone, Gemeinden und die Polizei das Ziel, diese Aufgaben selbst zu bewältigen. Es sei auf die beschränkten personellen Ressourcen zurückzuführen, dass diese Aufgaben an die Privaten weitergegeben würden.