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Nach tödlichem Unfall Die obersten «Bähnlerinnen» versprechen rasches Handeln

Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga und SBB-Präsidentin Monika Ribar haben erstmals Stellung zum tödlichen Unfall genommen.

Als Simonetta Sommaruga und Monika Ribar vor die Medien traten, hatten sie eigentlich eine gute Nachricht zu verkünden – die Einigung zwischen der SBB und der BLS. Es ging dabei darum, welche Fernverkehrsverbindungen die BLS von der SBB übernehmen darf.

Doch beide wussten bestens, dass die Sicherheitsprobleme der SBB von grösserem Interesse sind. So hielt Bundesrätin Sommaruga fest: «Die Sicherheit muss oberste Priorität haben. Wir sind im dauernden Gespräch mit der SBB.»

Ball liegt beim BAV

Diese Botschaft dürfte sie auch dem Bundesamt für Verkehr (BAV) mit auf den Weg gegeben haben. Nachdem die Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) am Mittwoch einen Zwischenbericht mit Empfehlungen veröffentlicht hat, liegt der Ball nun beim BAV.

«Ich bedauere diesen Todesfall ausserordentlich. Gleichzeitig geht es jetzt darum, die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Das BAV muss die Empfehlungen nun anschauen. So kann es gegenüber der SBB verfügen, wenn bestimmte Massnahmen noch nicht ergriffen worden sind», sagt die Verkehrsministerin.

Sust und SBB kommen zu unterschiedlichen Schlüssen

Die Schlussfolgerungen hängen von der Analyse ab – und hier zeigen sich grosse Differenzen zwischen der Sust und der SBB. Die SBB verweist auf die regelmässigen Kontrollen und betont, dass mit den eingeleiteten Sofortmassnahmen die Sicherheit gewährleistet sei.

Die Sust hingegen spricht von einem systemischen Problem und empfiehlt, dass die SBB den Einklemmschutz bei allen Türen aller knapp 500 betroffenen Einheitswagen IV ersetzen müsse und zwar sofort. Ein erheblicher Widerspruch, der doch einige Irritation auslöst.

SBB-Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar sagt dazu: «Ich kann heute noch keine Antwort darauf geben, weil wir das zuerst analysieren müssen.» Sollte die SBB aber den Einklemmschutz bei den betroffenen Wagen rasch ersetzen müssen, blieben viele Wagen in der Werkstatt und könnten nicht fahren. Das könnte Auswirkungen auf den Fahrplan haben.

Doppelstöcker Dosto – auf Kurs?

Dabei hat die SBB noch weitere Problem beim Rollmaterial, vor allem beim neuen Doppelstock-Zug. Doch hier ist Ribar erstaunlich zuversichtlich. Sie geht davon aus, dass die SBB beim Fahrplanwechsel im Dezember genügend Doppelstock-Züge wird einsetzen können: «Es sieht gut aus. Wir haben zwanzig Züge und sind dabei, weitere zu übernehmen.»

Für den Fall, dass die SBB nicht genügend Züge hätten, seien weitere Szenarien vorhanden, wie diese ersetzt werden könnten, sagt Ribar. Deshalb auch ihre Zuversicht, dass die SBB genügend Rollmaterial hat und das zusätzliche Angebot mit dem Fahrplanwechsel bewältigen kann.

Es bleibt aber natürlich die Unsicherheit – sollte das BAV tatsächlich der Analyse der Sust folgen und von der SBB Sofortmassnahmen bei allen knapp 500 Einheitswagen IV verlangen. Und das sollte bereits in Kürze entschieden sein, hat Bundesrätin Sommaruga angekündigt.

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