Das lange Warten und Bangen für die Bewohner und Ferienhausbesitzer vom Tessiner Bavonatal hat ein Ende: Über ein Jahr nach dem verheerenden Unwetter haben die Tessiner Behörden die neue Gefahrenkarte für das schwach besiedelte Tal vorgestellt.
Das Interesse am Informationsabend im Maggiatal war gross. Rund 150 Personen sind gekommen – viele von ihnen Besitzer eines Ferienhauses. Sie wollten wissen: Dürfen wir weiterhin unsere Ferien hier verbringen? Oder liegt unser Rustico künftig in der roten Zone? Denn das würde bedeuten: Man darf es nicht mehr bewohnen, nicht renovieren – und auch nicht neu aufbauen.
Zehn Häuser in der Gefahrenzone
Wie die Kantonsgeologen mitteilten, betrifft dies knapp zehn Häuser. Die meisten von ihnen waren bei den Unwettern vor einem Jahr stark beschädigt oder ganz zerstört worden. Diese Gebäude liegen jetzt in der roten Gefahrenzone. Besonders betroffen ist der kleine Weiler Fontana im Bavonatal.
Dort lebt auch Lukas Dreyer. Der gebürtige Basler gehört zu den letzten acht Menschen, die das Tal das ganze Jahr über bewohnen. Auch er hatte beim Unwetter grosses Glück. Eine riesige Gerölllawine donnerte nur knapp an seinem Haus vorbei. Trotzdem: Sein Haus liegt nicht in der roten Zone – er darf also bleiben. «Das wäre schockierend gewesen, wenn ich das Tal hätte verlassen müssen. Aber ich war eigentlich immer zuversichtlich, dass mein Haus in der bebaubaren Zone bleibt», sagt Dreyer.
Gibt es für die Betroffenen der Sperrzone eine Entschädigung?
Unklar ist, ob Hausbesitzer, deren Gebäude nun in der Sperrzone liegen, eine Entschädigung erhalten. Von öffentlicher Seite gäbe es zumindest keinen Ersatz oder Entschädigung für Zweitwohnungen in der roten Zone, sagt Kantonsgeologe Andrea Pedrazzini gegenüber RSI. Bei Landwirtschaftsbetrieben oder bei einem Erstwohnsitz würden allerdings Möglichkeiten für eine Umsiedlung bestehen.
Bis Herbst soll eine neue Gefahrenkarte für die Bach- und Strassenführung in einem besonders betroffenen Abschnitt des Bavonatals vorliegen.