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Fernkälte: Kühlen mit Seewasser
Aus Tagesschau vom 15.07.2019.
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Nachhaltige Lösung Seewasser ersetzt Klimaanlagen

In der Schweiz müssen wegen der wärmeren Temperaturen immer mehr Gebäude gekühlt werden. Zunehmend wird dafür Seewasser eingesetzt – solche Anlagen erleben derzeit einen regelrechten Boom.

Auch wenn sich Seewasser bei diesen Temperaturen an der Oberfläche erwärmt, in der Tiefe ist es konstant zwischen 4 und etwa 7 Grad. Dieses Potenzial wollen auch die Zuger WWZ nutzen.

Sie bauen für 100 Millionen Franken eine neue Seewasseranlage – sie soll bald Gebäude in der Stadt und in Baar kühlen. «Mit dem Seewasser sparen wir im Sommer fast 100 Prozent des CO2 ein, welches wir mit einer konventionellen Anlage produzieren würden», sagt der Geschäftsführer der WWZ, Andreas Widmer.

Zugersee
Legende: Der Zuger See soll bald Gebäude in der Stadt und in Baar kühlen. Keystone

Das Prinzip ist einfach: Über ein Rohrsystem wird kaltes Wasser vom See zur Seewasserzentrale transportiert, wo es im so genannten Wärmetauscher Wasser in einem anderen System kühlt. Dieses wird dann in die Gebäude geleitet, um sie so zu kühlen. Im Winter kann die Anlage analog als Wärmepumpe genutzt werden. So können Gebäude über das Netz auch geheizt werden.

Seewasser zur Kühlung boomt

Seewasser für die Kühlung von Gebäuden – keine neue Idee: In Genf werden die Gebäude der Palais des Nations und ein grosser Teil der Stadt so gekühlt, ebenso der Supercomputer der ETH in Lugano. Momentan erleben solche Seewasser-Kraftwerke aber einen Boom: Am Vierwaldstättersee werden ebenfalls zwei neue Anlagen gebaut, bald werden es schweizweit 29 grössere Anlagen sein.

Seewasseranlage
Legende: Die neue Seewasseranlage soll Gebäude in der Stadt Zug und in Baar kühlen. SRF

Das Potenzial der Schweizer Seen sei nahezu unerschöpflich, sagt Wissenschaftler Diego Hangartner. Er leitet eine Forschungsgruppe des Bundesamts für Energie zum Thema. Der jetzige Boom sei kein Zufall. «Die Energiestrategie 2050 des Bundes verlangt nach solchen Lösungen», sagt der Wissenschaftler an der Luzerner Hochschule.

Dereinst mehr Kälte denn Wärme gefragt

Der Kältebedarf werde exponentiell zunehmen. Im Tessin würde dereinst übers Jahr gesehen gar mehr Kühlung denn Heizung nötig. Heute mache es für die Energieversorger zudem kaum mehr Sinn, in konventionelle, fossile Lösungen zu investieren.

Das eidgenössische Wasserforschungsinstitut EAWAG hat die Auswirkungen solcher Seewasser-Anlagen auf das Ökosystems untersucht. Wichtig sei zum Beispiel, dass die Wassertemperatur nicht zu stark ansteige, damit Fische weiterhin genug Sauerstoff bekommen. «Simulationen haben gezeigt, dass die Erwärmung des Wassers im Moment minimal und unbedenklich ist», bestätigt Diego Hangartner.

Kühles Seewasser wird also zunehmend zum Ersatz für strombetriebene Klimaanlagen und fossile Heizungen – und das nachhaltig.

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46 Kommentare

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  • Kommentar von Maria Kaiser  (Klarsicht)
    Wenn die Häuser an der Sonnenseite im Sommer, bei brütender Hitze ( Windstille ) wie die Beduinen sich kleiden, mechanisch abgedeckt würden -dann könnten wir uns teuere Klimaanlagen vermutlich sparen . Meine Versuche zeigten eine Reduktion der Wärmeenergie um ca. 30%. Wenn diese Tücher noch mechanisch befeuchtet würden, sinkt die Wärmeenergie durch Verdunstung auf 40 %. Alles ist eine Gleichung, Energie ist niemals Vernichtbar nur verschiebbar. Die Frage bleibt -welcher Weg ist der Beste.
  • Kommentar von Maria Kaiser  (Klarsicht)
    Beziehe das warme Wasser 55-75°, 500 l , ca. 45 Wo. aus einer sehr einfachen 2 m2 grossen Solaranlage ( Wärme über geschl.Kreisl. mit Umwälzpumpe 120 W ) . Decke im Sommer bei heissen Tagen die 2 m2 mit weisem Tuch ab und stelle fest, dass die Sonnenenergie um ca 30% abnimmt ablesbar an der Boiler -Uhr. Das ist der Abstrahleffekt.
    Dieses Prinzip würde sicher auch helfen Gebäude sehr preisgünstig vor direkter Sonneneinstr. zu schützen und somit die Hitze zu reduzieren .
  • Kommentar von Reto Frischknecht  (refrisch)
    Ist das wirklich eine gute Idee? SRF hat am Freitag, 05.01.2018, 16:35 Uhr berichtet: "Gefahr für Schweizer Seen - Blaualgen sind problematisch – auch fürs Trinkwasser». Als Grund wurde laut einer ETH-Studie angegeben, dass dieses Problem mit der Erderwärmung zusammenhänge. Wurde vom EAWAG auch das Wachstum der Blaualgen berücksichtigt? Oder ist die Verbreitung von Blaualgen in wärmerem Wasser plötzlich kein Problem mehr?