Zum Inhalt springen

Nationales Pferdezentrum «Die zehn Pferde haben wir nicht aufgegessen»

Der Ständerat kann mit 55 Armeepferden leben. Verteidigungsminister Parmelin wollte noch weniger, nimmts aber mit Humor.

Darum geht es: Der Bundesrat wollte aus Spargründen den heutigen Bestand an Armeepferden im Nationalen Pferdezentrum (NPZ) in Bern von 65 Pferden auf noch 38 Tiere reduzieren. Dabei sollte auch die Obergrenze des Leistungsvertrags zwischen VBS und Pferdezentrum von 2,7 Millionen Franken pro Jahr erheblich gesenkt werden. Die Pferde der Armee kommen unter anderem für ausserdienstliche Aktivitäten wie den Modernen Fünfkampf bei Jugend+Sport, bei den Berner Dragonern und bei der Offiziersgesellschaft zum Einsatz.

So entschied das Parlament: Einen solchen «Kahlschlag» lehnte der Nationalrat im März mit grossem Mehr ab und pochte mit Blick auf den Einsatz und die Ruhezeiten der Tiere auf einen künftigen Mindestbestand von 55 Pferden in Staatsdiensten. Die grosse Kammer folgte damit in leicht abgeänderter Form einer Motion aus dem Ständerat, die 65 Pferde verlangte. Heute ist nun die kleine Kammer einstimmig auf den Kompromissvorschlag des Nationalrats mit 55 Tieren eingestiegen und hat die Motion von Jean-René Fournier (CVP/VS) an den Bundesrat überwiesen.

Die zehn Pferde, die nun verschwinden werden, haben wir nicht aufgegessen.
Autor: Guy Parmelin Verteidigungsminister

Gut gewiehert: Verteidigungsminister Guy Parmelin, der im Nationalrat den Entscheid mit wenig Enthusiasmus, aber durchaus humorvoll geschluckt hatte, gab sich auch heute gelassen. Wie bereits früher bemerkt, habe der Bundesrat nicht vor Freude gewiehert, sagte Parmelin und erinnerte an die sehr langen Kommissionssitzungen und Diskussionen, die zu diesem nun augenscheinlich «helvetischen Kompromiss» geführt hätten. Und er versicherte vor dem Ständerat: «Die zehn Pferde, die nun verschwinden werden, haben wir nicht aufgegessen.»

Der Bund und die Pferde – ein Überblick

Box aufklappen Box zuklappen
1996: Von der EMPFA zum Nationalen Pferdezentrum.
Legende: Keystone/Archiv

Die Genossenschaft Nationales Pferdezentrum (NPZ) in Bern ist aus der Eidgenössischen Militärpferdeanstalt (EMPFA) hervorgegangen. Deren Betrieb stellte das Militärdepartement per Ende 1996 ein. Das zivile NPZ als Nachfolgeorganisation übernahm die Ausbildung und Lieferung von Pferden für die Armee in einem Leistungsauftrag. Heute hat die Armee im NPZ noch 65 Pferde eingestellt. Auf dem Höhepunkt standen in den Stallungen in Bern einst gegen 1500 Pferde, die auf militärische Aufgaben (Train) vorbereitet wurden. Zwischen 1890 und 1950 hiess die Anlage Centrales Remontendepot, danach EMPFA.

Das Schweizer Nationalgestüt in Avenches (VD) ist das Kompetenzzentrum des Bundes für Equiden innerhalb von Agroscope im Bundesamt für Landwirtschaft (BLW). Es dient der Forschung und Entwicklung, dem Wissenstransfer sowie der Unterstützung der Pferdezucht und ergänzt die Förderungsmassnahmen für die landwirtschaftliche Pferdehaltung. Die Anfänge gehen auf die Gründung eines eidgenössischen Fohlen- und Hengstdepots Ende des vorletzten Jahrhunderts zurück. Dieses entwickelte sich in den 1920-er Jahren zu einem Gestüt, das sich auch dem Erhalt des Freibergerpferdes widmete, was bis heute gilt. Mit Auflösung der Schweizer Kavallerie 1972 verlor das Gestüt seine militärische Bedeutung. Im Jahr 2000 erteilte der Bundesrat für die Führung des Gestüts einen Leistungsauftrag mit Globalbudget. 2009 wurde das Nationalgestüt mit der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux zur ALP-Haras verschmolzen.

Meistgelesene Artikel