Seit 1651 sprudelt die Thermalquelle im aargauischen Bad Schinznach. Die Gemeinde ist, wie Bad Zurzach AG oder Baden AG auch, bekannt für Wellness und Kuren im warmen Thermalwasser. Auch die Reha-Klinik und das Kurhotel Bad Schinznach gleich nebenan sind schweizweit bekannt. Nun hat die Betreiberin der Anlagen aber ein Problem: Das Thermalwasser kühlt bald ab wegen eines nahe gelegenen Naturschutzprojekts.
Des einen Freud ist des anderen Leid
Ein Teil der Aare, die in Bad Schinznach durchfliesst, wird bald renaturiert. Zwei Hilfs-Stauwehre der Axpo kommen weg. Es hat sich nämlich gezeigt, dass die Wehre nicht mehr nötig sind. Nach der Renaturierung fliesst der Altlauf der Aare natürlicher, die Fische kommen wieder durch und das Geschiebe wird nicht mehr gestaut. So will es der Bund.
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Bild 1 von 2. Dieses Wehr in der Nähe des Thermalbads staut die Restwasserstrecke der Aare. Es kommt weg, so will es der Bund. Das Abrissgesuch hat die Besitzerin Axpo eingegeben. Bildquelle: SRF/Stefan Ulrich.
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Bild 2 von 2. Hier fliesst die Aare dann bald natürlicher. Das Wehr in Brugg, wo die Restwasserstrecke wieder in den Hauptarm mündet, kommt weg. Bildquelle: SRF/Stefan Ulrich.
Das Abrissgesuch für die Wehre hat die Axpo eingereicht. Noch ist es nicht bewilligt. Was aber ein Abbruch der Aare-Wehre für die Thermalquelle bedeuten würde, haben die Verantwortlichen 2018 getestet. «Wir haben gehofft, dass das zu unseren Gunsten ausfällt. Es fällt aber zu unseren Ungunsten aus», sagt Markus Rudolf, Direktor Bäder und Technik in der Geschäftsleitung der Bad Schinznach AG.
Veränderter Druck, kühles Wasser
Es hat sich nämlich gezeigt: Jetzt, wo die Aare mittels der Wehre noch zu einem künstlichen See gestaut wird, steht der Boden unter Druck. Wenn dieser See zu einem Bachlauf wird, verändern sich die Druckverhältnisse im Boden.
Das Thermalwasser gelangt ohne den Druck des Sees zu stark an die Oberfläche: «Unsere Quelle kühlt ohne Stausee schneller ab als normal. Nun müssen wir eine neue Quelle erbohren», erklärt Markus Rudolf von der Bad Schinznach AG.
Die Sondierbohrungen haben vor dem Hoteleingang stattgefunden. Hier vermutet man eine der Störungszonen des Thermalwassers. Ziel ist es, bei einer neuen Bohrung nicht in diese Zone zu bohren, sondern den richtigen Bohrort für eine neue Quelle zu finden.
Noch werden die Bohrresultate der Geologen im Labor ausgewertet. Die Bohrungen samt Auswertung kosten rund 3.4 Millionen Franken. Einen Teil davon übernimmt der Bund, weil er die Mitverantwortung für die Aufhebung des Aare-Stausees trägt.
Noch heisseres Wasser gesucht
Die derzeit aktive Thermalquelle in Bad Schinznach ist die dritte Quelle, die seit 1651 in Betrieb ist. Das Wasser sprudelt heute aus rund 390 Metern Tiefe und ist über 40 Grad warm. Das warme Wasser wird nicht nur für die Wellness der Bade- und Kurgäste genutzt. Die Abwärme wird auch zum Heizen der grossen Anlage verwendet.
«Es geht rein um die Temperatur. Unser Ziel ist es, Thermalwasser in genügender Menge mit einer noch höheren Temperatur zu finden, in einer Tiefe, in der man die Quelle mit einem vernünftigen Aufwand erschliessen kann», sagt Markus Rudolf weiter. Sein Ziel wäre es, auf 500 bis 900 Metern Tiefe eine neue Quelle zu finden.
Wasser hätte es noch genug
Das wärmere Thermalwasser soll ab 2028 oder 2029 sprudeln. Dann nämlich sollen die Stauwehre in der Aare abgebaut sein. «Das Thermalwasser reicht noch lange, wenn man es am richtigen Ort fassen kann», sagt Markus Rudolf von der Bad Schinznach AG.
Wo genau das sein sollte, sollen die Sondierbohrungen zeigen. Gut möglich also, dass Wellness und Kuren in Bad Schinznach trotz des Naturschutzprojekts in der Aare weiterhin noch jahrhundertelang möglich sein werden. Dafür sind allerdings Aufwand und Investitionen nötig.