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NDB-Lagebericht «Eine solche Bedrohungsdichte haben wir noch nie erlebt»

Die Weltlage verschont die Schweiz nicht. Das zeigt ein Bericht des Nachrichtendienstes des Bundes.

Was hat sich laut dem NDB seit letztem Jahr geändert? Laut dem Lagebericht «Sicherheit 25» des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB) hat sich die Anzahl der Bedrohungen verändert. «Die globale Konfrontation betrifft uns direkt. Unser Lageradar zeigt 15 Brennpunkte gleichzeitig – eine solche Bedrohungsdichte haben wir noch nie erlebt», wird NDB-Direktor Christian Dussey in einer Mitteilung zitiert. Die Sicherheitslage verschlechtere sich von Jahr zu Jahr. Nicht nur der Angriffskrieg Russlands werde fortgesetzt. Auch Israel habe im Juni den Iran direkt angegriffen. Diese gleichzeitig ablaufenden Krisen verstärkten die globale Unsicherheit.

Wie beurteilt der NDB den jüngsten Krieg zwischen Israel und dem Iran? «Der israelische Angriff auf Iran im Juni 2025 führt zu einer neuen Ausgangslage im Nuklearstreit und wird die Kräfteverhältnisse im Nahen und Mittleren Osten sehr wahrscheinlich nachhaltig verändern», schreibt der NDB im Bericht. Der israelische Angriff stelle eine Demütigung für die iranische Seite dar und setze die Führung unter Druck. Auch eine Vergeltung des Irans könnte laut NDB ausserhalb der Region erfolgen. «Dazu könnten auch Terroranschläge in Europa verübt werden.»

Polizisten hinter Absperrung auf belebter Strasse.
Legende: Auch in der Schweiz sind Terroranschläge nicht ausgeschlossen (im Bild: polizeiliche Strassensperre an der letztjährigen Street Parade in Zürich). KEYSTONE / Christian Beutler

Wie ist die Schweiz von den globalen Konflikten betroffen? Für die Schweiz wird laut NDB die Rivalität zwischen den USA und China prägend sein. Dass China mit Russland, Nordkorea und Iran zusammenarbeitet, spiele ebenfalls eine Rolle. In der Schweiz würden China und Russland die grösste Spionagebedrohung darstellen. Über die Schweiz werde zudem versucht, sogenannte Dual-Use-Güter und Technologien für Rüstungs- und Nuklearprogramme zu beschaffen. Auch Cyber- oder andere Angriffe auf kritische Infrastrukturen werden vom NDB nicht ausgeschlossen.

Was sind die Folgen für die Terrorbedrohung? Der Schweizer Geheimdienst beurteilt die Terrorbedrohung weiterhin als erhöht. Der NDB warnt etwa vor der Online-Radikalisierung von Jugendlichen. Doch auch die instabile Lage in Syrien nach dem Sturz von Langzeitherrscher Baschar Al-Assad gibt dem NDB zu denken. Nach wie vor befinden sich Dschihad-Reisende mit Schweizbezug in den Gefängnissen in Syrien. Sollte es dem Islamischen Staat gelingen, diese aus den Gefängnissen zu befreien, stelle das eine direkte Bedrohung für die innere und äussere Sicherheit der Schweiz dar. «Sie haben das Profil und die Erfahrung, bei einer unkontrollierten Rückkehr in die Schweiz ihr Umfeld zu radikalisieren und in oder aus der Schweiz heraus Anschläge zu planen», so der NDB.

Wie steht es um den NDB selbst? Mitten in dieser schwierigen Weltlage ist der NDB selbst nicht von Kritik verschont geblieben. Der Direktor Christian Dussey hat seinen Abgang bereits angekündigt, auch wegen eines gescheiterten Reformprozesses. Zudem machte SRF am Montag bekannt, dass der Bundesrat grünes Licht für Ermittlungen gegen den NDB gegeben hat. Es geht um die Frage, ob sensible Daten an den russischen Geheimdienst abgeflossen sein könnten. Der Nachrichtendienst hat angegeben, dass er der Bundesanwaltschaft «uneingeschränkt zur Verfügung stehen wird».

Heute Morgen 30.6.2025, 6:Uhr;liea

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