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Neue 100er-Note Die bestbewachte Fabrik der Schweiz

Schweizer Banknoten gelten als die sichersten der Welt. Ein exklusiver Einblick beim Hersteller in Prilly.

Sie gilt weltweit als eine der fälschungssichersten Noten – die 100er-Note, die heute präsentiert wurde. Auch Dank einer ganz speziellen Tinte, welche vom Schweizer Familienunternehmen Sicpa in Prilly bei Lausanne hergestellt wird. Sicpa ist der führende Anbieter von Sicherheitsdruckfarben für die meisten Banknoten der Welt.

Die Sicherheitsvorkehrungen in der Fabrik sind enorm. Durch ein Labyrinth von Gängen mit unzähligen Sicherheitsschleusen führt der Direktor der Abteilung Sicherheitsfarben, Christophe Schaller, in ein geheimes Labor.

Tinte in Gefäss.
Legende: Die Zusammensetzung der Sicherheitstinte ist streng geheim. Sicpa

In einem kleinen Farbtöpfchen steht eine der aktuell modernsten und sichersten Tinten von Sicpa. Ihr Geheimnis: magnetische Farbpartikel. Zuerst wird sie mit Siebdruck auf die Note gebracht – anschliessend werden die Farbpartikel mit einem speziellen Magnet so ausgerichtet, dass ein dynamischer 3-D-Effekt entsteht.

40 verschiedene Sicherheitstinten

Bewegt man die Note, so wechseln auch die Farben; Spark heisst diese patentierte Technik. Einzig Sicpa könne diese Sicherheitsfarbe herstellen. Der optische Effekt ist auf der 100-er Note zum Beispiel bei der Weltkugel zu beobachten, wie auf allen Noten der neuen Serie, und es ist nur eine von rund 40 verschiedenen Sicherheitstinten, die auf die neue 100-er Note gedruckt werden: Schicht für Schicht. Dies erhöhe die Sicherheit zusätzlich.

Die Tinte muss aber nicht nur sicher, sondern auch robust sein. Und zwar wie auf der Hunderter-Note auf der Papieroberfläche und auch auf Kunststoff wie beim ausgestanzten Schweizerkreuz. Als letzte Schicht wird deshalb ein spezieller Lack aufgetragen.

Labor von SICPA.
Legende: Die Produkte von Sicpa müssen mehrfach getestet werden. Sicpa

Im Testlabor wird die Sicherheitsfarbe auf der Note geprüft. Ob in einer Waschmaschine, in einer Art Presse, die die Note zerknittert, oder in Glasbehältern mit chemische Substanzen – die Farbe darf nicht verschwinden. Die Schweizer Nationalbank habe besonders hohe Ansprüche an die Robustheit der Noten, erklärt Schaller. Der Supergau wäre, wenn zum Beispiel eine Zahl plötzlich weg wäre.

Sicpa stellt die Sicherheitsfarben für rund 170 Währungen her, darunter auch den Euro oder US-Dollar und beschäftigt weltweit rund 2500 Mitarbeitende, rund die Hälfte davon in der Schweiz. Am Hauptsitz in Prilly ist die ganze Entwicklung zentralisiert.

Diversifizierung vorangetrieben

Chemiker suchen in der Fabrik nach neuen Molekülen. Diese werden den Farbpigmenten in der Tinte als Sicherheitsmerkmale beigegeben. «Die Moleküle geben jeder Tinte ein unverwechselbares Profil. Identifiziert werden kann sie nur mit einem speziellen, ebenfalls von Sicpa entwickelten System.»

In den letzten Jahren fand bei Sicpa eine Diversifizierung statt. Dabei habe man sich das über Jahre aufgebaute Vertrauen mit vielen Regierungen in anderen Bereichen zu Nutzen gemacht, sagt Marketing Direktor Jean-Yves Ray: «Sicpa hat Kontrollsysteme entwickelt, illegalen Handel zu bekämpfen und damit dafür zu sorgen, dass den Regierungen keine wichtigen Steuereinnahmen entgehen. Insbesondere im Bereich Tabakwaren, Alkohol oder Süssgetränke.»

Was Umsatzzahlen angeht, hält sich das Familienunternehmen bedeckt. Mit einer geschätzten Milliarde pro Jahr läge man jedoch nicht völlig daneben, bestätigt Ray. Was 1927 in Prilly als kleine Bude mit der Herstellung von Melkfetten für die Landwirtschaft begann, ist heute das führende Unternehmen für Sicherheitsdruckfarben.

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