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Neue Chefs der Jungparteien Manchmal fällt der Apfel etwas weiter vom Stamm

Stachel im Fleisch der Mutterpartei oder Kaderschmiede? Die Präsidenten der Jungen SVP und Jungen Grünen ticken anders.

Ende März wählen die Grünen und die SVP ihre neuen Parteipräsidenten. Während bei den Grünen Fraktionschef Balthasar Glättli gesetzt ist, tut sich die SVP noch schwer mit der Kandidatensuche. Der Nachwuchs ist weiter: Mitte Februar hat die Junge SVP den 25-jährigen Basler Treuhänder David Trachsel zum neuen Präsidenten gewählt.

David Trachsel: Der Fels in der Brandung

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Der junge Mann fällt auf: 1 Meter 92 gross, schlank, die blonden Haare akkurat frisiert, gekleidet in Anzug, Hemd und Krawatte: David Trachsel inszeniert sich ganz bewusst als rechtsbürgerlicher Jungpolitiker. «In der heutigen Zeit, in der sich alles immer schneller dreht, drückt eine konservative Kleidung Ruhe im Sturm und sicheren Halt aus.» Dafür stehe schliesslich auch die SVP: Heimat, Geborgenheit, Sicherheit. «Das will ich bewusst mit meiner Kleidung zum Ausdruck bringen.»

Inzwischen feilt der Stadtbasler Jungpolitiker an seinem Französisch, er hat das Jagdpatent erworben und im Wallis eine Ehringer-Kampfkuh gekauft. So könnte es dereinst mit einer nationalen Politkarriere klappen.

Auch die jungen Grünen haben ihr Präsidium bereits neu besetzt: Seit Ende Januar führt sie die 19-jährige Zugerin Julia Küng an.

Julia Küng: Linke Vorkämpferin an der Basis

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Julia Küng, Co-Präsidentin der Jungen Grünen, ist das pure Gegenteil von ihrem SVP-Amtskollegen: Sie teilt die Parteispitze mit einem Kollegen aus der Romandie, wirkt bescheiden und zurückhaltend, die grosse, schwarze Brille betont das Intellektuelle. Küng will nicht Fels in der Brandung sein, sie versteht sich als Ideenlieferantin und als erste Aktivistin einer basisdemokratischen Bewegung.

Einerseits hat die Klimadiskussion die 19-Jährige angehende Geschichtsstudentin wesentlich beeinflusst. Politisiert habe sie aber auch ihre Heimatstadt: «Ich komme aus Zug und laufe jeden Tag Konzernen wie Glencore, Transocean und Nordstream über den Weg.» Durch die bürgerliche Tiefsteuer-Politik in ihrem Heimatkanton werde man sehr leicht politisiert.

Trachsel will die junge SVP professionalisieren, das Sekretariat ausbauen, die zwar mitgliederstarke, aber wenig einflussreiche Jungpartei sichtbarer machen: «Ich will aus der Jungen SVP die stärkste und wichtigste Jungpartei der Schweiz machen.»

Küng verfolgt kurzfristig ein Ziel: «Einen tollen Abstimmungskampf für die Kriegsgeschäfte-Initiative führen.» Zudem wolle man eine Initiative lancieren, deren Inhalt noch gemeinsam bestimmt werden müsse. «Wir wollen zeigen, dass wir hier sind und gehört werden in der nationalen Politik.»

Die Jungen Grünen werden offenbar gehört. Bei den Nationalratswahlen haben sie von allen Jungparteien mit Abstand am meisten Stimmen geholt. Frauenbewegung und Klimajugend geben ihnen Auftrieb, stellt Küng fest.

Die betont links verortete «Alternative – die Grünen Zug» war für Küng die nahe liegende Partei. Seit der Matur arbeitet sie in der Kampagne der Konzernverantwortungsinitiative mit. Das linke Gewissen der Grünen zu sein, das ist für sie eine der Aufgaben des Parteinachwuchses.

(K)ein Stachel im Fleisch der Mutterpartei

Die Jungpartei könne ohne Rücksicht auf abstimmungstaktische Strategien politisieren. Man müsse sich trauen, unangenehme Forderungen zu stellen. Etwa, die Emissionen nicht nur ein bisschen runterzuschrauben, sondern in allen Bereichen.

Trachsel dagegen versteht die Junge SVP eher als Talent- und Kaderschmiede und weniger als Stachel im Fleisch der Mutterpartei. Der Einsatz für Begrenzungsinitiative der SVP habe oberste Priorität für ihn, betont der grosse Blocher-Fan Trachsel und setzt zu einem Werbespot an: «Wer will schon masslose Einwanderung, noch höhere Mietpreise, noch mehr Lohndruck, Kriminalität und Erwerbslosigkeit?»

Den Geschlechterkampf können wir getrost den Linken überlassen. Bei uns steht die Leistung im Vordergrund.
Autor: David Trachsel Präsident der Jungen SVP

Unterschiede zur Mutterpartei sieht Trachsel kaum. Dass die Frauen im Vorstand der Jungpartei noch schlechter vertreten sind als in der grossen SVP, ist für ihn kein Problem: «Den Geschlechterkampf können wir getrost den Linken überlassen. Bei uns steht die Leistung im Vordergrund.»

Bei solchen Aussagen sträuben sich Küng die Nackenhaare. Es sei denn auch kein Zufall, dass die Junge SVP meist aussen vor bleibe, wenn andere Jungparteien zusammenarbeiteten – so wie jüngst etwa bei der Ausweitung der Anti-Rassismusstrafnorm, die alle befürworteten, nur die Junge SVP nicht.

Zug, Frau und Nationalrätin – schwierig.
Autor: Julia Küng Co-Präsidentin der Jungen Grünen

Sie respektiere das politische Engagement der jungen SVPler: «Aber inhaltlich haben wir nicht viele Gemeinsamkeiten.» Bei allen Differenzen, die beiden Parteivorsitzenden verbindet eine Gemeinsamkeit: Beide könnten sich eine politische Karriere vorstellen.

Heisst es in 10, 12 Jahren Frau Nationalrätin Julia Küng? «Vielleicht», schmunzelt sie. Aber das sei noch ganz, ganz weit weg und überhaupt: «Zug, Frau und Nationalrätin – schwierig.»

Schon weiter ist Trachsel bei seiner Karriereplanung. Vor dreieinhalb Jahren hat er die Wahl in den Basler Grossen Rat nur knapp verpasst, diesen Herbst will er den Sprung ins Parlament schaffen.

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