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Neue Litra-Studie Ohne Abo wird's richtig teuer im Schweizer ÖV

Die ÖV-Preise liegen kaufkraftbereinigt im europäischen Mittelfeld. Auf teure Einzelfahrten will die Branche reagieren.

Der öffentliche Verkehr in der Schweiz gilt als sehr gut, aber auch als teuer. Zum wiederholten Mal kommt jetzt ein Preisvergleich mit dem europäischen Ausland im Auftrag der ÖV-Branche zum Schluss, dass wir für Bahn, Bus und Tram zwar tatsächlich nicht wenig, aber auch nicht sehr viel ausgeben müssen.

In Auftrag gegeben hat den Preisvergleich die Litra, eine Art Lobby-Verband für den öffentlichen Verkehr, in dem ÖV-Unternehmen ebenso dabei sind wie Wirtschaft und Politik.

Litra-Präsident: Angebot ist besser

Der Litra-Präsident und Bündner Nationalrat Martin Candinas (Die Mitte) stellt dazu fest: «Bei der Kundschaft heisst es immer, der ÖV sei in der Schweiz teuer. Die Studie zeigt erneut, dass wir preislich im Mittelfeld sind, aber mit einem deutlich besseren Angebot als im Ausland.»

Die Studie zeigt erneut, dass wir preislich im Mittelfeld sind, aber mit einem deutlich besseren Angebot als im Ausland.
Autor: Martin Candinas Litra-Präsident, Nationalrat GR/Die Mitte

Die Studie vergleicht die ÖV-Preise mit sechs europäischen Ländern. Neben den direkten Nachbarn sind die Niederlande und Grossbritannien eingeschlossen. Ein Ergebnis zeigt etwa: Die Fahrt eines Erwachsenen zwischen zwei Städten ist in der Schweiz am zweitgünstigsten, nur die Kundschaft in Österreich fährt noch preiswerter.

Preisüberwacher relativiert

Anzumerken ist, dass die Preise kaufkraftbereinigt sind. Es ist also berücksichtigt, dass die Schweiz mit Abstand das höchste Lohnniveau dieser Staaten hat. Preisüberwacher Stefan Meierhans kennt diesen Kniff auch aus der Pharmaindustrie: «Er zeigt nicht das reale Bild. Die tatsächlichen Preise zeigen: Die Schweiz ist insbesondere für Leute, die nicht mit einem Abo fahren, ausserordentlich teuer.»

Die Schweiz ist insbesondere für Leute, die nicht mit einem Abo fahren, ausserordentlich teuer.
Autor: Stefan Meierhans Preisüberwacher

Dass die Einzelbillette in der Schweiz relativ teuer sind, räumt auch die Branche ein. Laut Candinas sind aber die Preise stabil geblieben, nachdem sie vor 2018 mehrere Male in Folge erhöht worden seien.

Lob für Spar-Billette

Dem stimmt der Preisüberwacher zu. Allerdings habe er immer wieder für gleichbleibende Preise kämpfen müssen. Meierhans betont, dass in dieser Zeit auch die Kosten gesunken seien: So sei die Mehrwertsteuer gesenkt worden, die Nutzung der Infrastruktur sei billiger geworden, und auch die Trassenpreise seien gesunken. «Im umgekehrten Fall war das immer das Erste, das bei einer Preiserhöhung angeführt wurde. Preissenkungen sind aber kein Thema gewesen», so Meierhans.

Freude hat der Preisüberwacher an den Spar-Billetten, von denen es immer mehr gibt. Und einig sind sich Branche und Preisüberwacher darin, dass die Preise generell noch flexibler werden müssen. Besonders für Gelegenheitsnutzerinnen in der Freizeit oder Teilzeitarbeitende braucht es bessere Angebote.

Flexible Modelle im Test

Darum testet die Branche verschiedene Modelle. Zum Beispiel in der Waadt: Dort kann man ein Abo für den Tarifverbund kaufen, das man wahlweise an gut 100 oder 150 Tagen im Jahr einsetzen kann. Das kommt wesentlich günstiger als mit normalen Billetten. Das Ziel dieser Pilotprojekte ist es, in absehbare Zeit schweizweit flexible Angebote einzuführen.

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Rendenz-vous, 19.01.2022, 12:30 Uhr

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