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Martin Candinas im Interview zum Tag
Aus Tagesschau am Vorabend vom 28.11.2022.
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Neuer «Höchster Schweizer» «Für solche Aktionen hat es in einer Demokratie keinen Platz»

Der Bündner Martin Candinas ist neuer Nationalratspräsident. Im Interview spricht er über seinen Fokus im Präsidialjahr, die Nervosität als Leiter der Bundesratswahl und über Protestaktionen im Parlament.

Martin Candinas

Martin Candinas

Nationalratspräsident

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Nationalrat Martin Candinas (Mitte/GR) ist zum Auftakt der Wintersession 2022 zum neuen Nationalratspräsidenten gewählt worden. Der romanischsprachige Bündner ist damit für ein Jahr der höchste Schweizer. In seinen elf Jahren im Nationalrat setzte sich der 42-jährige Candinas vor allem für Berggebiete und auch für die Sprachenvielfalt ein.

SRF News: Cordiala gratulaziun, signur president del cussegl naziunal.

Martin Candinas: Cordial engraziament.

Sie wollen jetzt einen Fokus auf die vierte Landessprache legen. Werden Sie im Rat Romanisch sprechen?

Rätoromanisch ist meine Muttersprache. Ich habe in der Schule als erste Fremdsprache mit Deutsch begonnen. Es ist also klar, dass ich auch Rätoromanisch sprechen will. Und ich will, dass meine Kolleginnen und Kollegen jeden Tag ein bisschen Rätoromanisch hören dürfen. Vielleicht ist es auch ein Müssen, aber mein Ziel ist es, sie nicht mit dem Romanischen zu nerven.

Das Schweizer System ist nicht perfekt. Aber es ist das Beste, das es weltweit gibt.

Werden Sie in Ihrem Präsidialjahr ein weiteres Thema in den Vordergrund rücken?

Wir feiern 175 Jahre Bundesverfassung, somit 175 Jahre moderne Schweiz. Ich glaube, das ist der richtige Zeitpunkt, uns mit unserem politischen System auseinanderzusetzen und vielleicht auch Lehren daraus zu ziehen, was man noch besser machen könnte. Ich bin überzeugt: Das Schweizer System ist nicht perfekt. Aber es ist das Beste, das es weltweit gibt.

Haben Sie schon etwas im Visier, das man aus Ihrer Sicht besser machen könnte?

Ich habe es nicht im Visier, aber ich finde, die Debatte muss geführt werden.

Sie werden zu Beginn Ihres Amtsjahrs die Bundesratswahl leiten. Bereitet Ihnen das Albträume?

Albträume nicht. Aber ich habe sehr grossen Respekt davor. Und ich muss ehrlich zugeben, als die zweite Vakanz bekannt wurde, da wurde ich schon ein bisschen nervös. Auf der anderen Seite ist das ja, glaube ich, auch der Traum von allen Präsidenten, einmal eine Bundesratswahl durchführen zu können.

Ihre Vorgängerin Irène Kälin nutzte ihr Amt auch politisch. Sie ist in die Ukraine gereist und hat Präsident Selenski getroffen, lange vor Bundespräsident Cassis. Planen Sie Ähnliches?

Der Fokus bei mir ist sicher im Inland. Natürlich stehen auch Auslandsreisen auf der Agenda, zudem kommen Parlamentspräsidenten vom Ausland in die Schweiz. Ich werde schauen, dass ich ein gutes Gleichgewicht finde.

Werden Sie das Amt auch politisch interpretieren?

Für mich liegt die Ratsleitung im Fokus, die Kernaufgabe des Präsidenten.

Martin Candinas
Legende: Martin Candinas will den Fokus aufs Inland legen. SRF

Das Parlament hat im letzten Jahr enorme Mehrausgaben beschlossen, auch mithilfe Ihrer Partei, der Mitte. Geht es in Ihrem Präsidialjahr so weiter?

Wie es genau weitergeht, das entscheiden meine Kolleginnen und Kollegen im Rat. Ich habe zu schauen, dass wir effizient, unparteiisch, korrekt und respektvoll miteinander debattieren und entscheiden.

Es gibt Nationalratspräsidenten, die läuten alle fünf Minuten mit dem Glöckchen, um zur Ruhe aufzurufen. Andere lassen alles durchgehen, bis man sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Zu welcher Kategorie werden Sie gehören?

Ich möchte klar Ordnung haben im Rat. Ich werde eher versuchen, das auf sympathische Art und Weise zu machen und nicht auf Lehrmeister-Art.

Ich möchte klar Ordnung haben im Rat.

Was machen Sie, wenn etwa die SVP-Fraktion wieder aufsteht, wie in der letzten Session, und dem Rat demonstrativ den Rücken zukehrt?

In einer Demokratie hat es eigentlich für solche Aktionen im Parlament keinen Platz. Ich habe grösste Mühe mit solchen Aktionen.

In den letzten Wochen wurde viel darüber diskutiert, ob man – oder Frau – mit kleinen Kindern Bundesrat respektive Bundesrätin sein kann. Sie werden jetzt «Oberster Schweizer» und Sie haben drei schulpflichtige Kinder. Ist das problemlos machbar?

Es wird problemlos machbar sein. Es geht nur ein Jahr, man hat somit ein Enddatum. Wir haben viel darüber gesprochen. Meine Familie unterstützt mich und ich bin überzeugt, dass wir das packen.

Das Gespräch führte Larissa Rhyn.

Tagesschau am Vorabend, 28.11.2022, 18 Uhr;

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