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Das Interview mit Hans Stöckli zur Ständeratswahl und seiner Position als «älterer, linker» Politiker
Aus News-Clip vom 05.12.2019.
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Neuer Ständeratspräsident «Jung, dynamisch, weiblich: Ich bin eben genau das Gegenteil»

Am 2. Dezember ist Hans Stöckli zum neuen Ständeratspräsidenten gewählt worden. Im Fokus seines Präsidialjahres soll dabei die Jugend stehen. Dass er überhaupt im Ständerat sitzt, hat Wellen geworfen, obwohl Stöckli in beiden Wahlgängen im Kanton Bern die meisten Stimmen geholt hat und ein Bisheriger ist. Zum Vorwurf wurde ihm dabei gemacht, eine Frauenwahl verhindert zu haben.

Wie er sich im derzeitigen politischen Klima als «älterer, linker Politiker» fühlt, erklärt er im Interview. Auch, warum er nicht mehr die Abschaffung des Ständerats befürwortet wie er dies anno 1971 in einem Aufsatz niedergeschrieben hat.

Hans Stöckli (SP)

Hans Stöckli (SP)

Ständeratspräsident

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Hans Stöckli (SP) ist seit 40 Jahren in der Politik tätig. Zwischen 1990 und 2010 war Stöckli Stadtpräsident von Biel. 2004 wurde er Nationalrat, 2011 Ständerat. 2015 und 2019 wurde Stöckli jeweils im zweiten Wahlgang in den Ständerat gewählt. Stöckli wurde am 2. Dezember 2019 mit 39 von 41 Stimmen zum Ständeratspräsidenten gewählt.

Sie präsidieren jene Kammer, die Sie einst abschaffen wollten. Haben Sie noch einen Funken Verständnis für die Forderung des jungen Hans Stöckli?

Nein, weil sich enorm viel verändert hat. Der Ständerat ist heute die Kammer, die viele Vorlagen durch gute Arbeit erst zum Fliegen gebracht hat. Sie ist nicht mehr der Bremsklotz. Zudem haben natürlich auch die linken Parteien mittlerweile eine wichtige Position. Damals, als ich das verlangt habe, war beispielsweise die SP nur mit vier Mitgliedern vertreten.

Natürlich gehörte ich nicht zum Bild, das man sich in diesen Wahlen geschmiedet hat: jung, dynamisch, weiblich. Ich bin eben genau das Gegenteil.

Das Präsidium ist die Krönung Ihrer Polit-Karriere. Sie haben gesagt, es sei ihr schwerster Wahlkampf gewesen. Warum?

Natürlich gehörte ich nicht zum Bild, das man sich in diesen Wahlen geschmiedet hat: jung, dynamisch, weiblich. Ich bin eben genau das Gegenteil. So hatte ich zusätzlich zu kämpfen.

Sie haben am Wahltag nach ihrer Wiederwahl ziemlich emotional reagiert. Man hat ihnen unterschwellig vorgeworfen, sie hätten die Wahl einer Frau verhindert. Fühlt man sich in diesen Tagen als «älterer, linker Politiker» etwas an den Rand gedrängt?

Nein, überhaupt nicht. Ich muss sagen, die Reaktionen waren wirklich hervorragend. Ich habe noch nie so viele Zeugnisse der Unterstützung und des Vertrauens gekriegt wie jetzt. Die Leute wollten natürlich, dass unsere Gesellschaft nicht nur einseitig, sondern das Spektrum insgesamt abgebildet wird.

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Aus dem Archiv: Hans Stöckli: «Ich hätte mir Frau Rytz gewünscht»
Aus News-Clip vom 17.11.2019.
abspielen. Laufzeit 44 Sekunden.

Aber sie haben zum Teil emotional auf gewisse Fragen reagiert – es fast als unstatthaften Vorwurf angesehen, sie hätten die Wahl einer Frau verhindert.

Eine Wahl soll ja dazu dienen, dass man auswählt. Wenn das Volk zweimal gewählt hat, dann ist es schon etwas dreist, auch noch zu verlangen, dass man auf eine Wahl verzichtet (zugunsten der Grünen-Präsidentin Regula Rytz, Anm. d. Red.). Umso mehr ich ja ein Bisheriger bin, zweimal das beste Resultat erzielte und auch eine starke Partei vertrete. Die hätte es zweifellos nicht verstanden, wenn ich jetzt plötzlich grosszügigerweise auf mein Mandat verzichtet hätte.

Hat man es als Mann in einer linken Partei etwas schwerer als auch schon?

Das kann man so ausdrücken. Wir hatten es auch lange Zeit sehr einfach. Dann kam die Gleichstellung, die ich immer unterstützt habe. Und jetzt hat das Pendel etwas gedreht, aber ich bin überzeugt, dass sich das auch wieder einlenken wird.

Mit einem Klimastreik alleine haben die jungen Menschen noch nichts verändert. Die Veränderung geschieht durch die Institutionen.

Sie haben in Ihrer Antrittsrede gesagt, dass wir jungen Menschen besser zuhören müssen. Wollen die jungen Menschen überhaupt, dass man ihnen zuhört oder wollen die nicht einfach selber bestimmen?

Ich bin überzeugt davon, dass uns die jungen Menschen ihre Anliegen auch unterbreiten wollen. Sie sollen demonstrieren, aber sie sollen sich auch engagieren. Denn mit einem Klimastreik alleine haben die jungen Menschen noch nichts verändert. Die Veränderung geschieht durch die Institutionen. Ich fordere die jungen Leute auf, den Marsch durch die Institutionen zu machen. Dementsprechend ist mein Fokus darauf gerichtet, die jungen Menschen für unser System, für unsere politische Arbeit, für unsere wunderbare Schweiz, unsere demokratische rechtsstaatliche Schweiz zu begeistern. Damit sichergestellt ist, dass auch in Zukunft unsere Institutionen gelebt werden. Demokratie fällt eben nicht vom Himmel.

Das Gespräch führte Gion-Duri Vincenz.

Audio
Aus dem Archiv: Hans Stöckli, der neue Ständeratspräsident
aus Echo der Zeit vom 02.12.2019. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 18 Sekunden.

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