Heute ist häufig unklar, wo die alten Jeans und T-Shirts aus der Zürcher Tonne letztlich landen. Maria Colon, Sprecherin von Entsorgung und Recycling Zürich, sagt: «Teilweise landen sie im globalen Süden auf irgendwelchen wilden Deponien oder sie werden wild verbrannt.»
Heutzutage wird bei den Alttextilien noch fast nichts Faser zu Faser recycelt.
In Zukunft soll das nicht mehr geschehen. Deshalb passt die Stadt ihre Textilsammlung auf das nächste Jahr an. «Wir möchten, dass mehr Alttextilien lokal wiederverwendet werden können», sagt Colon.
Stadt spricht von grosser Veränderung
Dafür hat die Stadt der Firma Tell-Tex AG einen Auftrag vergeben. Diese sortiert die Kleider. Was in der richtigen Qualität und Menge vorliegt, soll in Secondhand-Läden weiterverkauft werden.
Kleider, die sich nicht mehr für den Verkauf eignen, sollen rezykliert werden. Aus den Textilfasern soll die Firma neue Fasern gewinnen, die dann erneut für die Produktion von Kleidern verwendet werden können. Das sei neu, sagt Colon: «Heutzutage wird bei den Alttextilien noch fast nichts Faser zu Faser recycelt.» Sie spricht von einer grossen Veränderung.
Textilien, die weder gebraucht noch rezykliert werden können, werden in Zürich oder anderswo in der Schweiz mit dem Kehricht verbrannt. Ziel ist, dass Zürcher Altkleider nicht mehr auf riesigen Müllhalden im Ausland enden.
Neuartig in der Schweiz
Die Stadt Zürich ist die erste Gemeinde der Schweiz, die bei Altkleidern auf Wiederverwertung und Recycling setzt. Die Firma Tell-Tex wird der Stadt die Kleider ab dem nächsten Jahr abkaufen. Der Vertrag läuft bis 2035.
Das Beste ist immer, wenn möglichst wenige Alttextilien anfallen.
Das Ziel sei, bis in zehn Jahren einen Fünftel der Altkleider wiederzuverwerten, sagt Colon: «Das ist ziemlich viel, wenn man bedenkt, dass das heute noch gar nicht gemacht wird.» Das neue System soll einen Beitrag zum Netto-Null-Ziel der Stadt leisten, die bis 2040 klimaneutral werden will.
Aktuell werden in der Stadt Jahr für Jahr etwa 2000 Tonnen Alttextilien gesammelt. Die Menge an Kleidern, die die Bevölkerung kauft und wegwirft, könne die Stadt jedoch nicht beeinflussen. Maria Colon appelliert an die Zürcherinnen und Zürcher: «Das Beste ist immer, wenn möglichst wenige Alttextilien anfallen.» Sie sollen Kleider möglichst lange tragen.
Stadt sammelt auch kaputte Kleider
Nach der Umstellung des Systems können Zürcherinnen und Zürcher auch ihre kaputten Jeans und Pullover mit Löchern in einer der 160 städtischen Sammelstellen abgeben.
Das neuartige System der Stadt Zürich stösst auf Interesse. Viele Gemeinden hätten sich bereits darüber informiert. Einige prüfen schon, ob sie es künftig selbst übernehmen wollen.