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Neues Bio-Sicherheitslabor Unterwegs im Berner Labor, das Coronaviren kultiviert

Unter strengsten Sicherheitsmassnahmen werden in dem Berner Labor Viren untersucht, für die es keine Therapie oder Impfung gibt – darunter auch das neue Coronavirus.

Mit einem Klack schliesst sich die Tür, die in einen lichtdurchfluteten Gang führt. Dieser umschliesst die Räume des Bio-Sicherheitslabors der Stufe 3 – Stufe 4 ist die höchste. Fenster geben Einblick ins Innere des über 200 Quadratmeter grossen Labors. Hier werden hochansteckende Krankheitserreger untersucht, für die es noch keine Behandlung oder Impfung gibt.

Sicherheit sei denn auch das oberste Gebot, sagt die Leiterin des Biosicherheits-Zentrums, Kathrin Summermatter: «Wir müssen zu jeder Zeit gewährleisten können, dass nichts aus dem Labor in die Umgebung gelangt – oder dass die Leute krank werden, wenn sie dort arbeiten.»

Kathrin Summermatter
Legende: Die Leiterin des Bio-Sicherheits-Zentrums Kathrin Summermatter hat sich auf Sicherheitsfragen spezialisiert und analysiert Sicherheitsvorfälle auch als internationale Expertin für die WHO. Keystone

Das Bio-Sicherheitslabor sei eine gute Ergänzung zu den bestehenden Laboren in der Region, sagt Summermatter: «Ein Teil ist für die Diagnostik von Tuberkulose oder anderen Hochrisiko-Erregern notwendig. Das Labor hat eine Lücke geschlossen.» Von Beginn an sind im Labor für die Spitäler der Region also Krankheitserreger diagnostiziert und kultiviert worden – auch das neue Coronavirus.

Peter Keller vom Institut für Infektionskrankheiten der Uni Bern führt aus: «Wenn ein solcher Test positiv ist und über Wochen positiv bleibt, geht es darum herauszufinden, ob der Patient für andere noch ansteckend ist. Um das feststellen zu können, gibt es die Möglichkeit, die Viren auf menschlichen Zellen zu kultivieren.» Aber eben im Labor, in geschlossenen Schalen oder Fläschchen, ohne direkten Kontakt zu den Angestellten.

Sollten den Forscherinnen und Forschern Fehler unterlaufen oder sollte mal etwas kaputtgehen, sorgen mehrfach abgesicherte Systeme dafür, dass trotzdem nichts geschieht: Schutzkleidung, Schleusen, der Unterdruck und gezielt eingesetztes UV-Licht. Was nicht mehr verwendet wird, wird in speziellen Maschinen hoch erhitzt, damit die Krankheitskeime unschädlich werden, und geht danach in die Kehrichtverbrennung.

Platz für Corona-Projekte

Zwei zusätzliche kleine Labore mit Arbeitsplätzen stehen Dritten zur Verfügung. Nächste Woche starten in dem einen Labor verschiedene Corona-Forschungsprojekte, mitfinanziert vom Schweizerischen Nationalfonds. Die Forscherinnen und Forscher belegen es für zwei Jahre.

Corona machte es möglich, sagt Keller: «Es wäre sonst wesentlich schwieriger gewesen für verschiedenste Forschungsgruppen, zu Laborsicherheitsstufen 3 Zugang zu finden. Diese Flächen wären in einer normalen Zeit kaum zu bekommen gewesen.» Zum einen wegen des hohen Preises – Keller vergleicht ihn mit der Miete an der Zürcher Bahnhofstrasse.

Zum anderen arbeiten die Forschungsgruppen nun wegen der Pandemie zusammen. Das bedeute, dass sich die entsprechenden Gruppen koordiniert haben: «Sie überlegten gemeinschaftlich, was die wichtigsten Fragestellungen sind, die sie bearbeiten möchten. Das brachte einen neuen Aspekt in die Forschung hinein.»

Forschung wird mehrere Jahre dauern

Wird nach den zwei Forschungsjahren das neue Coronavirus aus dem Berner Sicherheitslabor verschwinden? Das glaubt Summermatter nicht: «Die Bekämpfung oder die Prophylaxe ist nur der eine Weg. Aber das ganze Verständnis über die Zusammenhänge, wie sich das Virus im menschlichen Körper ausbreiten kann, das dauert sicher noch einige Jahre an.»

Für Kathrin Summermatter ist das Labor zur richtigen Zeit gekommen. Corona habe gezeigt, dass es sinnvoll sei, auch auf Unbekanntes vorbereitet zu sein.

Echo der Zeit vom 27.8.2020, 18 Uhr

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