Es sind grosse Zahlen: 100 neue Arbeitsplätze, Investitionen von 137 Millionen Franken, die Lagerfläche so gross wie acht Fussballfelder, auf dem Dach hat es laut Post eine der grössten Solaranlagen der Schweiz.
Die verschiedenen Lagerbereiche seien «vernetzt und intelligent gesteuert», heisst es von der Post. Doch es sind nicht die gelagerten Toaster, Luftbefeuchter oder Handys, die den Rundgang in Villmergen speziell machen: Es ist der medizinische Bereich.
Post für die Spitäler
Hier im Aargau werden Medikamente, Operationsklemmen, Infusionen, Katheter oder Implantate gelagert. Es ist das einzige vollautomatische Logistikzentrum der Post im Gesundheitsbereich.
Bei Bedarf könne die Post diese medizinischen und pharmazeutischen Produkte rasch und automatisiert an Krankenhäuser und Arztpraxen liefern. Ein Steuerungssystem treibt rund zwanzig Roboter an, welche die Produkte aus einem der 20'000 Behälter entnehmen und zur Verpackungsstation transportieren.
Dort sammeln und verpacken die Postmitarbeitenden die Produkte einer Bestellung in einen Mehrwegbehälter, um sie anschliessend an die entsprechende Gesundheitseinrichtung zu senden. Auch komplette Operationswagen werden zusammengestellt – je nach Eingriff.
Doch wieso macht die Post Spitallogistik? «Wenn ein Arzt operiert und sein Operationsbesteck danach schmutzig ist, muss es gereinigt werden», sagt Post-Logistikchef Johannes Cramer. «Diese Reinigung ist sehr aufwendig, die dazu notwendigen Maschinen sind teuer. Wenn jedes einzelne Spital dies für sich macht, ist das wirtschaftlich nicht sinnvoll.»
Saubere Skalpelle Villmergen retour
Cramer nennt ein anderes Beispiel aus dem Spitallager: «Wenn der Nachschub für Verbrauchsmaterial wie Mullbinden in jedem Spital einzeln gemacht wird, dann braucht es viele manuelle Prozesse. Wir können dies hier vollautomatisiert machen und damit die Effizienz in der Lagerhaltung verbessern.» Zu den Kunden der Post Gesundheitslogistik gehört zum Beispiel die Hirslanden-Gruppe, die 16 Privatkliniken in der Schweiz betreibt.
Anstatt aus dem Keller des Spitals kommen die Mullbinden dann also aus Villmergen. Und die Skalpelle werden ebenfalls nach Villmergen gebracht und nicht mehr im Keller des Spitals gesäubert. Ist das wirklich effizienter? Je nachdem legt das Material einen langen Weg zurück. Logistikchef Cramer: «Wir können sicherstellen, dass sie immer die Menge im Spital haben, die sie gerade brauchen. Dadurch wird die Logistikkette effizienter.» Er glaube nicht, dass es deswegen zusätzliche Fahrten gebe.
Die Frage des Verkehrs
Wenn ein Logistikzentrum vergrössert und neu gebaut wird, ist das für eine Gemeinde und ihre Nachbarn nicht nur eine freudige Nachricht. Wegen des Verkehrs.
Direkt neben Villmergen liegt Dottikon. Seine Gemeinde sei schon immer ein Durchgangsdorf gewesen, sagt Gemeindeammann Roland Polentarutti. Mit entsprechend viel Verkehr. Doch in den letzten Jahren haben der Lastwagenverkehr und auch der Lieferverkehr mit kleineren Fahrzeugen stark zugenommen. «Gerade für die Schüler ist es anspruchsvoll, sich mit all dem Verkehr hier zurechtzufinden.»
Im Dorf habe es wegen des Ausbaus der Post in Villmergen zahlreiche Bedenken gegeben. «Wer wünscht sich schon mehr Verkehr? Wahrscheinlich niemand. Aber irgendwo müssen die Logistikunternehmen ja auch sein», so Polentarutti.