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Neues SVP-Präsidium Marcel Dettling – der Kronfavorit vom rechten Parteiflügel

Marcel Dettling will SVP-Präsident werden. Und stellt die Flüchtlingskonvention zur Disposition.

Vor vier Jahren noch hatte der Schwyzer Nationalrat seiner Partei für das Präsidium abgesagt – wegen seiner drei kleinen Kinder und seiner Arbeit als Landwirt. Heute seien die Kinder älter und die Arbeit auf dem Hof anders organisiert, sagt Marcel Dettling.

Der SVP-Wahlsieg vom letzten Herbst mache einen Start als SVP-Präsident aber nicht etwa einfacher als vor vier Jahren, als die SVP Verluste eingefahren habe: «Die Wähler haben riesige Erwartungen, dass wir jetzt Lösungen präsentieren in den Bereichen Asyl und Zuwanderung», sagt Dettling in der SRF-Samstagsrundschau.

Dettling vertritt rechten Parteiflügel

Die SVP-Delegierten wählen den neuen Präsidenten Ende März, das Rennen dürfte mit der Kandidatur von Kronfavorit Dettling aber gelaufen sein. Der 42-jährige Bergbauer aus Oberiberg bezeichnet sich selbst als wertkonservativ und zählt sich zum rechten Flügel der SVP: «Mit mir bekommen die Leute jemanden, der klar ist in der Ausrichtung und klar in der Haltung.»

Portrait Marcel Dettling
Legende: Marcel Dettling will im März zum neuen Präsidenten der SVP gewählt werden. Keystone/GIAN EHRENZELLER

Abzulesen ist Dettlings Positionierung im rechten Flügel der Rechtspartei an Inhalt und Tonalität seiner asylpolitischen Vorstösse: Zum Beispiel verlangt er einen generellen Aufnahmestopp für Asylsuchende. Im Parlament ist eine solche Forderung chancenlos, und sie würde sich kaum vertragen mit der Genfer Flüchtlingskonvention.

Wenn das der Weg sein muss, dann müssen wir die Flüchtlingskonvention eben kündigen.
Autor: Marcel Dettling SVP-Nationalrat (SZ)

Davon lässt sich Dettling allerdings nicht beeindrucken: «Wenn das der Weg sein muss, dann müssen wir die Flüchtlingskonvention eben kündigen. Wir werden das diskutieren». Trotz Zugewinnen für die SVP hat es im Parlament bislang keine Mehrheiten für relevante asylpolitische Forderungen von rechts gegeben – auch nicht in Bereichen, die weniger weit gehen. In der Samstagsrundschau kritisiert Marcel Dettling die FDP: Sie stimme gegen die SVP-Forderungen, weil sie der Partei den Erfolg nicht gönne.

Grosses Wachstumspotential in der Stadt

Will die SVP künftig weiter zulegen, so kann sie das fast nur noch in den Agglomerationen und in den Städten: Hier liegt laut dem Politologen Claude Longchamp das grösste zusätzliche Wählerpotential für die Partei. Und hier hat die SVP letzten Herbst am wenigsten zugelegt. Ist Dettling als wertkonservativer Vertreter der ländlichen Schweiz der Richtige, um diese Wählerschichten zu erschliessen? Ja, findet er. Die Kernthemen Zuwanderung und Europa würden auch in der Stadt ziehen.

Doch nicht alle sind zufrieden mit dem SVP-Kurs. Jüngst hat der Aargauer Nationalrat Benjamin Giezendanner einen progressiveren Kurs angeregt, etwa in der Familienpolitik. Und gegenüber SRF wünscht die Stadtzürcher SVP-Präsidentin Camille Lothe, dass die SVP die Städte nicht aufgebe. Dafür brauche es Rezepte zum Beispiel gegen teure Mieten und das knappe Wohnungsangebot.

Auch hier sieht Marcel Dettling den Schlüssel bei der Zuwanderung, die den Bedarf nach Wohnungen in die Höhe treibe. Auf die Frage, ob es unter ihm eine SVP-Kampagne gegen die links-grünen Städte wie 2021 noch einmal geben würde, antwortet er ausweichend: «Das ist kein Hauptthema».

Samstagsrundschau, 13.01.2024, 11:30 Uhr

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