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Novartis-Pavillon Image-Politur mit einem Besucherzentrum

Der Basler Pharmariese will mit seinem neuen Besucherzentrum Aufklärung betreiben und Nähe schaffen – ein Trend.

Alle Unternehmen wollen in der Regel im besten Licht erscheinen und Negativ-Schlagzeilen vermeiden oder ausmerzen. Wie man das macht – da gibt es verschiedene Werbe- und Marketingmassnahmen. Eine Möglichkeit ist ein Besucherzentrum. Hier kann ein Unternehmen mit der Bevölkerung in Kontakt treten und gleichzeitig seine glänzenden Seiten präsentieren.

Genau das macht nun Novartis auf seinem Campus beim Hauptsitz in Basel. Direkt am Rhein hat der Pharmariese einen grossen Pavillon gebaut, der am Dienstag vorgestellt wurde und ab Ende April Besucherinnen und Besucher empfängt.

Das neue Novartis-Besucherzentrum

Das Herz bildet die Ausstellung «Wunder der Medizin». Diese erklärt, wie Krankheiten entstehen und Medikamente entwickelt werden. Keine einfache Aufgabe, sagt Frank Petersen, der die Ausstellung mitentwickelt hat. «Auf der einen Seite soll sie nicht zu einfach sein, da es auch um ein Lernerlebnis geht. Andererseits wollten wir nicht zu komplex sein. Diesen goldenen Mittelweg zu finden, war die grösste Herausforderung», so der Leiter der Naturstoffforschung bei Novartis.

Debatte um teuerstes Medikament der Welt ist kein Thema

Die multimediale Ausstellung solle alle möglichen Personen ansprechen und zum Denken anregen. Allerdings: Informationen über hohe Gesundheitskosten oder teure Medikamente findet man keine. Gerade Novartis steht hier in der Kritik mit ihrer Gentherapie «Zolgensma». Das Mittel gegen spinale Muskelatrophie gilt mit einem Preis von zwei Millionen Franken als teuerstes Medikament der Welt.

«Das ist eine rein wissenschaftliche Ausstellung, die sich auf die medizinischen und technologischen Dinge fokussiert», entgegnet Frank Petersen. Und: «Marketing ist hier kein Thema und war von Anfang an aussen vor.»

Beim Blick zurück in die Geschichte der Pharmaindustrie thematisiert die Ausstellung aber etwa den Brand von Schweizerhalle: 1986 brannte ein Chemie-Lager der Vorgängerfirma Sandoz und verursachte eine der grössten Umwelt-Katastrophen der Schweiz.

Es ist nicht nur ein Ausstellungsort, sondern ganz bewusst auch ein Begegnungsort, mit dem wir den Dialog mit der Bevölkerung suchen.
Autor: Nelly Rickenbach Novartis

Im Pavillon hat es aber etwa auch Veranstaltungsräume, eine interaktive Installation für Schulklassen sowie ein Café. «Es ist nicht nur ein Ausstellungsort, sondern ganz bewusst auch ein Begegnungsort, mit dem wir den Dialog mit der Bevölkerung suchen», sagt Nelly Rickenbach, Leiterin Kommunikation Novartis-Campus.

Genau das machen immer mehr Unternehmen. So sind in den letzten zwei Jahren gerade mehrere neue Besucherzentren eröffnet worden. Firmen nehmen dabei für die Image-Pflege viel Geld in die Hand. Wie viel – das bleibt trotz Wille zur Transparenz in der Regel ein Geheimnis.

Besucherzentren anderer Unternehmen

Besucherzentren seien im Trend, sagt auch Anja Reimer vom Marktforschungsinstitut GfK. «Unternehmen müssen heutzutage Stellung beziehen. Sie müssen transparent sein und kommunizieren, was sie wie machen», so die Reputationsexpertin. «Immer mehr Menschen ist daran gelegen, zu erfahren, wie die Unternehmen vorgehen, wofür sie sich engagieren und wie sie Verantwortung übernehmen.» Und genau das könne mit Besucherzentren gut vermittelt werden.

Novartis geht noch einen Schritt weiter: Neben der Eröffnung des Pavillons öffnet der Konzern auch seinen Campus ganz generell für die Öffentlichkeit. Bisher galt dieser im Volksmund als «verbotene Stadt», da nur die Mitarbeitenden hineindurften. Mittlerweile sind auch 30 Start-ups auf dem Areal angesiedelt. «Nun werden wir ab Herbst den Campus komplett für die Bevölkerung öffnen während der Arbeitszeiten», sagt Nelly Rickenbach.

Schweiz Aktuell 05.04.2022, 19 Uhr

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