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Ökologische Landwirtschaft Luzern will Biolandbau im Kanton ankurbeln

Mehr Bio auf dem Acker und auf dem Teller: Der Kanton Luzern hat mit der Landwirtschaft ein ehrgeiziges Projekt lanciert.

Knapp ein Drittel aller Schweine hierzulande grunzen in Luzerner Ställen. Das ist Rekord. Auch gut jedes zehnte Rind schweizweit lebt in diesem Kanton. Entsprechend spielt hier auch die Milchproduktion eine grosse Rolle.

Kurzum: Luzern ist einer der bedeutendsten Agrarkantone der Schweiz. Und ausgerechnet in dieser Hochburg der tierintensiven Landwirtschaft soll künftig die Bioknospe stärker blühen. Das jedenfalls peilt der Kanton Luzern mit einem neuen Aktionsplan an.

«Die Nachfrage nach Bioprodukten in der Schweiz wächst», sagt Thomas Meyer von der kantonalen Dienststelle Landwirtschaft und Wald. Luzern wolle an dieser Entwicklung teilhaben. Denn die Wertschöpfung sei grösser. Sprich: Beim Verkauf eines Knospen-Joghurts oder eines Biosalats bleibt mehr im Portemonnaie der Produzentinnen und Produzenten.

Mehr Bio auch auf dem Teller

Gemeinsam mit der Branche, dem Verband Bio Luzern sowie dem Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband hat sich der Kanton unter anderem folgendes Ziel gesteckt: Bis ins Jahr 2027 soll die biologisch bewirtschaftete Nutzfläche mindestens 15 Prozent erreichen. Heute gehören rund 11 Prozent der Luzerner Wiesen zu Knospe-Höfen.

Ein Bio-Suisse-Schild steht auf einem Feld.
Legende: Luzern zählt heute 485 Bio-Betriebe. Das sind mehr als doppelt so viele wie noch im Jahr 2000. Keystone/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Ferner sollen auch Gastronominnen und Gastronomen vermehrt Knospe-Produkte auftischen. Denn während bei Detaillisten bereits viel Bio in den Regalen steht, sind Gastrolokale hier im Hintertreffen. Der Kanton will darum 40 Restaurants, Kantinen und Take-aways mit dem Label «Bio Cuisine» schmücken. «Hier gibt es noch viel Potenzial», sagt Thomas Meyer.

Biofleisch ist vor Preisstürzen nicht gefeit

Mehr Bioprodukte, mehr Bioflächen: Mit dieser Ansage wagt sich der Kanton an eine Herkulesaufgabe. Denn die futterbaubasierte Viehwirtschaft hat in Luzern eine lange Tradition. Begünstigt durch Topografie, Böden und Klima. Die Bauern haben ihre Höfe technisch darauf ausgerichtet – entsprechend klein ist der Anreiz, für eine Umstellung auf Bio wieder viel Geld zu investieren.

Bei Bioschweinen und Bioeiern gab es bereits grosse Preisstürze, auch Biomilch hatte schon ganz schwierige Zeiten.
Autor: Christian Galliker Vizepräsident des Verbands Bio Luzern

Hinzu kommt: Gerade der Markt beim Biofleisch birgt Risiken. «Bei Bioschweinen und Bioeiern gab es bereits grosse Preisstürze, auch Biomilch hatte schon ganz schwierige Zeiten», sagt Christian Galliker, Vizepräsident von Bio Luzern und dem Verband der Luzerner Bäuerinnen und Bauern.

Es gelte daher, den Markt nicht mit massenweise Bioprodukte zu fluten und die Preise im Auge zu behalten. Denn: «Wenn die wirtschaftlichen Perspektiven stimmen, dann haben wir ein Potenzial, das nicht nur brach liegt, sondern Bauern auch zur Umstellung auf Bio bringt.»

Umweltbelastung bringt Umdenken mit sich

Gleichwohl glaubt Christian Galliker, dass das Vorhaben gelingt. Denn die Kehrseite der intensiven Tierhaltung seien teils zu hohe Ammoniak- und Phosphorwerte. Wenn es gelinge, Bauern zur Umstellung zu bewegen und folglich weniger Tiere zu halten, profitiere auch die Umwelt.

Und noch ein Argument stimmt Galliker zuversichtlich. «Das Interesse der Konsumentinnen und Konsumenten ist da.» Der Pro-Kopf-Konsum ist stetig gestiegen – besonders stark in den Corona-Jahren, als Restaurants geschlossen waren und die Menschen wieder mehr selber kochten.

Thomas Meyer vom Kanton pflichtet Galliker bei: «Können wir aufzeigen, dass die Nachfrage nach spezifischen Bioprodukten existiert, sind wir der festen Überzeugung, dass wir Landwirtinnen und Landwirten zum Einstieg in den Biolandbau motivieren können.»

SRF 1, Regionaljournal Zentralschweiz, 21.05.2023 ; 

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