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Omikron-Subvariante BA.5 So verlief die «Sommerwelle» in anderen Ländern

Die «Sommerwelle» hat die Schweiz erfasst: Das zeigt sich nicht nur in stark gestiegenen Fallzahlen, sondern auch in den Spitälern: Im 14-Tages-Schnitt treten derzeit schweizweit täglich wieder mehr als 40 Personen mit einer Covidinfektion in ein Spital ein – Tendenz weiter steigend. So werden aktuell 1045 Personen mit Covid-19 in Spitälern behandelt, nachdem diese Zahl Anfang Juni bei rund 300 gelegen hatte. Das sind bereits wieder halb so viele wie zum Höhepunkt der Wellen im letzten Winter.

Für die derzeit vielen Kranken dürfte die vorherrschende Omikron-Subvariante BA.5 verantwortlich sein. Diese Variante kann die bei vielen Menschen vorhandene Immunität noch besser umgehen als ihre Vorgänger. Am Dienstag wurden mit mehr als 46'000 Fällen 39 Prozent mehr Coronainfektionen gemeldet als in der Vorwoche. Experten gehen aber unter anderem auch aufgrund von Messungen im Abwasser von einer Dunkelziffer von bis zu 8-mal so vielen Fällen aus, denn es wird deutlich weniger getestet als im letzten Winter.

Die gute Nachricht: Die Variante BA.5 führt meist zu eher leichten Verläufen – auch weil viele geimpft sind und/oder bereits eine Infektion durchgemacht haben. So sind aktuell 45 Patienten mit Covidinfektionen auf Intensivstationen gemeldet. Zum Vergleich: Im letzten Winter waren es mehr als 325.

Wie verlief die BA.5-Welle in anderen Ländern?

Südafrika und Portugal wurden früher als die Schweiz von BA.5 erfasst. Ein Blick auf die beiden Länder kann demnach einen Hinweis auf den weiteren Verlauf der «Sommerwelle» in der Schweiz geben, wenn auch wegen unterschiedlicher Anzahl Genesenen, Impfquoten, Impfstoffen, Alter der Bevölkerung und allfällig geltenden Corona-Massnahmen nur bedingt von einem Land auf ein anderes abgeleitet werden kann.

In Südafrika startete die BA.5-Welle Mitte April. Nach rund fünf Wochen war der Höhepunkt erreicht. Das Gesundheitswesen wurde aber deutlich weniger belastet als bei der ersten Omikronwelle: Die Spitalbelegung durch Covid-19-Patienten erreichte knapp 35 Prozent des Wertes vom letzten November. Nach rund zwei Monaten sind die Spitalbelegung und die gemeldeten Infektionen wieder auf einem ähnlichen Wert wie vor der jüngsten Welle.

In Portugal begann BA.5 im Mai, das Geschehen zu dominieren. Auch hier war bei der Spitalbelegung nach gut vier Wochen das Maximum erreicht. Die Belegung der Spitäler mit Covid-19-Patienten stieg hier gar bis auf leicht über 80 Prozent des Wertes der Omikronwelle. Allerdings ging in Portugal im Frühling die Belegung auch nie unter 40 Prozent dieses Wertes zurück. Die gemeldeten Infektionen liegen nach gut zwei Monaten wieder leicht unter dem Wert vor der BA.5-Welle, auch die Belegung der Spitäler mit Covidpatienten geht wieder deutlich zurück.

Sollte es in der Schweiz ähnlich laufen wie in Südafrika und Portugal, würden die Spital- und Infektionszahlen der hiesigen Sommerwelle also bald ihren Höhepunkt erreichen. Aktuell scheint sowohl das Gesundheitssystem wie auch die Firmen den Ausfall durch viele Kranke noch gut zu verkraften. So sagt der Infektiologe Huldrych Günthard gegenüber dem Tages-Anzeiger etwa, dass die meist älteren Covidpatienten mit Vorerkrankungen den Spitalalltag derzeit wenig belasten.

Wie sich die Situation im Herbst und Winter präsentieren wird, bleibt indes völlig offen. Entscheidend für die Entwicklung der epidemiologischen Lage wird sein, wie gut sich die dann vorherrschende Variante verbreiten kann – und vor allem, ob sie schwerere Erkrankungen als BA.5 verursacht.

10vor10, 06.07.2022, 21.50 Uhr

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