Onlineticketing offline - Hackerangriff auf Berner Firma trifft Kinokette Pathé

• Bei der Schweizer Kinokette Pathé funktioniert wegen eines Hackerangriffs das Onlineticketing nicht mehr. Billettkäufe sind nur vor Ort möglich.
• Dies wegen einer Cyberattacke auf den Berner IT-Dienstleister Unico Data. Seit dem Pfingstwochenende sind die Systeme des Unternehmens offline. Auch eine Gemeinde ist betroffen.

Die Filme laufen noch genauso wie die Popcornmaschinen. Sonst ist bei den Pathé-Kinos – der grössten Kinokette der Schweiz nach Ticketverkäufen – derzeit nichts normal. Kinobesucherinnen und Kinobesucher können Filmtickets nicht mehr online kaufen, sondern nur noch vor Ort in den Multiplexkinos. Selbst der Zeitplan für die Filmvorführungen ist auf der Webseite nur als PDF-Datei verfügbar.

Bei Pathé können derzeit keine Onlinetickets gekauft werden.

Keystone/Anthony Annex

Wie ist es so weit gekommen? Cyberkriminelle haben über Pfingsten den Berner IT-Dienstleister Unico Data AG mit Sitz in Münsingen ins Visier genommen. Darauf hat das Unternehmen alle IT-Systeme vom Netz getrennt, wie es am Mittwoch mitteilte. Weil Pathé IT-Dienstleistungen von Unico bezieht, ist das Onlineticketing blockiert.

Auch Gemeinde vom Hackerangriff betroffen

Um den Vorfall zu untersuchen, hat die Firma laut «Netzwoche» unter anderem das Nationale Zentrum für Cybersicherheit (NCSC) und das polizeiliche Dezernat Digitale Kriminalität eingeschaltet. Vorsorglich habe Unico Data auch den Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten (EDÖB) informiert. Darunter ist neben Pathé etwa die Gemeinde Rüegsau.

Cyberattacken auf Schweizer Firmen: Das sagt der Experte

Zuletzt waren auch die NZZ, CH Media oder das Erziehungsdepartement des Kantons Basel-Stadt im Visier von Cyberkriminellen. Dahinter gebe es keine Systematik. «Es ist völlig zufällig, wer zu einem Ziel eines Hackerangriffs wird. Es gibt keine bestimmte Branche, die besonders betroffen ist», sagt SRF-Digitalredaktor Guido Berger.

In erster Linie gehe es den Cyberkriminellen um Geld. «Das ist ein Geschäftsmodell, das sich in der organisierten Cyberkriminalität etabliert hat.» Meistens blockierten die Hacker die Systeme der Opfer, sodass diese nicht mehr nutzbar seien. Erst, wenn das Lösegeld bezahlt werde, funktionieren die Systeme wieder. Die zweite Stufe sei, wenn Hacker Daten und Geschäftsgeheimnisse der Unternehmen klauen und drohen, diese zu veröffentlichen.

Wie lange die Panne bei Pathé noch dauert, ist unklar. «Die Wiederherstellung der Systeme ist im Gange», teilt Pathé am Freitagmorgen mit.

Die Pathé-Kette betreibt in der Schweiz 8 Multiplexkinos, zum Beispiel in Spreitenbach, Bern oder Lausanne. Jährlich besuchen gemäss eigenen Angaben bis zu 2.8 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer die Pathé-Kinos.