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Opferschutz-Statistik Menschenhandel in der Schweiz nimmt enorm zu

Die steigende Armut in den Herkunftsländern ist laut einer Expertin der Hauptgrund für die steigenden Zahlen.

Verschiedene Opferschutzorganisationen haben im vergangenen Jahr 207 neue Opfer von Menschenhandel registriert. Insgesamt seien knapp 500 Menschen betreut worden. Verglichen mit 2019, als die Statistik letztmals erstellt wurde, ist das eine Zunahme von 50 Prozent.

Ein Grund für den starken Anstieg dürfte die Armut sein, sagt Doro Winkler. Sie ist Expertin für das Thema Menschenhandel und berät Betroffene, aber auch Behörden. Winkler arbeitet für die Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (FIZ) und ist Mitglied einer Expertengruppe des Europarats.

Fedpol schätzt die neuesten Zahlen ein

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SRF News: Die Zahlen zum Menschenhandel in der Schweiz deuten auf eine Zunahme hin. Wie beurteilen Sie das als Bundespolizei der Schweiz?

Patrick Jean, Mediensprecher Fedpol: Wenn wir die polizeiliche Kriminalstatistik anschauen, müssen wir sagen, dass wir das aus polizeilicher Sicht so nicht feststellen. Allerdings ist Vorsicht geboten, wenn Statistiken miteinander verglichen werden.

Zudem findet Menschenhandel im Verborgenen statt. Das ist ein Delikt, das weder von Opfer- noch von Täterseite einfach so angezeigt wird, weil es sich um sogenannte Kontrolldelikte handelt. Behörden, Strafverfolgungsbehörden oder Organisationen müssen sie suchen und melden.

Ist Menschenhandel in der Schweiz ein ernstzunehmendes Problem?

Menschenhandel ist in der Schweiz auf jeden Fall auch ein Thema. Einerseits ist die Schweiz ein Durchgangsland, andererseits auch ein Zielland vom Menschenhandel.

Wir sprechen beim Menschenhandel von internationalen Täterorganisationen, die teilweise im Ausland gezielt Opfer anwerben, die dann zur Ausbeutung der Arbeitskraft in die Schweiz gebracht werden.

Winkler sagt: «In den letzten Jahren wurden mehr und mehr Menschen ausgenutzt, die sich in einer wirtschaftlich prekären Situation befinden, und diese Situation hat sich während der Pandemie verschlimmert.»

Viele wollen ihre Lebenssituation verbessern

«Gleichzeitig sind die Migrationsmöglichkeiten sehr eingeschränkt und das macht das Risiko des Menschenhandels grösser», sagt die Expertin für Menschenhandel weiter. Am Anfang von Menschenhandel steht meist der Wunsch, das eigene Leben oder das der Familie zu verbessern.

Sie erhalten dann ein Jobangebot in der Schweiz, kommen hier her und finden sich hier dann in einer Situation wieder, die ganz anders ist als versprochen.
Autor: Doro Winkler Fachstelle Frauenhandel (FIZ)

Deshalb verlassen diese Menschen ihre Heimat oft aus eigenem Antrieb, sagt Winkler, und ergänzt: «Sie erhalten dann ein Jobangebot in der Schweiz, kommen hier her und finden sich hier dann in einer Situation wieder, die ganz anders ist als versprochen.»

Prostituierte auf dem Auto-Strich
Legende: Winkler sagt: «Sie erhalten keinen Lohn, sie müssen Arbeiten leisten, die sie nicht leisten wollen, was nicht vereinbart war.» Keystone/Jean-Christophe Bott (Symbolbild)

«Sie haben vielleicht keine Aufenthaltsbewilligung, sind dadurch auch noch einmal unter Druck zu setzen und kennen ihre Rechte nicht, haben kein soziales Umfeld, das ihnen helfen könnte», so Winkler weiter.

80 Prozent der Opfer sind Frauen

Sie kommen aus der ganzen Welt und stammen aus 55 verschiedenen Ländern, oft aus afrikanischen. Zwei Drittel werden laut der Plattform «Traite» sexuell ausgebeutet, andere Personen würden zu kriminellen Handlungen angestiftet.

Oft werde die Arbeitskraft von solchen Menschen in Haushalten, in der Gastronomie oder im Baugewerbe ausgebeutet. Wichtig sei der Zugang zu Beratung, sagt Winkler von der FIZ: «Das ist auch unsere Forderung, dass die Schweiz sicherstellt, dass in allen Kantonen spezialisierte Strukturen mit einer angemessenen Finanzierung etabliert sind.»

Denn Menschenhandel könne nur bekämpft werden, wenn Opferschutzorganisationen und Strafverfolgungsbehörden zusammen arbeiteten.

HeuteMorgen, 17.10.2022, 6:00 Uhr

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