Was macht ein Parkhaus wirklich sicher? Und warum schafft moderne Technik nicht bei allen Vertrauen? Ein Blick hinter die Kulissen des Parkhauses Central – eines der fortschrittlichsten Parkhäuser der Schweiz – gibt Aufschluss.
Nach sechs Jahren Bauzeit wurde das Parkhaus Central diesen Frühling eröffnet. Über 600 Stellplätze verteilen sich auf neun Ebenen, sechs davon unterirdisch. Über 65 Millionen Franken hat das Bauwerk gekostet – doch reicht Hightech alleine aus, damit sich alle dort sicher fühlen?
«Ich fühle mich sicher hier», sagt ein jüngerer Mann, der just sein Auto im Central geparkt hat. Eine ältere Frau meint: «Ich habe Freundinnen, die gehen gar nicht in Parkhäuser.»
Eine weitere jüngere Parkende: «Es ist mir hier nicht so wohl.» Zwar nutze sie das Parkhaus, doch die Atmosphäre bereite ihr grundsätzlich Unbehagen. So äussern sich Personen, die im Parkhaus Central ihr Auto für ein paar Stunden abstellen – teils mit gemischten Gefühlen.
Das Parkhaus – der Angstraum
Obwohl Parkhäuser in der Schweiz zu den sichersten Orten gehören, fühlen sich dort dennoch viele Menschen unwohl. Warum? Die Expertin Nora Markwalder erklärt das mit dem Kriminalitätsfurcht-Paradoxon.
Dieses Paradoxon beschreibt einen psychologischen Widerspruch: Personen, die statistisch einem geringeren Risiko ausgesetzt sind – etwa Frauen oder ältere Menschen – verspüren oft stärkere Angst vor Kriminalität. Umgekehrt haben Gruppen mit höherem Risiko – etwa junge Männer – tendenziell weniger Furcht, so Markwalder. Parkhäuser gelten als sogenannte Angsträume, obwohl die tatsächliche Kriminalitätsrate dort niedrig ist.
Architektur gegen Angst
Was hilft gegen die Angst im Parkhaus? Glastüren, offene Architektur, Videokameras oder Notrufknöpfe – all das trage zum Sicherheitsgefühl im Parkhaus Central bei, sagt Sicherheitsexperte David Leuthold bei einem Rundgang. Er führt ein Unternehmen für Sicherheits- und Betriebskonzepte in Parkhäusern.
Das hilft für ein sicheres Gefühl
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Bild 1 von 2. Sich wohler fühlen und besser orientieren können, dafür gibt's auf jedem Stock... Bildquelle: SRF MICHAEL ULMANN.
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Bild 2 von 2. ...eine andere Farbe auf dem Boden und teils Stickereimuster an den Wänden. Bildquelle: SRF MICHAEL ULMANN.
Es gibt keine schmuddeligen Ecken, überall ist es hell und überschaubar. Die Stellplätze sind grosszügig bemessen. Niemand könnte sich hier ungesehen verstecken.
Auch die technische Ausstattung ist auf dem neusten Stand: Das Parkhaus ist videoüberwacht – jede Kamera wird von mindestens einer weiteren erfasst. «Niemand kann da also ungesehen an einer Kamera schrauben», sagt Leuthold. Jede Bewegung wird aufgezeichnet. Der Betriebsleiterraum liegt direkt bei der Einfahrt und ist rund um die Uhr besetzt – genau wie das Parkhaus selbst.
Dennoch reichen modernste Systeme wie flächendeckende Kameras, helle Beleuchtung und Notrufknöpfe oft nicht aus, um Ängste vollständig zu nehmen. Denn Sicherheit wird nicht nur rational wahrgenommen – sondern auch emotional und atmosphärisch erlebt. Darum brauche es mehr als Technik, sagt Sicherheitsexperte David Leuthold.
Sicherheit beginnt mit Sicht
Wer sich in einem Parkhaus sicher fühlen soll, muss sich orientieren können, andere Menschen sehen – und spüren, dass Hilfe erreichbar ist. Das beginnt mit offener Architektur: Statt dunkler Betonkammern sorgen helle Wände und gläserne Durchgänge für Transparenz und vermeiden das Gefühl von Enge, sagt David Leuthold. Wenn man vom eigenen Stellplatz aus den Ausgang, das Treppenhaus oder die Notrufstation erkennt, entsteht das Gefühl von Kontrolle – das Gefühl: Ich bin nicht ausgeliefert.