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Wohnturm statt Parkhaus 350 Wohnungen am Basler Messeplatz – 1000 Parkplätze unterirdisch

Ein 94 Meter hohes Hochhaus mit Wohnungen, Büros und Läden soll den Parkhaus-Betonklotz am Basler Messeplatz ersetzen.

Eine Fassade in warmen Farbtönen mit viel Glas und Solarzellen, begrünte Stufen-Terrassen auf der 11., 19. und 31. Etage, daneben grosse Parkbäume: Der künftige Rosentalturm soll laut Visualisierung der Architekten Herzog & de Meuron (HdM) keinesfalls aussehen wie ein kaltes Hochhaus.

Wohnturm
Legende: Die Grünflächen waren ein Pluspunkt für das Projekt von Herzog & de Meuron beim anonymen Architekturwettbewerb. zVg Herzog & de Meuron

Anstelle des heutigen Parkhauses sind ein Turm, ein kleineres Wohnhaus gegen das Quartier hin und ein Pavillon geplant. In diesem Ensemble sind neben 350 Wohnungen auch Läden vorgesehen.

In Städten sind Bauflächen wertvoll und Parkhäuser nicht die rentabelste Nutzung. Laut Messe ist ihr Parkhaus sanierungsbedürftig – wenn man schon investiere, dann müsse mehr herausschauen. So ging dem Architekturwettbewerb eine Testplanung mit verschiedenen Varianten voraus.

Die Freiflächen sind für das Quartier der grösste Nutzen.
Autor: Beat Aeberhard Kantonsbaumeister Basel-Stadt

Den Wettbewerb gewann das HdM-Projekt auch wegen seiner öffentlichen Grünflächen – solche sind rar in der Umgebung. Diese Freiflächen hätten die Jury überrascht, sagt Kantonsbaumeister Beat Aeberhard, und sie seien wohl «für das Quartier der grösste Nutzen».

Architekt Pierre de Meuron beschreibt sein Ziel in einem Satz: «so viel Grün in der Stadt und auf dem Stadtboden wie nur möglich.» Baumeister Aeberhard hofft darüber hinaus, dass das Grün in Verbindung mit Läden und Beizen auch den Messeplatz wieder lebendiger macht, der ausserhalb der Messen «nicht wirklich belebt» sei.

Die ästhetische Charme-Offensive mit dem begrünten Holz-Wohnturm hat eine lange politische Vorgeschichte mit hartem Ringen um Wohnraum. Daraus resultierte ein Bebauungsplan, der auch ökologisches Bauen und einen Anteil bezahlbare Wohnungen vorgibt – das Projekt sieht 100 solche vor.

Die Idee, das Parkhaus direkt am Messeplatz zu ersetzen, ist Teil von üppigen Ausbau-Ideen aus den goldenen Jahren der grossen internationalen Messen in Basel. Das Messegeschäft leidet jedoch unter Online-Konkurrenz, verschärft durch die Pandemie.

So viel Grün in der Stadt und auf dem Stadtboden wie nur möglich.
Autor: Pierre de Meuron Architekt Herzog & de Meuron

Ein Teil davon wurden realisiert, namentlich das 2013 eingeweihte Hallengebäude quer über den halben Messeplatz. Diesem Riegel mit Alu-Fassade von HdM fiel indes schon ein Teil des alten Messe-Parkings zum Opfer. Seither haben in diesem über 1100 Autos Platz; gleich viele sollen es im Rosentalturm werden, dort alle unterirdisch.

Schon vor dem 94-Meter-Rosentalturm hatten die Planer Hochhäuser für Flächengewinne bei der Messe entdeckt: Zuerst wurde 2003 der 105 Meter hohe «Messeturm» mit Hotel eingeweiht, zuletzt vor zwei Jahren der 96 Meter hohe «Claraturm» am Westende des Messeplatzes.

Abstriche nötig?

Kommt der Rosentalturm, ist die Platzseite mit der denkmalgeschützten Rundhofhalle die letzte ohne Hochhaus. Und nur wenige Gehminuten entfernt liegen die beiden höchsten Gebäude der Schweiz, die Bürohochhäuser der Roche mit 205 und 178 Metern – auch sie von HdM.

Dennoch scheint der Rosentalturm nun die Wogen deutlich weniger hochgehen zu lassen als andere Projekte und frühere Entwürfe. Beim Neutralen Quartierverein ist jedenfalls zu erfahren, dass es derzeit kaum Diskussionen über das Turmprojekt gebe.

Baureif ist der Rosentalturm noch nicht. Der Jurybericht hält Zweifel fest, dass die vergleichsweise teure Holzverbund-Bauweise des Wettbewerbsprojektes ohne Abstriche realisierbar ist. Stand heute soll der Turm aus Recycling-Beton entstehen, das Nebengebäude aus Holz. Das gültige Bauprojekt soll 2024 zur Bewilligung eingereicht werden. Die Bagger könnten so frühestens 2025 auffahren.

Regionaljournal Basel, 24.03.2023, 17:30 Uhr ; 

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