1500 Alters- und Pflegeheime werden derzeit von der Eidgenössischen Qualitätskommission unter die Lupe genommen. Zusammen mit den Verbänden der Langzeitpflege führt sie ein landesweites Projekt über die Qualität in Alters- und Pflegeheimen, die sich regional sehr stark unterscheidet.
Die Qualität gehe in der Kosten- und Prämiendiskussion oft unter, sagt Michael Jordi, der langjährige Generalsekretär der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren. Seit anderthalb Jahren präsidiert er die Eidgenössische Qualitätskommission.
«Es ist meine Überzeugung, dass eine bessere Qualität letztlich auch zu kostengünstigeren Behandlungen, weniger Fehl- und Überversorgung und weniger Komplikationen im gesamten Patientenpfad führt.»
Daten führen zu besserem Verständnis
Schritt eins des Projekts: die Qualität messen. Dabei liegt der Fokus auf vier Kernthemen für die Bewohnerinnen und Bewohner dieser Institutionen: dem Schmerz, der Anzahl Medikamente, der Mangelernährung und einschränkenden Massnahmen.
Das kann sein, dass ein Bewohner das Areal nicht verlassen darf oder wenn eine Matte mit Sensoren vor dem Bett dem Pflegeteam meldet, dass die Bewohnerin aufgestanden ist. Franziska Zuniga begleitet das Projekt wissenschaftlich. Sie ist Kommissionsmitglied und Professorin am Institut für Pflegewissenschaft der Universität Basel.
«Der Gewinn für die Bewohner und Bewohnerinnen ist, dass damit Daten vorliegen, die tatsächlich eine gezielte Qualitätsentwicklung in den Heimen zulassen.» Wenn ein besseres Verständnis da sei, wo Probleme bestünden, könne auch gezielt an Kernthemen, die für Bewohner und Bewohnerinnen wichtig seien, gearbeitet werden, sagt Zuniga.
Sind alle Medikamente nötig?
Zweiter Schritt: daraus Empfehlungen ableiten, die allen zugutekommen können. Zum Beispiel, was die Menge an Wirkstoffen betrifft. Denn die hohe Anzahl an verschiedenen Medikamenten, die Heimbewohnerinnen und -bewohner schlucken, wirft auch in der Kommission Fragen auf: Sind alle nötig und untereinander verträglich?
Hier ist es der Kommission gelungen, die Anzahl Wirkstoffe automatisch zu erheben, also ohne zusätzlichen Aufwand für die Angestellten der Pflegeheime. Das ist ein Knackpunkt bei allen Qualitätsmessungen und ein Grund, weshalb verschiedene Beteiligte im Gesundheitswesen gegenüber der Qualitätskommission anfänglich Vorbehalte hatten.
Mehraufwand lohnt sich
Beim Branchenverband Curaviva sagt Daniel Domeisen: «Qualitätsmessungen führen zu einem zusätzlichen administrativen Aufwand für die Fachkräfte und Betriebe. Das ist so weit unbestritten.» Dieser Mehraufwand stehe aber in einem vernünftigen Verhältnis zum pflegerischen Mehrwert für Pflegebedürftige und Mitarbeitende, so Domeisen.
Schlussresultate lassen noch etwas auf sich warten. Das Projekt läuft noch bis 2027.