Darum geht es: Bei der Umsetzung der Pflegeinitiative setzte der Bundesrat im letzten Sommer als ersten Schritt eine Ausbildungsoffensive um. Damit soll die Pflege gestärkt werden. Doch das reicht nicht, es braucht bessere Arbeitsbedingungen, damit junge Leute einen Pflegeberuf erlernen und erfahrene im Beruf bleiben. Wie das gelingen soll, hat der Bundesrat heute festgelegt. Dienste sollen Wochen im Voraus geplant werden, die Arbeitszeit gedeckelt werden. Die Vorschläge des Bundesrats werden als Nächstes im Parlament diskutiert.
Umsetzung der Ausbildungsoffensive: Seit letztem Sommer fördern Bund und Kantone zusätzliche Ausbildungen in der Pflege: Sie investieren zusammen knapp eine Milliarde Franken während acht Jahren. Bisher hat der Bund über 72 Millionen Franken gesprochen. Damit werden etwa Spitäler oder Pflegeheime unterstützt, die praktische Ausbildungsplätze für diplomierte Pflegefachkräfte anbieten. Studierende sollen Geld erhalten, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Und Fachhochschulen (FH) und die höheren Fachhochschulen (HF) werden unterstützt, damit sie die Anzahl der Ausbildungsplätze erhöhen.
Bessere Arbeitsbedingungen: In der Pandemie kamen etliche Pflegefachkräfte an ihre Grenzen. Einige wandten sich einem anderen Beruf zu. Jetzt will der Bundesrat in einem zweiten Umsetzungsschritt die langen Arbeitstage begrenzen; in der Pflege sollen allerhöchstens noch 45 Stunden pro Woche gearbeitet werden. Die wöchentliche Normalarbeitszeit legt der Bundesrat auf 40 bis 42 Stunden fest. Daneben muss der Dienstplan vier Wochen im Voraus fertig sein und bei kurzfristigen Änderungen sollen die Pflegenden einen Ausgleich erhalten, in Zeit oder Geld. Auch neue berufliche Perspektiven wie Spezialisierungen werden in einem neuen Gesetz verankert. Darin sollen der Beruf Pflegeexpertinnen und -experten in Advanced Practice Nursing (APN) und die Voraussetzungen dazu definiert werden. Zudem werden die Sozialpartner zu Gesprächen verpflichtet, um weitere Verbesserungen der Arbeitsbedingungen auszuhandeln.
Kritik von allen Seiten: Der Berufsverband der Pflegefachleute SBK, der die Pflegeinitiative lanciert hat, kritisierte die Aufteilung der Initiative von Anfang an. Aufgrund der «Dringlichkeit» verlangte er ein gleichzeitiges und nicht ein etappenweises Vorgehen bei der Umsetzung der Initiative. Der Berufsverband forderte auch verbindliche Vorgaben, wie die Teams zusammengesetzt sind, punkto Grösse oder Kompetenzen. Der Bundesrat delegierte diese Präventionsmassnahme gegen eine Überlastung der Pflegenden jedoch bisher an die Kantone in Absprache mit den Spitälern, Spitex und den Heimen. Skepsis äusserten auch die Arbeitgeberverbände. Für sie sind die Vorschläge vor allem ungenügend finanziert.