Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

Pflege von Demenzkranken Demenz-Zahlen steigen – wie damit umgehen?

Ein neuer Bericht des Bundesrats zeigt, dass es mehr Plätze für Demenzkranke braucht. Auch der Einsatz von Psychopharmaka ist ein Thema.

Demenz ist auf dem Vormarsch: Menschen werden immer älter – wegen der demografischen Entwicklung wird es künftig mehr Menschen mit Demenz geben. Laut Zahlen des Bundes gibt es in 25 Jahren schon 75 Prozent mehr Demenzkranke als heute.

Demenz ist der Oberbegriff für über 100 verschiedene Krankheiten, welche die Funktion des Gehirns beeinträchtigen. Besonders davon betroffen sind das Denken, das Gedächtnis, die Orientierung oder die Sprache – die kognitiven Fähigkeiten also. Demenz ist nicht heilbar und die meisten Betroffenen sind über 65 Jahre alt. Zudem sind Frauen öfters betroffen als Männer.

Menschen, die an Demenz erkranken, brauchen mehr Pflege als Menschen ohne Demenz, anerkennt der Bundesrat in seinem Bericht. Er empfiehlt den Heimen und Spitälern beispielsweise, gemeinsam mit Versicherern und Kantonen den Bedarf zu ermitteln, damit dieser genauer abgebildet werden könne.

Man habe bereits heute einen Mangel an Fachpersonal, sagt Stefanie Becker, Direktorin von Alzheimer Schweiz. «Die Schweiz hat gute Grundlagen, auch dank der Memory Clinics. Die bestehenden Strukturen wachsen aber nicht im selben Tempo mit, wie es die demografische Entwicklung bedingen würde.»

Man sei sich den fehlenden Strukturen bewusst, sagt Christina Zweifel, Geschäftsführerin des Alters- und Pflegeheimverbands. Die Planung obliege der Verantwortung der Kantone. Für Demenzkranke brauche es aber eine andere Architektur: «Man muss in der Innengestaltung, aber auch in der Aussengestaltung darauf achten, dass sich diese Personen wohlfühlen.»

Psychopharmaka vs. Festbinden

Bei der Behandlung von Verhaltensauffälligkeiten und psychischen Symptomen bei Demenz werden auch Psychopharmaka eingesetzt. So zeigt eine Untersuchung von 2024, dass die Hälfte aller Pflegeheimbewohnenden ab 70 Jahren mit Demenzerkrankung oder Demenzverdacht Antipsychotika verschrieben bekommen. Dies, obwohl es kaum Studien zur Wirkung gibt und sie ein hohes Nebenwirkungspotenzial bergen.

Ältere Person spielt Karten an Tisch mit Kaffee und Gebäck.
Legende: In den nächsten Jahren ist mit einer Zunahme von dementen Personen zu rechnen – wegen der demografischen Entwicklung. KEYSTONE / GORAN BASIC

«Der Goldstandard wären nicht medikamentöse Therapien bei Demenz», sagt Stefanie Becker, Direktorin von Alzheimer Schweiz, «erst wenn alle anderen Massnahmen ausgereizt sind, sollen Medikamente verschrieben werden. Das ist vor allem bei Selbst- oder Fremdgefährdung der Fall.»

Kritik der Anti-Folter-Kommission

Aber auch andere Therapien stossen auf Kritik: Die Kommission zur Verhütung von Folter hat 16 Alters- und Pflegeheime in 13 Kantonen besucht und dabei in einem Bericht von Mitte Jahr festgestellt, dass viele Demenzkranke ohne behördliche Anordnung auf geschlossenen Abteilungen betreut, in Betten fixiert und an Rollstühlen festgebunden werden.

Schon da war die Erkenntnis: Genügend geschultes Pflegepersonal sei eine Lösung. Es brauche unbedingt mehr diplomierte Pflegefachpersonen. Es dürfe auf keinen Fall sein, dass man aus Personalmangel Menschen ans Bett oder den Rollstuhl festbindet – das ist menschenrechtlich nicht zulässig.

Diskutieren Sie mit:

Heute Morgen, 21.11.2025, 6 Uhr; wilh

Meistgelesene Artikel