Für die Schweiz ist es besonders wichtig, möglichst gute Beziehungen mit Frankreich zu pflegen. Am stärksten abhängig von französischem Pflegepersonal ist das Genfer Universitätsspital. Fast zwei Drittel der Pflegerinnen und Pfleger stammen aus dem grenznahen Frankreich.
Wie wichtig diese sind, zeigte sich letzte Woche, als diese wegen der neu eingeführten Grenzkontrollen in stundenlangen Staus an der Grenze feststeckten. Der Kanton Genf reagierte schnell: spezielle Bescheinigungen erlauben dem Pflegepersonal, an den Grenzübergängen eine für sie reservierte Schnellspur zu benützen.
Hotelzimmer statt Pendeln
Die Kantone Neuenburg und Jura haben gar je einen Grenzübergang ausschliesslich für Grenzgängerinnen und Grenzgänger reserviert, die im Gesundheitswesen arbeiten. Das System scheint zu funktionieren. Eine Pflegefachfrau bestätigte gegenüber dem Westschweizer Fernsehen RTS, dass sie nun wieder rechtzeitig ihre Kollegen ablösen könne.
Weiter haben alle betroffenen Kantone Hotelplätze für das französische Pflegepersonal zur Verfügung gestellt. Und diese würden auch rege genutzt, wie der Direktor des Basler Universitätsspitals, Werner Kübler, im Tagesgespräch auf SRF 1 bestätigte: «Viele bei uns haben ein Hotelzimmer, das wir zusammen mit dem Kanton organisiert haben, bezogen, um nicht mehr so oft über die Grenze gehen zu müssen.»
Grenzüberschreitendes Corona-Spital?
Doch in der Schweiz zu übernachten erspart zwar die Pendlerei ist aber keine Garantie, dass das französische Pflegepersonal in der Schweiz bleiben darf. Die Gesetzeslage in Frankreich ist klar: Bei einer Notlage könnte Präsident Emmanuel Macron anordnen, sämtliche französische Pflegerinnen und Pfleger einzuziehen. Umso wichtiger sei jetzt eine gute Zusammenarbeit der Schweiz mit Frankreich, heisst es in Genf.
Genf schliesst nicht aus, sich über die Landesgrenzen hinweg zu organisieren. Adrien Bron vom Genfer Gesundheitsdepartement könnte sich zum Beispiel vorstellen, das Genfer Universitätsspital zum grenzüberschreitenden Corona-Spital zu machen, und umgekehrt weniger schwer erkrankte Patienten aus Genf in umliegende französische regional Spitäler zu verlegen.
Die Aufnahme von sechs französischen Corona Patienten in Schweizer Spitälern ist also mehr als nur eine Geste nachbarschaftlicher Nothilfe. Die Schweiz setzt alles daran, es mit Frankreich nicht zu verscherzen, sodass das dringend benötigte französische Pflegepersonal weiterhin in den Schweizer Spitälern arbeiten kann.