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Pflichtdienst für alle Der Bundesrat lehnt die Volksinitiative für einen Bürgerdienst ab

  • Der Bundesrat lehnt die Service-Citoyen-Initiative ab und er will auch keinen Gegenvorschlag.
  • Das hat er am Freitag entschieden, wie es in einer Medienmitteilung heisst.
  • Das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) arbeite zurzeit an zwei Varianten für eine Weiterentwicklung der Dienstpflicht.

Auch wenn der Bundesrat das Anliegen anerkennt, dass Bürgerinnen und Bürger kollektive Verantwortung für die Gesellschaft wahrnehmen, lehnt er die Initiative ab . Und er will auch keinen Gegenvorschlag.

Die Initiative fordert, dass jeder junge Mensch in der Schweiz einen Einsatz für die Gemeinschaft und die Umwelt leisten soll – ob bei der Waldpflege, in der Armee oder dem Zivildienst.

Was will die Volksinitiative «Für eine engagierte Schweiz»?

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Die Volksinitiative «Für eine engagierte Schweiz (Service-Citoyen-Initiative)» verlangt, dass Schweizerinnen und Schweizer einen Dienst für Allgemeinheit und Umwelt leisten. Das könnte entweder ein Dienst bei der Armee sein oder ein anderer, gleichwertiger und anerkannter Milizdienst.

Der Sollbestand von Armee und Zivilschutz muss garantiert bleiben. Ausländerinnen und Ausländer, die in der Schweiz wohnen, will die Initiative von der Dienstpflicht nicht ausnehmen. In welchem Umfang sie Dienst leisten sollen, soll auf Gesetzesebene geregelt werden.

Der Bundesrat nennt mehrere Gründe für die Ablehnung. Zunächst ist für den Bundesrat auch mit der Initiative unsicher, ob Armee und Zivilschutz künftig genügend Personal erhalten. Auch fragt er sich, ob die Dienstpflicht mit dem Zwangsarbeitsverbot vereinbar ist.

Volkswirtschaftliche Zweifel

Er hat aber auch volkswirtschaftliche Bedenken. Denn laut Forderung der Initiative wären gegenüber heute etwa doppelt so viele Menschen dienstpflichtig. Es sei nicht sinnvoll, der Wirtschaft so viel Personal zu entziehen. Denn die Tätigkeiten der Dienstpflichtigen hätten keinen direkten Zusammenhang zum nachgewiesenen Sicherheitsbedarf. Wegen der höheren Zahl von Dienstpflichtigen würden zudem die Kosten für den Erwerbsersatz steigen.

Mit einem Bürgerdienst oder Service citoyen würden nicht nur die Zahl der Diensttage, sondern jene der Einsatzbereiche steigen, gibt der Bundesrat zu bedenken. Es sei offen, ob die Dienstpflicht mit der geltenden relativen Arbeitsmarktneutralität vereinbar wäre – dass also nicht hauptberuflich Tätige aus ihren Jobs gedrängt werden.

Ein Mann beschäftigt sich im Zivildienst mit einer älteren Frau in einer Werkstatt.
Legende: Die Initiative für einen Bürgerdienst verlangt, dass alle Schweizerinnen und Schweizer einen Dienst zugunsten der Allgemeinheit und der Umwelt leisten. Keystone/Gaetan Bally

Der Bundesrat stützt seine Argumentation gegen den Service citoyen auf seinen vor rund zwei Jahren veröffentlichten Bericht zur Alimentierung von Armee und Zivilschutz . Darin seien bereits zwei Varianten für eine Bürgerdienstpflicht geprüft und verworfen worden.

Das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) arbeitet zurzeit an zwei Varianten für eine Weiterentwicklung der Dienstpflicht. Die Ergebnisse liegen nach Angaben des Bundesrats Ende Jahr vor.

Zuspruch für Anliegen

Die Initiantinnen und Initianten hatten beim Einreichen ihres Begehrens viel Zuspruch erhalten: Laut dem Generationenbarometer von Sotomo befürworteten 74 Prozent der Bevölkerung einen Service citoyen für alle, schrieben sie damals.

Sie wollen mit ihrem Begehren eine Diskussion in Gang bringen. Eine Weiterentwicklung des Dienstpflichtsystems sei seit Jahren blockiert, und sie habe die Sicherung der Bestände der Armee im Fokus, machen sie geltend. Statt diese «Bedarfsoptimierung am Volk vorbei» brauche es eine umfassende Reform.

Parlamentsmitglieder im Komitee

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Der Verein Servicecitoyen.ch wurde 2013 in Genf gegründet. Zu seinen Partnern für die Initiative gehören GLP, EVP und Piratenpartei sowie die Junge GLP, die Junge Mitte, die Junge EVP, die Mitte-Partei Genf, die FDP Genf, die FDP Neuenburg sowie die Demokratie-Plattform Wecollect.

Im Initiativkomitee sitzen mehrere Mitglieder des eidgenössischen Parlaments. Nationalrätinnen und -räte:

  • Islam Alijai (SP/ZH)
  • Emmanuel Amoos (SP/VS)
  • Corina Gredig (GLP/ZH)
  • Maja Riniker (FDP/AG)

Ständerätin und -rat:

  • Johanna Gapany (FDP/FR)
  • Charles Juillard (Mitte/JU)

Mit von der Partie ist auch der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL).

Das Parlament kann sich noch nicht sofort zur Initiative äussern. Die Botschaft an die Räte wird das zuständige Verteidigungsdepartement nun ausarbeiten; sie muss bis im kommenden Oktober vorliegen.

SRF 4 News, 08.03.2024, 12:30 Uhr ; 

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