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Phänomen im Südkanton Winter ist im Tessin Waldbrandzeit

Mitten im Winter droht im Tessin regelmässig Waldbrandgefahr. Mit dem Klimawandel hat das aber wenig zu tun.

Schon 1920 hat es in Tessiner Wäldern im Winter regelmässig gebrannt – mehr als dreimal pro Woche. Das geht aus einer Waldbrandstatistik der letzten 100 Jahre hervor. «Wir haben wirklich die meisten Brände im Winter, die allermeisten gibt es zwischen März und Anfang April», sagte Boris Pezzatti. Er ist Wissenschaftler an der Eidgenössischen Anstalt für Wald, Schnee und Landschaft in Cadenazzo.

Die allermeisten Brände gibt es zwischen März und Anfang April.
Autor: Boris Pezzatti Wissenschaftler

Der Grund für dieses Phänomen seien die fehlenden Blätter an den Bäumen. «Die Sonne kann so das Laub auf dem Boden schnell austrocknen. Diese grosse Laubmasse auf Winterböden ist leicht entflammbar», so Pezzatti weiter. Komme noch der starke Nordföhn hinzu – wie es ihn im Winter im Tessin sehr häufig gibt – würden die Flammen schnell wachsen und seien schwer zu löschen.

Brände meist durch Menschen entfacht

Der grösste Teil der Brände wird durch Unachtsamkeit der Menschen ausgelöst – zum Beispiel, wenn sie einen Zigarettenstummel wegwerfen. Trotzdem brennt es heute im Tessin weniger als früher. Ein neues Gesetz habe dazu geführt. «Bemerkenswert ist, dass es sich hierbei um ein Gesetz zur Verbesserung der Luftqualität handelt», erzählt Wissenschaftler Pezzatti.

Dieses Gesetz der 1990er-Jahre verbietet es, Gartenabfälle im Freien zu verbrennen. Damit verschwindet automatisch auch die Möglichkeit, dass vom Garten aus Funken Richtung Wald fliegen und dort ein Feuer entfachen. Durch dieses Luftqualitätsgesetz hat die Anzahl der Winter-Waldbrände fast um die Hälfte abgenommen. Es brennt jetzt also statt mehr als dreimal pro Woche nur noch weniger als zweimal.

Brennender Wald in Faido
Legende: Waldbrände kommen im Tessin im März und April besonders häufig vor – so auch in Faido im Jahr 2017. Keystone/Archiv

Gemeinden rüsten sich

Im Gegensatz zum Sommer, in dem der Klimawandel zu extremer Dürre in den Wäldern führt, sind diese Winterwaldbrände also ein altbekanntes Phänomen und haben daher mit den neusten Entwicklungen des Klimawandels kaum etwas zu tun. Pezzatti fügt aber an, dass es wegen des starken Einflusses des unberechenbaren Föhns immer wieder Zunahmen von Winterwaldbrand-Perioden geben kann.

Er begrüsst die aktuellen Bestrebungen der örtlichen Behörden, noch besser für die Brände gerüstet zu sein – wie zum Beispiel die der italienischsprachigen Bündner Gemeinde Mesocco. Dort wurden Wasserbassins für die Löschhelikopter gebaut.

Heute Morgen, 6.3.2020, 6:00 Uhr; arnf

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