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Medikamentenknappheit: Staatsgelder für Pharmafirmen als Lösung?
Aus Echo der Zeit vom 15.08.2020. Bild: Keystone
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Pharmariese investiert Novartis will nicht mehr von China abhängig sein

Das Unternehmen investiert 150 Millionen Euro in die Produktion von Penizillin – aber nur, wenn sich Österreich beteiligt.

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Aus dem Archiv: Warum nur eine Schweizer Firma liefern konnte
Aus 10 vor 10 vom 23.07.2020.
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Während der Coronakrise ist deutlich geworden, dass die Schweiz bei Medikamenten wie Antibiotika und Schmerzmitteln von Asien abgängig ist, vor allem bei günstigen Generika. Lieferketten waren teilweise unterbrochen, weil die Wirkstoff-Produzenten in China und Indien wegen des Shutdowns nicht liefern konnten.

In einigen Spitälern wurden wichtige Medikamente knapp. Entsprechend fordern Politiker Massnahmen, damit die Wirkstoff-Produktion von Asien nach Europa zurückkehrt.

Kundl könnte zum Vorbild werden

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis hat nun im Tirol, in Kundl, Nägel mit Köpfen gemacht. Er investiert 150 Millionen Euro in die Produktion von Penizillin, sofern sich Österreich mit 50 Millionen beteiligt. Unter diesen Bedingungen lässt der Konzern seine letzte Penizillin-Fabrik in den nächsten zehn Jahren stehen und verlagert sie nicht nach Asien.

Staatsgelder für Wirkstoff-Fabriken – liegt darin das Rezept für Europa, um von der Produktion in Asien unabhängiger zu werden? Die Meinungen dazu gehen auseinander.

In ganz Europa wird im Augenblick erkannt, dass wir in eine Kostenfalle gelaufen sind.
Autor: Axel Müller Geschäftsführer Verband Intergenerika

Axel Müller vom Verband Intergenerika, dem Interessenverband der Generika-Hersteller in der Schweiz, ist positiv überrascht. «In ganz Europa wird im Augenblick erkannt, dass wir in eine Kostenfalle gelaufen sind.» Weil Medikamente, deren Patentschutz abgelaufen ist, günstig sind, sei die Produktion der Wirkstoffe vermehrt nach Asien verlagert worden. Dort koste die Herstellung weniger, so Müller.

In vielen europäischen Ländern wird darum diskutiert, ob und wie diese Entwicklung rückgängig gemacht werden soll. Kundl könne diesbezüglich ein Vorbild sein, sagt Axel Müller.

Europa soll stärker zusammenarbeiten

Ähnlich sieht dies auch Patrick Durisch von der pharmakritischen Organisation Public Eye. «In der Grundversorgung haben die grossen Unternehmen auch eine Verantwortung. Wenn sich jetzt Novartis im Tirol engagiert, ist das vermutlich eine gute Sache», betont Durisch.

Aus Sicht von Interpharma, dem Verband der forschenden Pharmafirmen in der Schweiz, ist der Schulterschluss nicht ungewöhnlich. «Tabletten werden selten an einem Ort ganz gefertigt, sondern oft über 20 Stufen, die sich auf verschiedene rund um die ganze Welt befindliche Fertigungsstätten verteilen», erklärt Heiner Sandmeier, stellvertretender Geschäftsführer von Interpharma.

Staat muss Rahmenbedingungen schaffen

Internationale Arbeitsteilung sei darum nötig. Das sieht auch der Verband Intergenerika so. Aber die europäischen Länder sollten enger miteinander statt mit asiatischen Fabriken zusammenarbeiten, sagt Axel Müller.

Aus Sicht der forschenden Pharmafirmen in der Schweiz gehen staatliche Eingriffe allerdings zu weit. Die Politik soll sich in ihren Augen für gute Rahmenbedinungen einsetzen, damit Firmen von sich aus investieren.

Echo der Zeit, 15.08.2020, 18:00 Uhr

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