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Wie wird aus einem Tier ein Wirkstoff? Mit dieser Frage beschäftigt sich aktuell das Basler Pharmaziemuseum.
Aus Regional Diagonal vom 11.12.2021. Bild: Pharmaziemuseum Basel
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Pharmaziemuseum Basel Wie Menschen aus Tieren Heilmittel herstellten

Eine Ausstellung im Basler Pharmaziemuseum zeigt die Geschichte über den Einsatz von Tieren in der Heilmittelproduktion.

Tiere und Medizin – da kommt bei vielen als erster der Gedanke an Tierversuche. Tiere mussten in der Geschichte der Menschheit aber nicht nur für Versuche mit Medikamenten hinhalten, sondern waren häufig auch Rohstofflieferanten bei der Produktion von Heilmitteln. Die Ausstellung «tierisch! Vom Tier zum Wirkstoff» im Basler Pharmaziemuseum beleuchtet diese über jahrtausendealte Beziehung zwischen Mensch und Tier.

Mensch und Tier in Basler Museen

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Die Ausstellung im Basler Pharmaziemuseum ist Teil einer Ausstellungsreihe, an der sich vier Museen in Basel beteiligen. Der aktuelle Ausstellungszyklus «tierisch!» beleuchtet die ambivalente Beziehung zwischen Menschen und Tieren und wie sie sich im Verlauf der Zeit verändert hat.

Apotheker waren Naturforscher

Vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit stellten Apotheker nicht einfach ein Heilmittel nach dem Rezept eines Arztes her. Viel eher waren sie es, die experimentierten und nach Mitteln mit heilender Wirkung suchten. Dabei bedienten sie sich nicht nur im reichen Fundus der Pflanzenwelt, sondern auch im Tierreich. «Wahrscheinlich gab es kaum ein Tier, das man nicht versucht hatte, zu Heilzwecken zu verwenden», sagt Barbara Orland, Kuratorin der Ausstellung.

Dabei verhielten sich Apotheker wie Naturforscher, die mit Tieren aus ihrer Umgebung experimentierten. Während in den alpinen Gebieten häufig Gämsen als Rohstofflieferanten dienten, waren es in den nördlichen Gebieten am Meer Fische. Auch der Name eines früheren nahe bei Basel gelegenen Tümpels «Egelsee» zeugt davon, dass dort Menschen Blutegel sammelten. Diese wurden in der Medizin verwendet, um das Gleichgewicht der Körpersäfte herzustellen, indem die Egel den Patientinnen und Patienten Blut absaugten.

«Die Apotheker haben dank ihrer internationalen Korrespondenznetzwerken auch exotische Tiere importiert, um sie für Heilungszwecke zu nützen», so Orland. Durch das Aufkommen der chemischen Präparationsmethoden verlor das einzelne Tier zunehmend an Bedeutung für die Pharmazie. Dennoch blieben Tiere weiterhin wichtige Rohstofflieferanten, insbesondere für die Herstellung von Hormonen.

Pharmazeutische Fabriken entstanden neben Schlachthäusern

Entscheidend für diese Entwicklung war die Industrialisierung. Dadurch begannen an vielen Orten der Welt grosse Schlachthöfe, Fleisch als Massenwaren zu produzieren. Dabei fielen auch riesige Mengen an Schlachtabfällen an. Viele dieser tierischen Abfallprodukte landeten in Laboren pharmazeutischer Firmen, die sich nicht selten in unmittelbarer Umgebung zu den Schlachthäusern niederliessen. Viele Hormonpräparate – jedoch längst nicht ausschliesslich – wurden in den USA entwickelt, wo die Fleischproduktion auf besonders grosser Skala betrieben wurde.

Stierhoden und Pillen
Legende: Männliche Hormonpräparate, deren Wirkstoffe aus Stierhoden gewonnen wurde. SRF

Welch grosse Mengen an Tierabfällen für die Hormonproduktion nötig war, zeigt ein Bericht der Firma Ciba aus den 1940er-Jahren. Für ein Kilogramm des Schilddrüsenhormons mussten 700'000 Schafe verarbeitet werden. Für die Herstellung eines Kilogramms des in der Fortpflanzungsmedizin eingesetzten Hormons Progesteron brauchte es unglaubliche bis zu 13 Millionen Schweine, zitiert Kuratorin Orland aus dem Bericht.

Auch wenn mittlerweile die meisten Hormone chemisch synthetisch hergestellt werden, dienen auch heute noch Tiere als Rohstofflieferanten. So gibt es beispielsweise in Nordamerika riesige Farmen, auf denen aus dem Urin trächtiger Stuten Östrogenpräparate hergestellt werden.

Regionaljournal Basel, noch offen, 17.30 Uhr;

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