Phase Gelb in Brienz - Bündner Dorf Brienz muss sich für Evakuierung bereithalten

Der drohende Bergsturz in Brienz/Brinzauls rückt näher. Die Gemeinde hat die Gefahrenstufe erhöht.

Die Einwohnerinnen und Einwohner des Bündner Dorfs Brienz/Brinzauls müssen für eine Evakuierung bereit sein. Die Gemeinde Albula/Alvra hat mitgeteilt, dass Phase Gelb begonnen habe. Die Gefährdungslage habe sich weiter verschärft.

Von blossem Auge sind die Hangbewegungen nicht erkennbar. Trotzdem sind die Behörden angespannt. «Wenn man denkt, dass man sein eigenes Dorf verlassen muss – das belastet die Bevölkerung schon stark», sagt Gemeindepräsident Daniel Albertin. 

Vor einigen Wochen begann sich der Berghang immer stärker zu bewegen und die Unruhe im Dorf wurde grösser. «Das macht einem schon Angst, es kann sein, dass ich in Chur eine Wohnung suche», sagt Lina Deluermoz. Aber noch wissen nicht alle, wo sie bei einer Evakuierung wohnen werden. «Meine Akte habe ich parat, aber ich warte bis zum letzten Moment», sagt Elisabeth Arpagaus. 

Aber Gemeindepräsident Albertin zeigt sich überzeugt: «Wir sind immer noch guter Hoffnung, dass wir wieder zurückkönnen nach Brienz/Brinzauls.»

Was heisst Phase Gelb?

Die Gemeinde rechnet damit, dass es innerhalb der nächsten zwei bis sechs Wochen zu einem Felssturz kommen wird. Die Bewohnerinnen und Bewohner von Brienz/Brinzauls sind aufgefordert, ihre Vorbereitungen für eine Evakuierung abzuschliessen.

Die vier Phasen

• Grün : Es besteht keine unmittelbare Gefahr für das Dorf Brienz.
• Gelb : Innerhalb von zwei bis sechs Wochen droht ein Ereignis, welches das Dorf gefährdet. Die Bewohnerinnen und Bewohner müssen für eine Evakuierung bereit sein.
• Orange : Innerhalb von ein bis drei Wochen droht ein Ereignis, welches das Dorf gefährdet. Die Gemeinde beschliesst die Evakuierung. Die Bewohnerinnen und Bewohner müssen ihre Häuser innerhalb von drei Tagen verlassen.
• Rot : Ein Ereignis, welches das Dorf gefährdet, steht unmittelbar bevor. Es gilt ein Betretungsverbot für das evakuierte Gebiet.

Laut der Fachgruppe, welche den Berghang beobachtet, hat sich die Gefährdungslage weiter verschärft.

«Insel» droht abzurutschen

Oberhalb von Brienz/Brinzauls befindet sich ein Teilbereich, der stärker rutscht als der Rest des Hanges. An allen Messpunkten habe sich gezeigt, dass die sogenannte Insel schneller rutscht als noch vor ein paar Tagen. Die Fachgruppe rechnet deshalb damit, dass der Abschnitt in den nächsten zwei bis sechs Wochen abbrechen wird.

Ausmass unklar

Laut den Angaben der Gemeinde kann diese «Insel» teilweise oder ganz abbrechen. Am ehesten dürfte es laut den Fachleuten zahlreiche Felsstürze geben. Ein grosser und schneller Bergsturz mit mehr als 500'000 Kubikmetern Fels sei weniger wahrscheinlich, könne aber nicht ausgeschlossen werden.

Die Bewohnerinnen und Bewohner von Brienz/Brinzauls müssen bereits vor einem grösseren Ereignis mit kleineren Felsstürzen rechnen. Gewisse Teile der «Insel» könnten schon jetzt abstürzen. Diese kleineren Felsstürze gefährdeten das Dorf nicht, so die Fachgruppe.