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Pilotprojekt im Baselbiet «Slow Water»: Dieses Modell soll Böden vor Austrocknung schützen

Die Landwirtschaft soll vermehrt Regenwasser zurückbehalten für Zeiten, in denen es kaum Niederschlag gibt.

Hitze und Dürre haben den Sommer 2022 geprägt – besonders darunter gelitten hat auch in der Schweiz die Landwirtschaft. Äcker waren ausgetrocknet, in Bächen hatte es kein Wasser mehr und Alpwirtschaften mussten per Helikopter mit Wasser versorgt werden.

Mit dem schweizweiten Pilotprojekt «Slow Water» will das Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung des Kantons Baselland der Trockenheit den Kampf ansagen. Die Idee: In Regenperioden wird das Wasser vermehrt zurückbehalten, damit die Landwirtschaft in Zeiten mit Dürre nicht auf dem Trockenen bleibt. Dazu soll bei Starkniederschlägen das Wasser weniger schnell abfliessen und so weniger Schaden anrichten können.

Kilcher auf Feld
Legende: Lukas Kilcher auf einem trockenen Acker im Oberbaselbiet (Wenslingen). zvg/Janis Erne

«Wegen der Trockenheit wäre es wichtig, das Wasser möglichst langsam abfliessen zu lassen», sagt Lukas Kilcher, Leiter des Ebenrain-Zentrums. Dazu stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: So kann in einem Bach ein Damm gebaut werden oder ein Rückhaltebecken, das mit einem Holzschieber reguliert wird. Bei Dürre kann das gestaute Wasser zur Bewässerung der Felder benutzt werden oder auch für die Trinkwasserversorgung der Gemeinden.

Rückhaltebecken mit Schieber
Legende: Rückhaltebecken im Luzernischen Geuensee. Mit solchen Methoden soll das Wasser gestaut werden. zvg/Johannes Heeb

Denn schon heute zeichne sich ab, dass Wasser zunehmend zu einem knappen Gut werde, so Kilcher. Schon seien Landwirtinnen und Landwirte bemüht, das Wasser zurückzuhalten. Ziel von «Slow Water» sei, die bewährten Massnahmen mit neuen zu kombinieren.

Oberste Bodenschichten einfach weggeschwemmt

Davon profitieren soll nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch die Gemeinden. Dies zum einen bei der Trinkwassergewinnung, welche durch den Klimawandel schwieriger wird. Und zum anderen, indem Überflutungen von Dörfern verhindert werden können. Trockene Böden sind nämlich anfälliger für Hangrutsche nach Starkniederschlägen.

Die oberste Bodenschicht wird durch die grossen Wassermengen aufgeweicht, die unteren Schichten bleiben jedoch trocken und hart. Bei Starkregen wird die oberste Bodenschicht einfach weggeschwemmt, erklärt Kilcher.

Aufgeweichtes Feld
Legende: Feld beim Moostal in Riehen: Hier floss Mitte August das Wasser nach einem Starkregen ungehindert Richtung Tal und richtete grosse Schäden an. SRF/Laura Baldini

Genau dies ist Mitte August in der Basler Gemeinde Riehen passiert. Gemeinderat Felix Wehrli (SVP) erinnert sich: «Die Folgen waren schlimm. Zahlreiche Keller und Garagen wurden überflutet.» Beim Unwetter in Riehen floss das Wasser von den Feldern im Moostal direkt Richtung Dorf und richtete grosse Schäden an. Riehen hat schon seit längerem Rückhaltebecken geplant, sei aber auch sehr an einer Zusammenarbeit mit dem Ebenrain-Zentrum und dem Projekt «Slow Water» interessiert, sagt Wehrli.

Der Klimawandel wartet nicht, bis wir Menschen eine Lösung haben.
Autor: Lukas Kilcher Leiter Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung

Kilcher betont, dass das Pilotprojekt vor dem Start noch vom Bund genehmigt werden müsse. Neben Riehen und dem Kanton Baselland seien auch fünf Gemeinden im Kanton Luzern interessiert. Alle haben die gleiche Absicht: Sie wollen gegen die Folgen von Dürre und Starkniederschlägen gewappnet sein. «Der Klimawandel wartet nicht, bis wir Menschen eine Lösung haben», mahnt Lukas Kilcher. Er hofft, dass ab Herbst 2023 erste Massnahmen von «Slow Water» umgesetzt werden können.

Regionaljournal Basel, 20.09.2022, 17:30 Uhr ; 

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