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Mehr Pilzsammler und Vergiftungen, aber weniger Kontrollstellen
Aus Espresso vom 10.09.2019. Bild: keystone
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Pilzsaison 2019 Mehr Pilzsammler, mehr Vergiftungen, aber weniger Kontrollstellen

Die Pilzfreunde stürmen zurzeit wieder die Herbstwälder. Vor allem die Steinpilze oder die Maronenröhrlinge würden heuer aussergewöhnlich gut spriessen, heisst es aus Pilzler-Kreisen.

Pro Jahr bis 30 Kontrollstellen weniger

Hochsaison für die Pilzler, das bedeutet auch Hochbetrieb in vielen Pilzkontrollstellen, dort wo ausgebildete Pilzkontrolleure, die Körbe untersuchen und Giftpilze aussortieren. Solche Stellen gibt es aber Jahr für Jahr immer weniger: «Pro Jahr zählen wir 20 bis 30 weniger – das sind fünf bis zehn Prozent weniger», sagt Marionna Schlatter, Mediensprecherin der Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane (Vapko) und selber Pilzkontrolleurin.

Seit 1992 sind die Kantone und Gemeinden nicht mehr verpflichtet, solche Kontrollstellen anzubieten. Manche haben das Angebot trotzdem noch jahrelang weitergeführt – bis ihr Kontrolleur pensioniert wurde, zum Beispiel. Dann haben sie die Stelle aus Spargründen gestrichen. In gewissen Gegenden – etwa in Uri, Ob- und Nidwalden – sind die Kontrollstellen gar ganz verschwunden. In manchen Gegenden ist das Netz hingegen noch genügend dicht. Heute gibt es noch rund 350.

Gefährlich: Erkennung per Smartphone-App oder via Social-Media

Beim Kontrolleuren-Dachverband befürchtet man, wenn die Entwicklung so weitergehe, gebe es mehr Vergiftungsfälle. Schlatter spricht von einer «tickenden Zeitbombe». Denn schon heute stelle sie fest, dass Pilzler ohne Kontrollstelle in der Nähe dem Verband lieber Fotos schicken von Pilzen, die sie als zweifelhaft einstufen. Auch in den sozialen Medien kursieren zurzeit viele Pilzbilder mit der Bitte um Tipps, um welche Art es sich handeln könnte.

Dies könne fatal enden, so Schlatter. Auch auf Pilzbestimmungs-Apps auf dem Smartphone sei nur sehr bedingt Verlass, da derselbe Pilz anders aussehe, je nach Alter, Nährstoffgehalt des Bodens, Art des Wachstums. «Fast unmöglich, dass das eine App erkennen kann.»

Toxinfo: Aussergewöhnlich viele Vergiftungsfälle

Bei Verdacht auf Vergiftung gibt es unter der Telefonnummer 145 Rat, bei Tox Info Suisse. Dort stellt man in diesem Jahr eine aussergewöhnliche Häufung an Pilzvergiftungen oder Verdachtsfällen fest: «Bereits sind es in diesem Jahr rund 200 Vergiftungs- oder Verdachtsfälle mehr als zum gleichen Zeitpunkt im letzten Jahr», sagt Katharina Schenk, Oberärztin bei Tox Info. Darunter seien auch erste Vergiftungen mit dem gefährlichen Knollenblätter-Pilz.

Einen Zusammenhang zur sinkenden Zahl an Kontrollstellen kann die Ärztin aber nicht herleiten. In erster Linie spüre man bei Tox Info, dass zurzeit sehr viele Pilzsammler unterwegs seien. Gleichwohl ist sie aber eine Befürworterin eines engmaschigen Netzes an kostenlosen Pilzkontrollstellen.

Bund: Konsum ist Privatsache

Die Pilzkontrolleure rufen den Bund dazu auf, die Pilzkontrolle wieder als Service Public zu betrachten und das Lebensmittelgesetz entsprechend anzupassen. Doch dieser will nichts davon wissen und sieht auch keinen Handlungsbedarf. Konsum sei Privatsache, auch der Konsum von Pilzen für «die private häusliche Verwendung» unterliege der Eigenverantwortung der Konsumentinnen und Konsumenten, heisst es auf Anfrage.

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