- Der Exilpräsident Kataloniens, Carles Puigdemont, ist zur Zeit in der Schweiz. Als Privatmann, wie die Schweizer Regierung betont.
- Die offizielle Schweiz achtet auf Distanz zum Separatistenführer.
- Anders alt Bundesrätin Micheline Calmy-Rey: Sie nahm mit Puigdemont an einem Menschenrechtsfilmfestival an einem Podium teil.
Micheline Calmy-Rey sprach am internationalen Festival und Forum für Menschenrechte (FIFDH) in Genf nicht als Vertreterin der offiziellen Schweiz. Sie sei hier nur als Uniprofessorin, erklärte die frühere Schweizer Aussenministerin. Und sie fügte hinzu, dass es ihr lieber wäre, wenn diese Diskussion zu Katalonien nicht in Genf stattfinden würde.
«Ehrlich gesagt hätte ich es vorgezogen, wenn das Festival in Madrid oder Barcelona hätte durchgeführt werden können.» Dennoch sei Genf wichtig, sagte Calmy-Rey. Denn: «Genf ist die Hauptstadt der Menschenrechte.»
Worte, die Carles Puigdemont gern hörte. Für ihn war es ein schöner Erfolg, dass das Internationale Filmfestival für Menschenrechte ihm erlaubte, die Frage der Selbstbestimmung Kataloniens als Frage der Menschenrechte zu präsentieren. Calmy-Rey erklärte, sie sei letzten Herbst bestürzt gewesen angesichts der Gewalt gegen diese Menschen – «Menschen, deren einziger Fehler es war, wählen zu gehen und ihre Meinung kundzutun».
«Gegengift zur Globalisation»
Unabhängigkeitsbewegungen wie jene in Katalonien beobachtet Calmy-Rey mit Interesse: «Das ist eine Art identitäre Bewegung, die sich aus dem Bedürfnis heraus erhebt, ein Gegengift zur Globalisation zu sein.»
Es gehe um die wirtschaftliche und kulturelle Identität der Regionen und um eine politische Repräsentation, in der sich die Menschen wiederfänden. Und diese Bewegungen würden noch stärker werden, meinte Calmy-Rey.