«Demokratie ist toll», sagt der Aargauer Sekundarschüler Erik Schmocker. Und seine Kollegin Hannah Zimmermann findet, Demokratie sei «etwas vom Wichtigsten der Schweiz». Mit dieser Meinung gehören die beiden zur Mehrheit der Schweizer Jugendlichen. Doch es ist eine Mehrheit, die bröckelt. Das zeigen Untersuchungen des Forschungsinstituts GFS Bern.
Politikinteresse nimmt ab
Zwar betrachteten noch immer 65 Prozent der Jugendlichen die Demokratie als Stärke der Schweiz, sagt Politikwissenschafterin Cloé Jans, «wir sehen aber auch, dass sich nur etwa die Hälfte der Jugendlichen für politische Themen interessiert. Und dieser Anteil nimmt klar ab in den letzten zehn Jahren.» Dazu passt, dass im «Jugend- und Politikmonitor 2023» ein Fünftel der Jugendlichen Sympathien für das System der Autokratie zeigt.
Wir sehen, dass sich nur etwa die Hälfte der Jugendlichen für politische Themen interessiert.
Die Unterstützung der Demokratie durch die Bevölkerung ist also selbst im Land der (halb-)direkten Demokratie kein Selbstläufer. Politologin Jans sieht als einen der Hauptgründe für die schwindende Unterstützung der Demokratie, dass die Jugendlichen immer weniger klassische Medien konsumieren wie TV, Radio oder Zeitung.
Lehrerverband fordert Massnahmen
Solche Befunde haben den Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer aufgeschreckt. Verbandspräsidentin Dagmar Rösler fordert eine Reaktion: «Es braucht eine Stärkung der politischen Bildung an den Schulen.» Nur so habe die Demokratie auch eine Zukunft. Der Lehrerinnen- und Lehrerverband hat ein entsprechendes Positionspapier lanciert, in dem er weitere Forderungen aufstellt. Unter «Stärkung der politischen Bildung» verstehen die Lehrerinnen und Lehrer, dass diese möglichst früh beginnt und über möglichst viele Jahre vermittelt wird. Sie sprechen damit an, dass politische Bildung an vielen Schulen ein Nischendasein fristet.
Es braucht eine Stärkung der politischen Bildung an den Schulen.
Zwar sieht der Lehrplan 21 politische Bildung vor, in den allermeisten Kantonen aber nur integriert in andere Fächer. Einzig in den Kantonen Aargau und Tessin ist politische Bildung ein eigenständiges Fach. Und selbst im Vorreiterkanton Aargau steht das Fach Politik nur während eines Jahres – des letzten obligatorischen Schuljahrs – auf dem Stundenplan.
Politik als Schulfach kommt an
Ein Schulbesuch an der Sekundarschule Engerfeld in Rheinfelden zeigt: Viele Schülerinnen und Schüler schätzen das Fach. Sekundarschüler Yannis Ragg würde sich wünschen, dass politische Bildung während der ganzen Oberstufe unterrichtet wird. Und Hannah Zimmermann findet, Politik sollte in jedem Kanton Pflichtfach werden.
Alle Schülerinnen und Schüler an der Sekundarschule Engerfeld geben sich überzeugt von der Demokratie, was aber nicht heisst, dass sie kein Verbesserungspotenzial sehen. «In einer Demokratie geht es langsam vorwärts, weil es immer einen Kompromiss braucht», sagt etwa Milo Glad. Und Victor Nicoud findet, «man sollte schon ab 16 abstimmen können, dann würde sich auch einiges ändern.»