Sie sind unzählbar, die Manga-Hefte, die im Kongresszentrum Montreux VD an den Ständen aufliegen. Die Welt der japanisch inspirierten, kindhaften Figuren mit ihren übergrossen Augen. Hier an der Messe Polymanga hat sie ihr Westschweizer Zentrum.
Messe Polymanga
Mittendrin ist Yami Shin, Manga-Zeichnerin aus der Romandie. Sie präsentiert in Montreux den siebten Band aus ihrer Manga-Reihe «Green Mechanic». Ja, auch Schweizer Zeichnerinnen und Zeichner haben sich unterdessen den Mangas verschrieben.
Yami Shin ist über eine TV-Sendung angefixt worden: «Der Stil hat mir sehr gefallen. So habe ich angefangen, Mangas nachzuzeichnen. Nach und nach habe ich meine eigene Sprache entwickelt.» Unterdessen hat sie einen Verleger aus Frankreich und schafft es jenseits der Landesgrenze in die Buchregale.
Doch die breite Masse der Mangas stammt immer noch aus Japan. Manchmal apokalyptisch, manchmal blutig und sexualisiert, aber in unglaublicher Breite sind sie erhältlich. Die Faszination dafür ist in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. Auch in der Schweiz ist der Boom der Mangas eindrücklich.
Warum diese Faszination? Eine junge Frau in weissem Manga-Kostüm sagt: «Mangas spielen in einer komplett anderen Welt als die unsere. In dieser Welt ist alles möglich.»
Eine andere Besucherin, ebenfalls in Manga-Outfit, sagt: «Die Themen sind zugänglicher als in vielen europäischen Comics.» Und einem jungen Mann mit leuchtgrünen Kontaktlinsen gefallen die Zeichnungen und das Charakter-Design, vor allem aber die Geschichten.
Interesse stetig gestiegen
Über 50'000 Besucherinnen und Besucher strömen am Osterwochenende in die Hallen des Kongresszentrums in Montreux. Ein Hype, der auch Veranstalter David Heim auffällt.
Er hat 2005 bereits die erste Polymanga veranstaltet. Das Interesse sei kontinuierlich gewachsen. In den letzten Jahren sei es aber förmlich explodiert. Dass die Leute während der Covid-Pandemie mehr Zeit zuhause verbrachten, sei ein Grund gewesen. Doch längst nicht der einzige.
Mangas und klassische Comics
Im Gespräch wird klar, warum die Mangas den klassischen Comics wie Asterix, Donald Duck oder Tintin (Tim und Struppi) langsam aber sicher den Rang ablaufen. «Der Preis der Mangas ist tiefer, der Rhythmus der Veröffentlichungen umso höher», sagt der Veranstalter.
Wohl noch wichtiger sei aber das Drumherum: «Die Kommunikation läuft auf zig Kanälen.» Influencer, Games, Videos von Live-Zeichnerinnen, verfilmte Mangas – all das kurbelt den Hype an.
Der Westschweizer Zeichnerin Yami Shin soll es recht sein. «Neue Leserinnen und Leser zu haben ist interessant und cool», sagt sie. Und auch, dass immer mehr Frauen zu den Manga-Zeichnerinnen gehören, freut sie. Sie selbst kümmert sich längst um den Nachwuchs. Sie unterrichtet an einer Gestaltungsschule in der Romandie nämlich Manga-Zeichnen.