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Postauto-Skandal Private Carunternehmer erheben schwere Vorwürfe gegen Postauto

Die privaten Betreiber werfen dem subventionierten Unternehmen Preisdrücken vor. Postauto Schweiz will die Praxis nicht ändern.

Wer fährt für die Postauto AG? Nicht überall, wo Postauto draufsteht, ist auch Postauto drin. Über die Hälfte der gelben Busse wird von privaten Postauto-Unternehmen betrieben. Diese befahren einige Streckenabschnitte für Postauto Schweiz AG.

Wie viele private Betreiber gibt es? Landesweit sind es 150 Unternehmen. Vor fünf Jahren waren es noch 170. Zudem sind von den 41000 Mitarbeitern gemäss der Zeitung «Südostschweiz» lediglich 2400 Fahrer festangestellt.

Was werfen die privaten Fuhrhalter der Postauto AG vor? Seit Jahren verhandeln die privaten Fuhrhalter über höhere finanzielle Abgeltungen – ohne Erfolg. Vielmehr würde der Gelbe Riesen die finanziellen Abgeltungen der privaten Unternehmen drücken. Das subventionierte Unternehmen Postauto soll seine Marktmacht voll ausgespielt haben. Von dieser Preispolitik soll auch Brigitte Däscher-Hartmann betroffen gewesen sein. Sie betrieb bis 2013 eines der privaten Fuhrhalterbetriebe – bis sie aus finanziellen Gründen aufgeben musste. «Wir mussten immer wieder Geld aus anderen Unternehmensteilen in das Postauto-Geschäft einschiessen», sagt Däscher-Hartmann zu SRF. Neben Brigitte Däscher-Hartmann erheben weitere private Unternehmer in der Zeitung «Südostschweiz» und dem «Tagesanzeiger» dieselben Vorwürfe gegen die Postauto AG.

Was fordern die privaten Busbetreiber jetzt? Vertreten werden die privaten Betreiber vom Verband Bus Schweiz. Präsidiert wird dieser von SVP-Nationalrat Walter Wobmann. Er klagt: «Wir wurden ausgepresst, wie eine Zitrone. Die Abgeltungen für die Dienstleistungen der privaten Postauto-Unternehmer entsprechen nicht mehr den heutigen Kosten». Deshalb fordert die Vereinigung eine Überprüfung des Postautosystems in der Schweiz – und Einsitz im Verwaltungsrat der Postauto Schweiz AG. Um künftig mehr Einblick in Strategie und Geschäftspraxis des Gelben Riesen auf rollenden Rädern zu erhalten.

«Die Verhandlungen verliefen aus Sicht von Postauto immer konstruktiv und partnerschaftlich. Natürlich steht dabei aber jede Seite für seine Interessen ein und kämpft auch dafür. Dies gehört zur Natur solcher Verhandlungen.»
Stellungnahme Postauto

Wie reagiert Postauto Schweiz auf die Vorwürfe? Der Gelbe Riese möchte vor der Kamera nicht Stellung nehmen. In einem schriftlichen Statement hält Postauto Schweiz aber fest: «Postauto und die privaten Busunternehmen verhandeln jährlich die Bedingungen für die Fahrleistungen neu. Die Verhandlungen verliefen aus Sicht von Posauto immer konstruktiv und partnerschaftlich. Natürlich steht dabei aber jede Seite für seine Interessen ein und kämpft auch dafür. Dies gehört zur Natur solcher Verhandlungen.»

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