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Präimplantationsdiagnostik Krankheits-Tests für Embryos? Behindertenverbände sind gespalten

Wer das Gen für eine schwere Krankheit in sich trägt, könnte bei einer künstlichen Befruchtung dank Präimplantations-Diagnostik gezielt nur die gesunden Embryos aussuchen. Die Behindertenverbände sind sich nicht einig, welche Folgen das Ja zur PID hätte.

Luc Recordon
Legende: Der Ständerat Luc Recordon engagiert sich seit Jahren für die PID. Keystone

Selten haben im Bundeshaus Worte so aufgewühlt wie die von Luc Recordon. Der grüne Politiker ist wegen einer Erbkrankheit seit Geburt körperlich schwer behindert. Fast 10 Jahre ist es her, seit er im Nationalrat ans Rednerpult trat und im Namen der Kinder – die wie er lieber gar nicht geboren worden wären als mit einer schweren Behinderung – um ein Ja zur Präimplantations-Diagnostik (PID) bittet.

Sein Auftritt habe viele behinderte Menschen erschüttert, erinnert sich Christa Schönbächler, Co-Leiterin des Behinderten-Verbands Insieme. «Es kann von den Betroffenen als abwertend empfunden werden, wenn eine gesellschaftliche Wertung da ist, dass ein Leben mit ihrer Krankheit, ihrer Behinderung eigentlich nicht als lebenswert taxiert wird.»

Behinderter Politiker löst Debatte aus

Luc Recordon ist heute Ständerat. Er steht zu seinen Worten von damals und sagt, Behinderte würden mit der PID keinesfalls abgewertet. «Die Eltern wollen entscheiden können, ob sie ein Kind haben wollen oder nicht. Es ist für viele Leute nicht so leicht, ein behindertes Kind zu empfangen. Nicht alle können das.»

Mit dieser offensiven Haltung für die PID ist Recordon eine Ausnahme unter behinderten Menschen. Doch er hat Debatten ausgelöst: Die Behinderten-Verbände seien gezwungen worden, Grundsatzdiskussionen zu führen, sagt Georges Pestalozzi, stellvertretender Geschäftsführer des Dachverbands Intégration Handicap. «In der Vergangenheit ist man der Diskussion vielleicht ein bisschen aus dem Weg gegangen, im Bewusstsein, dass jede Person eine unterschiedliche Haltung vertreten wird. Die Diskussion ist spannend aber auch schwierig.»

Abstimmung: Mehrere Verbände sagen Ja...

Die drei Verbände Integration Handicap, aber auch Pro Infirmis und Procap sagen Ja am 14. Juni. Paare mit Veranlagung zu schweren Erbkrankheiten sollen die Tests – die Selektion im Labor – machen dürfen, so Pestalozzi.

Doch die Sache ist kompliziert: Die drei Behinderten-Verbände sagen am 14. Juni zwar Ja zur Abstimmungs-Vorlage, zum Verfassungs-Artikel über die PID. Die nächste Etappe, das Gesetz über die PID, wollen sie aber mit einem Referendum bekämpfen. Denn dieses Gesetz erlaubt PID nicht nur Eltern mit Erbkrankheiten, sondern allen Paaren, die eine künstliche Befruchtung machen. Und nicht nur auf Erbkrankheiten dürfte getestet werden – sondern etwa auch auf Trisomie 21. Das alles geht Integration Handicap, Pro Infirmis und Procap zu weit.

...doch manche sagen Nein

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Ja zur Grundsatz-Abstimmung vom 14. Juni, Nein zum Gesetz: Das sei taktisch schwierig zu vermitteln, gibt Pestalozzi zu. Inhaltlich aber sei es konsequent. Nicht alle Behinderten-Verbände sehen das so: Insieme und der Verband Agile haben auch für die Grundsatz-Abstimmung vom 14. Juni die Nein-Parole herausgegeben.

Es brauche ein Nein und danach einen ganz neuen Anlauf, sagt Christa Schönbächler von Insieme. «Wenn die PID nur ausnahmsweise für Familien mit Veranlagung zu einer schweren Erbkrankheit zugelassen werden soll, dann gehört diese klare Einschränkung auch in die Verfassung. Ansonsten sind wir überzeugt, ist es eine Frage der Zeit, bis wieder Druck auf ein Gesetz kommt, eben das was technisch machbar ist, auch effektiv zu realisieren.»

Dass die PID also höchstens Paaren mit Erbkrankheiten offenstehen und nicht für alle möglich sein soll, darin sind sich die Behinderten-Verbände einig. Wie die Abstimmungstaktik jedoch aussehen soll, darin sind sie sich uneins. So sagen die einen am 14. Juni Ja, die anderen Nein.

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