Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

Präsident des Bauernverbands Markus Ritter, lieber Chlorhühner statt hohe US-Zölle?

Zwei Themen beschäftigen die Schweizer Wirtschaft: die US-Zölle und das EU-Vertragspaket. Was der Schweizerische Bauernverband dazu meint, weiss Markus Ritter.

Markus Ritter

Präsident Schweizer Bauernverband

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Der St. Galler Markus Ritter ist Nationalrat (Die Mitte) und seit 2012 Präsident des Schweizer Bauernverbands.

SRF News: Der Bundesrat versucht, mit Trump ein Zollabkommen zu schliessen, das auch die Landwirtschaft betreffen könnte. Wurden Sie in die Verhandlungen einbezogen?  

Markus Ritter: Am Anfang schon, da hat er einen grösseren Kreis informiert. Er hat aber schnell gesehen, dass sich das nicht bewährt, weil viele Informationen den Medien zugespielt wurden. Jetzt läuft alles diskret ab, was ich begrüsse.

Dennoch las man in der «NZZ am Sonntag», dass der Bundesrat offenbar erwäge, amerikanische Chlorhühner in der Schweiz zuzulassen. Was sagen Sie dazu?

Offiziell habe ich keine Informationen zum Sachverhalt. Ich sage aber offen und ehrlich, dass ich keine Freude an dieser Schlagzeile hatte. Sie hat einen riesigen Aufschrei verursacht.

In der Schweiz gäbe es kaum einen Markt für Chlorhühner.

Die Leute reagieren sensibel bei Nahrungsmitteln. In der Schweiz gäbe es kaum einen Markt für Chlorhühner. Das haben die US-Amerikaner gesehen, falls sie Schweizer Medien konsumiert haben. Somit ist ein Angebot der Schweiz bereits in sich zusammengefallen, bevor es offiziell diskutiert wurde.

Es gibt auch den Vorschlag, den USA beim Rindfleisch begrenzte Importkontingente anzubieten. Sind Sie damit einverstanden?

Wir werden bereits im Rahmen des Mercosur-Freihandelsabkommens Rindfleisch importieren, damit ist der Spielraum schon fast ausgeschöpft. Ich weiss nicht, was den USA angeboten wird, aber auch beim Rindfleisch bin ich nicht sicher, ob es gekauft würde. Die Produktion unterscheidet sich von derjenigen in der Schweiz, etwa beim Einsatz von Wachstumshormonen. Der Import von Rindfleisch würde mich stärker beunruhigen als die Chlorhühner, ich wäre bei einem Angebot sehr vorsichtig.

Daneben beschäftigt das EU-Vertragspaket. Bis jetzt hat man wenig von Ihnen dazu gehört – wieso?

Für den Bauernverband ist es wichtig, dass wir fundiert Stellung beziehen und keine oberflächliche Beurteilung abgeben. Wir haben das Vertragswerk über den Sommer geprüft und machen nun intern eine Vernehmlassung. Ende Oktober wird die Landwirtschaftskammer darüber befinden. Grundsätzlich sind die bilateralen Verträge wichtig für die Schweiz, die EU ist unsere wichtigste Handelspartnerin. Auf der anderen Seite gibt es Bereiche, die uns Sorgen machen. Wir verlangen sicher ein doppeltes Mehr bei der Abstimmung.

Wird die Abstimmung zur Zerreissprobe für die Bäuerinnen und Bauern?

Es ist wichtig, dass wir uns mit dem Inhalt auseinandersetzen und nicht einfach aus dem Gefühl heraus entscheiden. Entscheidend ist, dass man am Schluss die parlamentarische Beratung akzeptiert und das Gesamtpaket nochmals würdigt. Bis jetzt ist es mir immer gelungen, den Verband geschlossen in die politische Diskussion zu führen.

Wir gross ist der Druck vonseiten SVP und Economiesuisse?

Der Druck besteht. Ich werde von allen Seiten angerufen.

Mir geht es aber um eine eigene Position – losgelöst von der SVP und von Economiesuisse.

Alle wollen den Bauernverband auf ihrer Seite haben. Mir geht es aber um eine eigene Position – losgelöst von der SVP und von Economiesuisse.

Sie äussern sich zum ersten Mal ausführlich seit der Nichtwahl in den Bundesrat. Haben Sie sich bewusst zurückgezogen?

Ja. Es war damals ein grosser Medienhype im Rahmen der Bundesratswahl. Es braucht dann eine gewisse Karenzfrist, bis sich auch Martin Pfister in seiner neuen Aufgabe eingearbeitet hat. Ich glaube, jetzt ist die Zeit da, um wieder in allen wichtigen Fragen Stellung zu nehmen.

Das Gespräch führte Simone Hulliger.

SRF 4 News, 16.9.2025, 13 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel