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Präsidentin EHC Biel Stéphanie Mérillat: «Beim Spiel bin ich Fan, danach Managerin»

Sie schwärmte einst selbst für die Biel-Spieler und ist nun (fast) die einzige Präsidentin eines Eishockeyklubs.

Die Eishockey-Meisterschaft ist wegen Corona stark beeinträchtigt, die Klubs wollen die Saison aber zu Ende spielen. Auch Stéphanie Mérillat, Co-Präsidentin des EHC Biel. Die 52-Jährige ist die einzige Frau neben Vicky Mantegazza beim HC Lugano, die einen Eishockeyklub führt.

Als Teenagerin schwärmte sie selbst für die Biel-Spieler und will sie nun zum Titel führen. Ein Gespräch mit der «Königin von Biel», wie sie auch genannt wird.

Stéphanie Mérillat

Co-Präsidentin EHC Biel

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Nach dem Aufstieg in die NLA 2008 trat Stéphanie Mérillat beim EHC Biel in den Verwaltungsrat. Erst als Vize-Präsidentin, seit 2019 als Co-Präsidentin. Sie leitet zudem gemeinsam mit ihrem Bruder das Familienunternehmen Merse Immo in Biel und ist Präsidentin der Serge Mérillat Stiftung, die lokale Talente in den Bereichen Sport, Musik und Kultur finanziell unterstützt.

SRF News: Es heisst, Sie seien eine prickelnde Persönlichkeit, die ständig lacht. Ist das so?

Stéphanie Mérillat: Viele Leute sagen, sie würden mich erst hören, bevor sie mich sehen (lacht). Ich glaube, ich bin jemand mit viel Leidenschaft, aber diesen ersten Eindruck habe ich gerne.

Sie gelten auch als Powerfrau, die ständig auf Hochtouren lebt.

(Lacht) Ich brauche diesen Strom. Deshalb ist mein Leben zwischen dem EHC Biel, der Immobilienfirma und der Familie gemischt und nie langweilig. Ohne dies wäre ich auch nicht die bekannte Frau.

Sie sind eine Powerfrau in einer männerdominierten Umgebung. Sie sind weiterhin die einzige Frau im Verwaltungsrat des EHCB und werden auch immer noch häufig darauf angesprochen. Nervt Sie das?

Nein, es zeigt, dass es wichtig ist. Auf Französisch sagt man: «le syndrome de l'imposteur», wenn man es uns oder sich nicht zutraut. Es gibt viele Frauen, die gerne möchten, aber unsicher sind und nicht wissen, ob sie dies organisatorisch können. Männer machen es einfach und schauen danach, wie sie es organisieren. Es ist wichtig zu zeigen, dass es als Frau machbar ist.

Als Teenager war ich total ‹in Love› mit jedem Spieler.

Es war Ihr Grossvater, der Sie zum EHC Biel brachte und mit an die Spiele nahm. Was macht die Leidenschaft EHCB bei Ihnen aus?

Jemand fragte mich einmal, ob ich dies auch für eine andere Mannschaft machen könnte. Das ist absolut unmöglich. Es begann mit den Spielen, der Atmosphäre. Als Teenager war ich total «in Love» mit jedem Spieler, vor allem mit Beat Cattaruzza – und das weiss er (lacht).

Die Aufstiegsnacht 2008 brachte Sie in den Verwaltungsrat. Sie beklagten sich, dass der EHC Biel zu wenig französischsprachig sei und seien dann zu beschwipst gewesen, ein eigenes Engagement abzulehnen?

In dieser Nacht waren alle sehr «müde» (lacht). Ich sagte: So ein deutschsprachiger Verein sei doch nicht möglich. Der Präsident der Donatoren meinte, ich könne ja etwas dagegen machen und so fing es an. Nun versuchen wir wirklich, alles zweisprachig zu machen.

Stephanie Mérillat neben Kevin Schläpfer
Legende: Stéphanie Mérillat war 2015 noch Vize-Präsidentin, als der damalige Biel-Trainer Kevin Schläpfer bekannt gab, auf den Posten des Nationaltrainers zu verzichten. Keystone

Sie leiten diesen Verein, seien in erster Linie aber ein Fan. Wie geht dieser Spagat?

Wenn gespielt wird, schreien wir mit, sind Fans. Den Rest der Woche sind wir Manager, Dirigenten des Klubs und sind professionell, das ist unser Job. Das ist manchmal kompliziert, denn wir sind mit gewissen Spielern befreundet. Wir müssen aber Distanz wahren, wenn es um Verträge geht. Da braucht es auch Mut, gewisse Grenzen zu setzen.

Wir versuchen, Schritt für Schritt eine Evolution zu machen.

Sie sagten einmal, Sie möchten so lange bleiben, bis es einen Titel gibt?

Es wäre mein grösstes Vergnügen, den Pokal in die Höhe zu stemmen. Ich und mein Co-Präsident sind bereit, noch zehn Jahre dabei zu bleiben. Beim EHC Biel machen wir keine Revolution, sondern versuchen, Schritt für Schritt eine Evolution zu machen. Mit unserem Budget kann man nicht immer top Spieler für hohe Saläre holen.

Sie werden in Medien auch «Königin von Biel» genannt. Mögen Sie das?

Ich wurde in einer Reportage so bezeichnet und dachte, das sei «too much». Ich fühle mich definitiv nicht wie die Königin von Biel (lacht). Aber es war in einer lustigen Art gemeint und so würde ich das annehmen. Aber ich bin nur Stéphanie von Biel und versuche, meinen Weg zu gehen.

Das Gespräch führte Marielle Gygax.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 04.01.2022, 17:30 Uhr ; 

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